Kurzfilmwettbewerb mit Göttinger Schülern: Besser als Hollywood

Professionelle Videoproduktion steht bei zwei Göttinger Klassen auf dem Stundenplan. Dabei lernen die Schüler Tricks von Profis.
Göttingen – Wie drehe ich ein professionelles Video, welche Beleuchtung ist sinnvoll und wie schneide ich einen Film? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler der Klassen 7a und 7b der Martin-Luther-King Schule in Göttingen.
Zweitägiger Workshop für Schüler
In einem zweitägigen Workshop lernen sie von Sascha Prinz vom Verein Blickwechsel Göttingen, worauf es beim Erstellen von Filmen ankommt. Die Schüler hatten den Workshop gewonnen, weil sie eine Filmidee für den Kurzfilmwettbewerb „ganz schön lost“ beim Verein Blickwechsel eingereicht haben. Gemeinsam mit Filmemacher und Medienpädagoge Sascha Prinz setzen die Schüler ihre Idee nun um, den fertigen Film reicht die Gruppe dann beim Wettbewerb ein.
„Wir filmen und schneiden mit Ipads. Mit den Geräten kennen sich die Schüler sowieso bestens aus. Doch unsere Arbeit zeigt ihnen, dass man die nicht nur zum Spaß nutzen, sondern damit auch etwas produzieren kann“, sagt Prinz.
Beim Filmen ist Geduld gefragt
Die Schüler lernen in dem Workshop außerdem, dass zum Erstellen von Filmen Geduld gefragt ist: „Für 49 Sekunden Filmmaterial haben wir gut zweieinhalb Stunden benötigt – was im internationalen Vergleich sehr gut ist: Hollywood braucht da länger“, sagt Prinz. Ihr Kurzfilm „Lost, loster, am lostesten – oder auch nicht“ handelt von dem Gefühl, sich verloren – also „lost“ (aus dem Englischen) – zu fühlen.
Dabei nehmen die Schüler verschiedene Ursachen in den Blick: Ein Aspekt ist ihr eigenes Gefühl von Verlorenheit aufgrund der anstehenden Schließung ihrer Schule. Das Land Niedersachsen hat beschlossen, dass Förderschulen mit dem Schwerpunkt „Lernen“ zum 31. Juli 2028 schließen müssen – davon ist auch die Göttinger Schule betroffen.
Zukunft der Schule beschäftigt Jugendliche
„Ich finde es schade, dass es unsere Schule bald nicht mehr geben wird. Auf einer normalen Schule würden wir bestimmt schlechtere Noten schreiben und dann vielleicht von den anderen Schülern gemobbt werden“, sagt der 13-jährige Nico. Vor dem Hintergrund, dass die Tage für seine Schule gezählt sind, genießt er das Angebot des Workshops umso mehr. Auch der ebenfalls 13-jährige Vincent hat Freude an der Arbeit mit der Kamera: „Das Filmen und Schneiden macht Spaß und ich lerne viel Neues, das ich vorher noch nicht konnte.“
Die Schülerinnen und Schüler schlüpfen auch in die Rolle der Darsteller. Das gefällt Vincent aber nicht so gut: „Als Schauspieler habe ich immer ein bisschen Herzklopfen, weil es ungewohnt ist, gefilmt zu werden.“
Fertiges Projekt entsteht
Das Schöne an dem Projekt sei, dass die Schüler am Ende ein Produkt – den fertigen Film – haben, den sie Mama, Papa und Freunden zeigen können, findet Prinz. Und vielleicht schafft es der Film der Göttinger Schüler auch auf die große Kinoleinwand in Hannover: Dort werden Filmpreise für die besten Videos des Kurzfilmwettbewerbs „ganz schön lost“ vergeben. Landesweit beteiligen sich bereits 148 Filmteams an dem einmaligen inklusiven Projekt, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins Blickwechsel, der die Workshops gemeinsam mit dem Königsworth Medienbüro Hannover organisiert. Als Hauptgewinn winkt eine Reise nach Berlin und der Besuch des Filmparks Babelsberg.
Schulleiter Sven Sandner zeigt sich beeindruckt von der Arbeit der Schüler: „Ich finde es klasse, wie souverän die Schülerinnen und Schüler die Arbeit mit der Kamera machen.“ Dieser Workshop sei eine tolle Möglichkeit für die Schüler, einen anderen Blickwinkel einzunehmen und etwas Neues zu lernen. Weitere Infos gibt es hier. (Hannah Köllen)