Wut und Verständnis über Protest: Klima-Aktivisten blockierten Kreuzung in Göttingen

Wütende Autofahrer und eine blockierte Kreuzung. Für Viele beginnt der Weg zur Arbeit am Donnerstag in Göttingen genau so.
Göttingen – Verkehrschaos in der Göttinger Innenstadt am Donnerstag (09.02.2023). Der Grund: Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ blockierten die Kreuzung am Groner Tor – auf der Fahrbahn Festkleben inklusive.
Dies stieß vielen, die durch die Blockade nicht weiterfahren konnten, sauer auf. Nicht selten schlägt den Klimaaktivisten Hass und Aggression entgegen. So auch an diesem Morgen in Göttingen. Ein vorbeifahrender Autofahrer schrie, dass „die Idioten mit Jauche überkippt“ werden sollten.
„Letzte Generation“ blockieren Kreuzung in Göttingen: Viel Hass und Wut gegen Aktivisten
Ein Lkw-Fahrer bemerkte zu einem Polizisten gewandt, dass er Schotter geladen hätte und diesen doch auf die Demonstranten abladen könne. Vereinzelt versuchten, die Wartenden auch direkt mit den Klimaaktivisten ins Gespräch zu kommen.

„Jeder ist für Klimaschutz, aber es gibt auch Menschen, die zur Arbeit müssen“, schimpfte eine Autofahrerin. Ein Arzt aus einer umliegenden Praxis, der sich nicht weiter äußern wollte, versuchte, an einen Aktivisten zu appellieren, dass Rentner oder Betroffene durch die Blockade nicht zu seiner Praxis gelangen könnten und er von dieser Art des Protestes absolut nichts halte.
Doch vereinzelt treffen die Protestaktionen bei wartenden Autofahrern auch auf Verständnis. „Ich finde zivilen Ungehorsam richtig und kann die Ängste der jungen Menschen verstehen“, so Lars Kreike. Dennoch würde er sich mehr Zielführung bei den Protesten wünschen. Es sei sinnvoller, die Forderungen weiter zu konkretisieren, als sich hier nur mit einem Banner auf die Straße zu setzen.
Protestaktion der „Letzten Generation“ in Göttingen: Polizei und Feuerwehr waren im Einsatz
Die Aktivistinnen könnten den Ärger verstehen, es sei ihnen aber wichtig, mit diesen Aktionen eine noch schlimmere Katastrophe zu verhindern. „Unsere Bundesregierung reagiert einfach nicht schnell genug“, sagte der Klimaaktivist Lukas K.
Zwar sei das 9-Euro-Ticket schön und gut gewesen, aber es sei notwendig noch viel mehr zu tun, wie zum Beispiel das Einführen eines Tempolimits. „Ich habe Angst vor der Zukunft.“
Ich habe Angst vor der Zukunft.
Derselben Meinung ist auch Rosa Reinisch (33), wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Göttingen, die auch auf der Bürgerstraße demonstrierte: „Die Zeit wird immer knapper, eine noch größere Katastrophe zu verhindern“, mahnt Reinisch. Es blieben noch ein bis zwei Jahre, um etwas bewegen zu können.
Die Göttinger Berufsfeuerwehr rückte mit Einsatzkräften aus, um die mit Sekundenkleber festgeklebten Hände von der Fahrbahn zu lösen.
Die nicht angeklebten Demonstranten wurden nach mehrmaliger Aufforderung der Polizei, die Fahrbahn zu räumen, von Beamten weggetragen. Die Personalien der Demonstrierenden wurden nachträglich durch Polizeibeamte aufgenommen. (Marvin Hinrichsen)