Göttinger Bernd Neubauer veröffentlichte Reise-Essay über den Canyon de Chelly

Das Canyon de Chelly National Monument liegt im Nordosten des US-Bundesstaates Arizona nahe der Grenze zu New Mexico.
Göttingen – Nicht nur für die hier heimischen Navajos, auch für den Göttinger Bernd Neubauer ist dies ein ganz besonderer, ein mystisch-magischer Ort. Mit dem Buch „Sprechendes Land. Der Canyon de Chelly – Herz des Navajo Country“ hat Neubauer einen Reise-Essay mit kulturanthropologischem Anspruch veröffentlicht, in dem er sich der Wirkmächtigkeit dieser Felsschlucht sowie der Geschichte dieses für die Navajo so immens wichtigen Ortes widmet. Garniert wird das 32-seitige Werk mit Neubauers beeindruckenden Reise-Fotografien aus dem Schutzgebiet in Arizona.
„Our very existence as a people is dependent on our lands“ – „Unsere bloße Existenz als Volk ist abhängig von unseren Ländern“, mit diesem Zitat vom National Congress der amerikanischen Indianer beginnt Neubauers Buch. Und dieser Satz beinhaltet viel davon, was der Autor auf den folgenden knapp 30 Seiten erläutern will: Der Canyon de Chelly steht stellvertretend für einen identitätsstiftenden Ort, der nicht nur Heimat bedeutet, sondern einem ganzen Volk – in diesem Fall den Navajo, die den Canyon als Fundament für ihr Dasein betrachteten – das Überleben retten kann.

„Als ich den Canyon de Chelly zum ersten Mal besuchte, war das keine abstrakte, sondern tatsächlich eine körperliche Erfahrung. An diesem Ort ist Heimat physisch erfahrbar“, sagt Neubauer im Gespräch mit unserer Zeitung. Seitdem er 2013 zum ersten mal dort war, habe ihn der Ort und seine Historie „immer wieder getriggert“. Bereits in seinem Ethnologie-Studium habe er sich mit der Geschichte der Native Americans beschäftigt, nach der Reise ins Navajo-Reservat ließ Neubauer das Thema nicht mehr los.
So studierte der Autor und Fotograf Hintergründe zum Canyon de Chelly, zu den Navajos – und reiste sechs Jahre später noch einmal ins Herz des Navajo Country – so entstand der überaus interessant zu lesende Reisebericht, der nicht nur mit vielen Fotos, sondern auch mit historischen Details, Landkarten und wissenschaftlichen Diskursen angereichert ist. Der gleichermaßen unterhaltsame wie informative Essay zieht den Leser gleich in den Bann der „Felsschlucht“ – so die Übersetzung des Navajo-Begriffs „Tséyi’“, aus dem später „Chelly“ wurde.
„An diesem Ort ist Heimat physisch erfahrbar“
Denn Neubauer schafft es von Beginn an, eine Faszination für den Canyon zu wecken. Die Story beginnt mit der Rückkehr an den Ort, an dem er sich „richtig“ fühlt, für Neubauer ist es sechs Jahre nach seinem ersten Besuch sogar wie eine „Heimkehr“. Denn das Land spricht zu ihm: „Gut, dass du hier bist.“ Mit seiner bildhaften, einfühlsamen Sprache zieht der Autor den Leser gleich hinein in diese Geschichte, die für Westeuropäer im digitalen Zeitalter so viel Unbekanntes beinhaltet.
Der Leser erfährt, was den Canyon de Chelly zu so einem besonderen, religiös-mystischen Ort macht – für die Navajos und für Bernd Neubauer. Er sieht in der Felsschlucht, über den die Navajos ihr Dasein definieren, einen anthropologischen Ort, als eine Art Gegensatz zu der heute immer stärker ins Bewusstsein gerückten virtuellen Realität.
Bernd Neubauer: Sprechendes Land. Der Canyon de Chelly – Herz des Navajo Country, 32 Seiten, mit Fotos, 16,90 Euro
Bestellungen: Mail: bueroneubauer@gmx.de, Tel. 0551 / 50088238, vorrätig bei der Akademischen Buchhandlung Calvör sowie der Herderschen Buchhandlung in Göttingen. (ana)