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Unangekündigt: Junge Klimaaktivisten gestalten Forum Wissen in Göttingen um

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Von: Stefan Rampfel

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Unangekündigte Aktion: Aktivisten der Göttinger Gruppe von „EndFossil: Occupy!“ gestaltete einen Teil der Ausstellung im Forum Wissen um.
Unangekündigte Aktion: Aktivisten der Göttinger Gruppe von „EndFossil: Occupy!“ gestaltete einen Teil der Ausstellung im Forum Wissen um. © Stefan Rampfel

Eine unangekündigte Aktion gibt es im Forum Wissen in Göttingen. Etwa 35 Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten gestalten Räume des Museums um.

Göttingen – Die Gruppe „EndFossil: Occupy!“ hat am Freitag in den frühen Nachmittagsstunden das Forum Wissen an der Berliner Straße in Göttingen für eine neue unangekündigte Aktion genutzt.  Insgesamt 35 Aktivisten, darunter viele Schüler und Studenten, waren beteiligt.

Nach ersten Informationen haben sie sieben Räume der Basisausstellung im ersten Obergeschoss zu einer sogenannten Sonderausstellung umgestaltet. Es handele sich ausdrücklich um keine Besetzung, wie die Aktivisten mitteilen. Sollten die Verantwortlichen des Museums die Polizei hinzuziehen, so werde den Anweisungen Folge geleistet, heißt es.

Neue Aktionsform wird erprobt

Die jungen Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten wollen mit der Aktion Menschen dazu ermutigen, vom Wissen über die Klimakrise zum Handeln zu kommen. Dafür werde nun diese völlig neue Aktionsform erprobt. Geplant ist es, die umgestalteten Räume bis Sonntagabend so beizubehalten. Eine Übernachtung der Aktivisten solle nicht stattfinden. Man hofft auf die Kooperation des Museums.

Die Gruppe „EndFossil:Occupy!“ zeichnete bereits für mehrere Aktionen in Göttingen verantwortlich. Im Herbst 2022 wurden der größte Hörsaal der Universität und drei Schulen besetzt – alle besetzten Bereiche wurden für diese Zeit zu einem offenen Räumen des Klimas umgestaltet.

Studentische Vollversammlung

Bei Vorträgen, Diskussionsrunden, Workshops und einer studentischen Vollversammlung wurden nach Darstellung der Aktivisten Diskursräume zu Klimagerechtigkeit geschaffen und Menschen ermutigt, selbst aktiv zu werden.

Wir verwenden als Gruppe unter anderem das Instrument der Besetzung, um zum Ausdruck zu geben, dass es kein ´Weiter so‘ geben darf.

Ein Sprecher der Göttinger Gruppe von „EndFossil: Occupy!“

„Wir verwenden als Gruppe unter anderem das Instrument der Besetzung, um zum Ausdruck zu geben, dass es kein ´Weiter so‘ geben darf“, sagte ein Sprecher der Gruppe. „Wir erleben als Menschheit eine existenzielle Krise und müssen jetzt handeln, um schlimmste Folgen abzuwenden.“

Man stelle sich nicht gegen Forschung und Lehre – im Gegenteil: „Wir fordern, die wissenschaftlichen Einschätzungen der Lage ernst zu nehmen.“ Als „Fridays for Future“ hätten die Aktivisten drei Jahre lang Schulen und Universitäten bestreikt, ohne langfristige Effekte zu sehen. Jetzt würde die Gruppe EndFossil:Occupy! den Streik auf das nächste Level bringen.

Intensive Beschäftigung mit dem Thema

Die Gruppe hatte sich im Vorfeld intensiv mit dem Thema beschäftigt. Wir haben versucht, unsere Botschaften in möglichst einfacher, aber trotzdem präziser Sprache zu erklären. Dabei wurde Bezug genommen auf die jeweiligen Räume und Ausstellungsstücke. So werden im Raum „Holzweg“ von den Klimaaktivisten Scheinlösungen präsentiert, die die fossile Industrie benutzt.

Die bestehenden Exponate der Ausstellung wurden nicht beschädigt. Vitrinen wurden umhüllt, neue Stellwände mit Informationen zum Thema Klimaschutz aufgestellt. Es gibt Bereiche mit Informationen, Reflexionen und Räume zur Diskussion sowie zum Mitmachen. Schon auf der Treppe zum ersten Obergeschoss sind viele Botschaften und Zitate zum Thema Klimaschutz zu lesen. Und eine Nachricht gerichtet an den Präsidenten der Göttinger Universität, Prof. Dr. Metin Tolan: „Leider hast Du die Chance verpasst, mit so viel Geld einen Fokus auf das Klima zu setzen ...“ heißt es darin.

So funktionieren Proteste. Wir wollen ein Haus sein, das zur Partizipation einlädt. Deswegen will ich nicht darüber meckern.

rof. Dr. Christoph Bleidorn, wissenschaftlicher Leiter des Forum Wissen

Prof. Dr. Christoph Bleidorn, wissenschaftlicher Leiter des Forums Wissen, zeigte sich beeindruckt von der unangekündigten Aktion: „So funktionieren Proteste. Wir wollen ein Haus sein, das zur Partizipation einlädt. Deswegen will ich nicht darüber meckern.“

Zufällig vor Ort waren auch die beiden Grünen-Landtagsabgeordneten Marie Kollenrott und Pippa Schneider, die einen Termin mit Prof. Dr. Christoph Bleidorn hatten. „Wir finden die Aktion spannend, denn uns liegt Klimaschutz am Herzen, insbesondere die Ziele, für die die Bewegung hier kämpft“, sagt Pippa Schneider. „Ich habe schnell gemerkt, dass Professor Bleidorn und sein Team sehr professionell und freundlich mit der Situation umgegangen sind“, ergänzt Marie Kollenrott.

Forum Wissen: Interdisziplinäres Universitätsmuseum

Das Forum Wissen ist ein interdisziplinäres Universitätsmuseum, das im Sommer vergangenen Jahres eröffnet wurde. Für das neue Wissensmuseum der Georg-August-Universität Göttingen wurde das 1877 ursprünglich als Naturhistorisches Museum errichtete Gebäude ab 2017 umgenutzt und dazu vollständig umgebaut. Grundlage der über 1500 Ausstellungsstücke in zwölf „Räumen des Wissens“ sind die über 70 akademischen Sammlungen der Universität. (Stefan Rampfel)

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