König überreicht Stefan Hell aus Göttingen den Nobelpreis

Stockholm/Göttingen. Aus der Hand von Schwedens König Carl XVI. Gustaf hat der Göttinger Physiker Prof. Dr. Stefan Hell am Mittwochnachmittag den Nobelpreis für Chemie erhalten.
Der Direktor des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie und die beiden Amerikaner Eric Betzig und William Moerner bekamen die Auszeichnung für die Erfindung superauflösender Mikroskopie. Damit kann man in lebende Zellen blicken und Abläufe bei Krankheiten wie Alzheimer beobachten.
Der schwedische König überreichte zudem die Nobelpreise für Medizin, Physik, Wirtschaftswissenschaft und Literatur. Alle Preise sind mit je acht Millionen schwedischen Kronen (860.000 Euro) dotiert.
Reportage von der Live-Übertragung
16.35 Uhr. Das Licht im Manfred-Eigen-Saal erlischt. Die Live-Übertragung der Nobelpreisvergaben beginnt. Im Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen fiebern 200 Mitarbeiter, aber auch Ehemalige mit ihrem Stefan Hell mit, der in wenigen Minuten den Nobelpreis für Chemie erhalten wird. Als die Kamera den sichtlich bewegten Stefan Hell und im neuen, dem Dresscode entsprechenden, Smoking gekleidet das erste Mal einfängt, brandet im Saal des MPI Beifall auf.
„Wir sind sehr gespannt, fast so, als wären wir in Stockholm dabei“, sagt Mitarbeiterin Jennifer-Magdalena Masch.
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Für sie und ihre Kollegen geht die Arbeit seit der Bekanntgabe der Preisverleihung an Stefan Hall, Anfang Oktober, weiter wie gehabt. Mit kleinen Änderungen: Wir werden bei Bestellungen schneller bedient, hat Masch festgestellt. Auch die Medienaufmerksamkeit ist gewachsen, Interviews, Foto-Termine, Filmaufnahmen - das gehörte in den vergangenen Wochen und Tagen zum Alltag. Mitarbeiterinnen wie Silvia Arroyo-Cameyo haben gelernt damit umzugehen. „Wir haben auch auf diesem Feld Erfahrungen gesammelt“. Gestört hat es sich nicht, auch wenn vor allem die Dreharbeiten manchmal mühsam waren.
Die Physiker sind in Stockholm die ersten, die geehrt werden. Eigentlich hätte Stefan Hell mit seinem Prinzip der Überwindung der optischen Lichtbeugungsgrenze nach Ernst Abbe auch zu den geehrten Physikern gehören können. Am MPI war man darauf vorbereitet. Die Presseunterlagen lagen vor.
Doch Physiker Hell wird im Bereich Chemie geehrt. „Es geht um die Moleküle und deren Beeinflussung - das ist Chemie“, hatte er schon nach der Bekanntgabe im Oktober erklärt.
Hell sei einfach dran gewesen, den Nobelpreis zu erhalten, ob in Chemie oder Physik, das sei egal, sagt ein Zuschauer im Eigen-Saal - und trifft den Kern. Hell hatte fast alle renommierten Preise abgeräumt, bis auf den Nobelpreis.
17.00 Uhr. Jetzt nimmt er mit seinen amerikanischen Kollegen Eric Betzig und William Moerner den Nobelpreis entgegen. Mit 51 hat er den Gipfel seiner Karriere erklommen, sehr früh. Riesenbeifall im Saal. Blitzlicht. Freude, Luftschlangen werden geworfen. Und: Die ersten brechen auf: die Forschungsarbeit ruft.
Nun erwarten die MPI-Mitarbeiter und Freunde Stefan Hell zurück - am 18. wird der zurückkehren. „Wir werden feiern“, sagt Klaus Gwosch. Wo und wie wird noch nicht verraten. Und danach – so hoffen sie – wird Stefan Hell, auch wieder häufiger im Institut sein – er wird als Chef gebraucht. Die Besprechungsrunden mussten zuletzt oft ohne ihn laufen. Wir arbeiten zwar selbstständig, aber die Abstimmung mit ihm brauchen wir immer wieder, sagt Klaus Gwosch.
Die Idee ist von ihm, aber danach haben ganz viele ganz intensiv mitgearbeitet. Den Preis nimmt Hell stellvertretend für alle entgegen.(bsc/dpa/tko)
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