Klare Meinungen zum Aus des NDR 2-Soundcheck in Göttingen: Lieber Festival statt ESC

Das NDR 2-Soundcheck-Festival in Göttingen ist Geschichte. So reagieren Politiker, Besucher und HNA-Leser auf das Aus des Musik-Events.
Göttingen – Das Aus für das NDR 2-Soundcheck-Festival sorgt weiter für Diskussionen und für Betroffenheit bei vielen Musikfreunden, HNA-Lesern und bei Politikern.
Hat die Stadt nicht alles getan, um das erfolgreiche „NDR-2-Soundcheck-Festival“ in Göttingen zu halten? Das fragt der Bundestagsabgeordnete Fritz Güntzler (CDU). Er bedauert das Aus und stellt Fragen bezüglich der Hintergründe, die beim NDR und der Stadt Göttingen zu dieser Entscheidung geführt haben.
Aus des NDR 2-Soundcheck-Festival in Göttingen: Hat die Stadt alles getan?
„Ich bedauere sehr, dass der NDR entschieden hat, das Festival einzustellen“, sagt Güntzler, der von 2008 bis 2017 Mitglied im NDR-Rundfunkrat war. Er sei „entscheidend“ daran beteiligt gewesen, dass sich der NDR vor mehr als zehn Jahren für Göttingen als „Soundcheck“-Ausrichtungsort entschieden hatte.
„Die überregionale Bedeutung des Festivals war unglaublich. Ein toller Werbeträger für unsere Universitätsstadt. Wir alle hatten gehofft, dass das Festival nach der Corona-Pause in Göttingen wieder durchstarten könnte.“ 2022 habe es noch geklungen, als ob das möglich sein könnte. Das Aus sei traurig für Göttingen als Kulturstadt und besonders für die vielen Jugendlichen, „die durch die Corona-Jahre schon viel verloren haben“.

Für Güntzler bleiben Fragen: Ob es eine Rolle gespielt hat, dass mit dem Otfried-Müller-Haus (Junges Theater) und der Stadthalle zwei Bühnen nicht bespielbar waren. „Wäre es anders gekommen, wenn 2022 oder zumindest 2023 beide Spielstätten verfügbar gewesen wären?“ fragt der Politiker, der auch wissen will, ob die Stadt vor Ort mit allen Akteuren gesprochen habe, um so dem NDR mehr Sponsoren für das Festival zu verschaffen.
Die überregionale Bedeutung des Festivals war unglaublich.
Wie Fritz Güntzler ist auch Dagmar Sakowsky von den Grünen und Mitglied im Ausschuss für Kultur und Wissenschaft enttäuscht, dass ein wichtiges Kulturangebot verloren geht: „Mit dem Aus des Festivals verliert Göttingen das einzige überregional sichtbare Musikangebot für junge Menschen.“ Das sei schade, denn die Stadt brauche solche Erlebnisse und Angebote.
Es sei „mehr als schade“, dass eine Stadt wie Göttingen, in der so viele junge Menschen leben, ein solches Festival für Nachwuchs-Musikerinnen und -musiker nicht mehr bieten könne, sagt Sakowsky, die auch von dem Werbewert des „Soundchecks“ überzeugt war.

Das Festival habe von Jung bis Alt viele Menschen auch über die Grenzen Göttingen hinaus begeistert. Die vom NDR und der Oberbürgermeisterin genannten Gründe für die Negativentscheidung hält sie für „nachvollziehbar“.
Das NDR 2-Soundcheck-Festival kommt nicht zurück nach Göttingen
Die Grünen sind gespannt auf das neue Format, das der NDR in Kooperation mit der Stadt ausarbeiten wird. „Im Herbst eröffnen wir die dann frisch sanierte Stadthalle. Und die will mit Leben gefüllt werden, mit Musik und Freude, auch mit Hochkultur – aber eben nicht nur“, gibt Sakowsky zu bedenken.
Auch die HNA-Leser sind traurig über das Ende des Soundcheck-Festivals in Göttingen: „Ein großer Verlust für Göttingen, aber auch für den NDR. So ein erfolgreiches Festival einzustampfen, ist hart und man wünscht sich, es wäre an anderer Stelle gespart worden“, schreibt Tanja Haase via Facebook.
Ihre Kritik am NDR unterstreichen auch andere, die besonders die Verwendung der Gebühren anprangern: „Tja dann sollen sie die GEZ abschaffen, wenn nicht mal mehr das drinnen ist“, schreibt „Chri Stian“.
Kein „Soundcheck-Festival“ mehr in Göttingen: HNA-Leser kritisieren Verwendung der Rundfunkgebühren
Andreas Graupner hat einen Vorschlag. „Dann soll der NDR aus dem ESC (Anm. d. Red.: Eurovision Song Contest) aussteigen und das Geld in Göttingen investieren.“ Einen Ausstieg Deutschlands aus dem ESC hat übrigens auch der große Thomas Gottschalk ins Gespräch gebracht.
„Lale Lu“ schreibt: „Dann entscheide ich mich dagegen weiterhin Gebühren zu zahlen. Keine Entscheidung gegen den NDR, wie ich betonen möchte, sondern eine rein betriebswirtschaftliche Entscheidung.“
Es soll eine Alternative zum eingestellten NDR 2-Soundcheck-Festival geben
Und Clau Di Zierenberg hat beschlossen: „Schade! Da wechsle ich doch auch gleich den Radiosender!“ Melanie Radke zeigt sich ironisch: „Hauptsache ist doch, dass die NDR-Sommertour mit hoch dotierten Künstlern wie der Goombay Dance Band und Elfi Ömmel aufwarten kann.“
Bleibt das Fazit von Noah Burkhardt: „Sehr schade, aber vielleicht passiert ja noch ein Wunder in den nächsten Jahren. Es war einer der schönsten Festivals in Göttingen, wo ich mich jedes Jahr aufs Neue gefreut habe. Die Alternative stars.ndr2 – songs & stories, falls sie kommt, wird wahrscheinlich niemals so gut wie NDR2-Soundcheck Göttingen sein.“ (Thomas Kopietz)