Klima-Aktivisten besetzen Gymnasium in Göttingen – Schule will „Spielregeln eingehalten“ sehen

Erneut besetzt die Initiative „End Fossil: Occupy!“ ein Gymnasium in Göttingen. Sie wollen die Aktion mindestens bis Freitag fortsetzen.
Göttingen – Aus Protest gegen ihrer Ansicht nach unzureichenden Klimaschutz haben Schülerinnen und Schüler der Initiative „End Fossil: Occupy!“ am Montag Teile des Göttinger Otto-Hahn-Gymnasiums besetzt. Die obere Pausenhalle der Schule sei mit Sofas, Matratzen und anderen Schlaf- und Sitzmöglichkeiten eingerichtet worden, teilte die Gruppe mit.
Die Besetzung soll nach ersten Informationen voraussichtlich mindestens bis Freitag andauern. Möglicherweise soll es in dieser Woche noch weitere Aktionen dieser Art an anderen Schulen geben.
Spielregeln müssen eingehalten werden
„Wir dulden die Aktion, solange die Spielregeln eingehalten werden“, sagte Schulleiterin Rita Engels dieser Zeitung. Dazu gehört beispielsweise, dass der Unterricht in den Klassen nicht gestört wird. Das schriftliche Abitur, das in dieser Woche ebenfalls stattfindet, wird nicht gestört, weil die Prüflinge in einem separaten Bereich schreiben. Engels macht mit Blick auf die Arbeit an der Schule deutlich: „Es ist insgesamt unruhiger.“ Aus ihrer Sicht ist ein Angebot der Diskussion zum Thema Klimaschutz sinnvoll.
Wir dulden die Aktion, solange die Spielregeln eingehalten werden.
Engels will aber auch erreichen, dass über die Frage diskutiert wie sich der Protest „im rechtssicheren Raum“ darstellen lässt. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass das Thema Klimaschutz ohnehin schon eine wichtige Rolle an ihrer Schule spiele. Als Beispiel führte sie eine Projektwoche zu Beginn des aktuelle Schuljahres an.
Vortragsangebot ab Dienstag
Ab Dienstag ist in der Schule ein umfangreiches Vortragsangebot geplant, das von End Fossil: Occupy!“ organisiert wird. Dabei soll es nach Angaben der beide Pressesprecherinnen Klara (19) und Tara (15) unter anderem um die Themenbereiche Klimagerechtigkeit und Alternativen zum Wirtschaftssystem gehen.
„Wir wollen viele Schüler erreichen“, sagen die beiden Aktivistinnen. Und: Die Gruppe macht deutlich, dass nur etwas erreicht werden könne, „wenn wir viele Jugendliche hinter uns haben“. Klara und Tara berichten zudem, dass auf einen „Jugend-Generalstreik“ hingearbeitet werde.
Auch für Verpflegung ist gesorgt
Bei der Aktion ist in dem Gymnasium natürlich auch für Verpflegung gesorgt. Dabei helfen unter anderem das Cateringhaus, die Soli-Küche, die Bio-Kantine Elkershausen sowie Spender.
„Zudem wurde die Besetzung mit Transparenten, Lichterketten und Pflanzen geschmückt, um einen Raum zu schaffen, an dem sich alle wohlfühlen und über ihre Gedanken und Ängste zum Thema Klimakrise reden können“, hieß es.
Thema Klimakrise
„So, wie es ist, geht es nicht weiter“, sagte einer der Besetzer. Seit langem versuchten Millionen Menschen auf der ganzen Welt ihre Regierungen in Sachen Klimaschutz endlich zum Handeln zu bringen: „Mit jedem Tag, an dem unsere Regierung nichts Zielführendes gegen die Klimakrise und für eine klimagerechte Welt unternimmt, sterben Hunderte Menschen im Globalen Süden an Fluten, Waldbränden und Tornados. Und all das nur, weil wir im Globalen Norden lieber weiter Autobahnen ausbauen und weiter Braunkohle fördern, anstatt endlich vernünftige Schritte zu gehen, um die fossile Ära zu beenden.“
Eine Besetzerin fügte an: „Wir lernen inzwischen in der Schule nur noch unter Leistungsdruck für die nächsten Klausuren und arbeiten unsere komplette Schulzeit auf einen Abschluss hin.“ Die Perspektive für die Zukunft sei aber die Klimakrise. „Doch wir lernen nicht dafür, sondern für ein Wirtschaftssystem, welches diese Perspektive nur noch verstärkt! Eine andere Wahl, als unseren Protest in die Schulen zu tragen, um endlich eine notwendige, wirkliche Veränderung herbeizuführen, haben wir nicht.“
Mehrere Aktionen in den vergangenen Wochen
„End Fossil: Occupy!“ hatte in den vergangenen Monaten in Göttingen bereits unter anderem das Felix-Klein-Gymnasium und die Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule sowie den größten Hörsaal der Universität besetzt. (Bernd Schlegel, mit epd)