HNA-Meinung
Kommentar zur geforderten Transplantationsschließung: "Unsinniger Vorschlag"
Göttingen. Die Krankenkassen in Niedersachsen fordern die Schließung der Transplantationsmedizin im Uni-Klinikum Göttingen. Dazu ein Kommentar von HNA-Redakteur Thomas Kopietz.
Diese Forderung kommt nicht nur zur Unzeit, sie ist auch unverständlich und somit unnütz. Der Leiter des Verbandes der Ersatzkassen in Niedersachsen, Jörg Niemann, glaubt, dass mit dem Dichtmachen der Transplantationsmedizin an der Univrsitätsmedizin Göttingen (UMG) ein Zeichen gesetzt werden kann: für die Menschen, die das Vertrauen in die Organspende verloren haben.
Niemanns Logik ist eine simple: Dichtmachen und alles ist vergessen. So einfach ist das nicht. Denn Vertrauen kehrt nur langsam zurück. Es bedarf überzeugenderer Verhaltensweisen und Aktionen, als eines plumpen, populistischen Vorschlags.
Bei einer Schließung jedenfalls gäbe es auch Leidtragende, schwerstkranke Patienten, die nicht mehr in Göttingen transplantiert werden könnten. Dazu
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kommen die vielen leberkranken Menschen aus dem Vier-Länder-Eck, die in der UMG untersucht, betreut und – in seltenen Fällen – auch transplantiert werden. Diesen Menschen aus einem großen Einzugsgebiet würde die wohnortnahe Versorgung unmöglich gemacht.
Auch daran sollte Herr Niemann denken, der ja schließlich auch Vertreter der Menschen ist, die in den Krankenkassen versichert sind.
Bleibt die Frage, warum Niemann mit dem Vorschlag in einer hannoverschen Zeitung herausrückte. Vielleicht spielt die Situation der mit Göttingen konkurrierenden Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eine Rolle. In Hannover wird überlegt, wie die wirtschaftlich nicht auf Rosen gebettete MHH gestärkt werden könnte. Mehr Transplantationen in dem großen Zentrum wären eine Möglichkeit.
In Göttingen wäre der Verlust des nach dem Skandal neu organisierten Transplantationszentrums wirtschaftlich kein großer Verlust: Der Anteil an den Gesamterlösen beträgt unter ein Prozent.
Aber, wie gesagt, der Wegfall an der UMG würde viele kranken Menschen hart treffen. Das muss und das darf nicht sein.
Übrigens: In Hannover schreiben alle größeren Krankenhäuser und Kliniken rote Zahlen. In Göttingen hingegen drehen das Weender Krankenhaus und die Universitätsmedizin – noch – nicht im roten Bereich. tko@hna.de