Mietvertrag endet 2016
Göttinger Livemusik-Club "Exil" steht vor dem Aus
Göttingen. Mit dem Exil steht ein bekannter Göttinger Live-Musikclub vor dem Aus. Ende September 2016 endet der Mietvertrag für die Räume in der Prinzenstraße.
Früher war dort das Kino Capitol zu finden. Seit fast 13 Jahren treten an der Ecke Prinzenstraße/Stumpfebiel Rockmusiker sowie Blues- und Jazz-Künstler auf – doch nicht mehr lange. Inzwischen ist klar, dass sich in gut neun Monaten zum letzten Mal die Türen ins Exil öffnen.
Zum Aus für den Club, der für seine Live-Musik weit über die Grenzen Göttingens hinaus bekannt ist, führte laut Exil-Macherin Bea Roth insbesondere die hohe Miete und ein „Vermieter, der nicht unkooperativer hätte sein können“ Und weiter: „In diesem Jahr, in dem so viele Menschen auf der Flucht vor Terror und Gewalt sind, möchte ich nicht wirklich zynisch klingen, wenn ich behaupte, dass auch wie in all diesen Jahren oft das Gefühl hatten, auf der Flucht zu sein.“
Weitere Probleme gab es durch den Mindestlohn, der schon 2011 für die Gastronomie eingeführt wurde, steigende Kosten sowie sinkende Besucherzahlen.
Bea Roth hat inzwischen schon die Stammbesucher darüber informiert, dass der Club Ende September 2016 schließt. Das Rockbüro Göttingen befürchtet, dass mit dem Ende des Exils ein wesentliches Loch in die Göttinger Musikclub-Szene gerissen wird. Das Rockbüro stellt dem Exil fürs Kulturprogramm im laufenden Jahr 7500 Euro als Ausfallbürgschaft zur Verfügung. Dieser Betrag könnte auch für die Folgejahre zur Verfügung stehen.
„Es wäre schade, wenn Göttingen mit seinen vielen kreativen Bands, dem aufmerksamen und interessierten Publikum und inzwischen auch als Rock- und Popfestival etabliert, nicht mehr ein angemessenes Angebot an regelmäßiger Livemusik bieten könnte“, sagen Sascha Pelzel und Michael Schluff vom Göttinger Rockbüro. Sie setzen sich wie LiveKomm, der Bundesverband der Musikspielstätten, für einen Schutz von kleinen Live-Musikclubs ein.
Bereits Ende Februar vergangenen Jahres schloss der Live-Club Blooming Bar am Waageplatz, zum Jahreswechsel 2014/15 das Blue Note am Wilhelmsplatz. „Wir gucken dieser Stadt beim Sterben zu, was das Subkulturelle angeht“, sagt Exil-Macherin Bea Roth.
Sie hofft, dass sich eine neue Perspektive für einen Live-Club auftut. Gespräche und Verhandlungen für eine Übernahme der Räume des Blue Note haben sich allerdings zerschlagen. Die Suche geht weiter: Bea Roth hält engen Kontakt zum Fachbereich Kultur der Stadt und zum Göttingen Rockbüro.