Göttinger Uni-Projekt: 59 Zweit-Erden im All aufgespürt

Von einem Berg in Südspanien sind auch Forscher der Uni Göttingen auf der Suche nach Zweit-Erden. In den vergangenen Jahren wurden 59 dieser Planeten aufgespürt.
Göttingen – Vom 2168 Meter hohen Calar Alto nahe Almeria in Südspanien blicken die Forscher seit den 1950er-Jahren in die Tiefen des Weltalls. Das Calar-Alto-Observatorium eröffnet den Forschern fantastische Blicke in den Weltraum – so auf Schwarze Löcher und die mehr und mehr an Bedeutung gewinnenden Forschungsobjekte Exo-Planeten, auch Zweit-Erden genannt.
Allein in vier Jahren von 2016 bis 2020 spürte ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Göttingen 59 Exo-Planeten auf.
20.000 Beobachtungen für eine Stichprobe
20 000 Beobachtungen für eine Stichprobe von 362 nahen kühlen Sternen im Rahmen des internationalen Carmenes-Projekts ermöglichten die Entdeckung dieser 59 Exo-Planeten. Von diesen bewerten die Wissenschaftler ein Dutzend als potenziell lebensfreundlich.
Das Projekt mit Beteiligung der Uni Göttingen nutzt dabei ein Instrument des Calar-Alto-Observatoriums. Gesucht werden erdähnliche Exo-Planeten mit fester Oberfläche und gemäßigten Temperaturen sowie möglicherweise flüssiges Wasser auf der Oberfläche.
Spezielles wissenschaftliches Instrument
Das Carmenes-Instrument ist ein optischer und Nahinfrarot-Spektrograf´. Ein Gerät, das sowohl sichtbares als auch infrarotes Licht von den Objekten misst. Es wurde 2015 am Calar-Alto-Observatorium in Südspanien installiert, um in der Nähe von roten Zwergsternen erdähnliche Exo-Planeten zu finden
Mit dieser neuen Methode hat Carmenes bisher 17 bekannte Planeten neu analysiert und 59 neue Planeten in der Nähe unseres Sonnensystems entdeckt und bestätigt.
„Mit dieser neuen Methode hat Carmenes bisher 17 bekannte Planeten neu analysiert und 59 neue Planeten in der Nähe unseres Sonnensystems entdeckt und bestätigt“, sagt Studien-Erstautor Prof. Dr. Ignasi Ribas vom Institut d’Estudis Espacials de Catalunya (IEEC).
Zahl der bekannten Exo-Planeten verdoppelt
Das Projekt hat somit die Zahl der bekannten Exo-Planeten in der Nähe kühler Sterne verdoppelt. Dabei wurde fast die Hälfte aller Sterne in der Sonnenumgebung beobachtet. Weitere können nur von der südlichen Hemisphäre aus beobachtet werden. Darüber hinaus liefern die gewonnenen Spektren auch äußerst wertvolle Informationen über die Atmosphären der Sterne und ihrer Planeten.
„Die wissenschaftlichen Daten des Carmenes-Projekts liefern Einblick in eine Welt von Planeten, die uns bisher verborgen geblieben ist“, sagt Professor Ansgar Reiners, Zweitautor der Studie und Sprecher der DFG-Forschungsgruppe. „Besonders interessieren uns aber auch die Sterne, bei denen sich die Planeten befinden. Neben den Planetenentdeckungen haben wir sehr viel über die Physik der Sterne gelernt, wobei insbesondere die magnetischen Eigenschaften und ihre Auswirkungen auf die mögliche Bewohnbarkeit von Planeten interessant sind.“
Institut für Astrophysik und Geophysik sorgt für Verbreitung der Daten
Das Institut für Astrophysik und Geophysik der Uni Göttingen sorgt für die Verarbeitung der Daten und die Kalibrierung des Instruments. Zur Auswertung der wissenschaftlichen Daten finanziert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Forschungsgruppe „Blue Planets around Red Stars“, die in Göttingen koordiniert wird.
100 Forschende an Veröffentlichung beteiligt
Bei der Veröffentlichung, an der 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von mehr als 30 Forschungszentren beteiligt waren, handelt es sich um den 100. Artikel des Projekts. Das Carmenes-Projekt wird seit 2021 als „Carmenes Legacy-Plus“ fortgesetzt. Die Beobachtungen laufen mindestens bis Ende 2023. Informationen sind hier zu finden.
Originalveröffentlichung: Ignasi Ribas et al. The CARMENES search for exoplanets around M dwarfs. Guaranteed time observations data release 1 (2016-2020). Astronomy & Astrophysics 2023. Weitere Informationen gibt es hier. (Thomas Kopietz)
Astrophysiker der Universität Göttingen betreiben mit dem Hobby-Eberly-Teleskop in Texas eines der größten Teleskope der Welt. Dieses liefert wichtige Erkenntnisse zur Entstehung der Erde und Planeten.