Studie aus Göttingen: Passgenaue Masken schützen vor Corona-Infektion

Ein Team aus dem Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS) in Göttingen weist in einer Studie die hohe Wirksamkeit von Masken nach.
Göttingen – Die vierte Pandemiewelle rollt mit Wucht und die fünfte, maßgeblich initiiert von dem neuen Corona-Mutanten Omikron dürfte noch im Winter die Infektionszahlen erneut befeuern. Nicht neu ist, dass Mund-Nase-Bedeckungen, also medizinische OP- und FFP2-Masken vor Infektionen schützen. Ein Team aus dem Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS) in Göttingen weist nun nach, wie gut welche Masken bei welcher Tragweise schützen.
Kürzlich hatte MPIDS-Direktor Professor Eberhard Bodenschatz gegenüber unserer Zeitung betont, dass ein Weihnachtsmarktbesuch ohne Maske durchaus größere Infektionsgefahren für die Menschen berge – damit hatte er auch Wissenschaftlern widersprochen, die die Kontakte unter freiem Himmel als weniger risikobehaftet bewerteten. Bodenschatz aber argumentierte auf Basis harter Daten.
Corona in Göttingen: Maske schützt vor Ansteckung
Der erfahrene Wissenschaftler, der seit vielen Jahren Aerosole in Wolken erforscht und seit der Corona-Pandemie intensiv auch die Verteilung und Virenlast in Räumen, ist von den Ergebnissen seiner Studie überrascht: „Wir hätten nicht gedacht, dass es bei mehreren Metern Distanz so schnell geht, bis man aus der Atemluft eines Virusträgers die infektiöse Dosis aufnimmt.“
Obwohl die besonders großen und virusreichen Partikel schon nach einer kurzen Distanz durch die Luft zu Boden fallen, schützt das nicht. Denn trotzdem hat das Bodenschatz-Team auch in drei Metern Entfernung noch „ein enormes Ansteckungsrisiko festgestellt, wenn man Infizierten mit einer hohen Viruslast, wie sie bei der vorherrschenden Delta-Variante des Sars-CoV-2-Virus auftritt, für ein paar Minuten begegnet und keine Maske trägt“, bilanziert Bodenschatz.

Corona-Studie aus Göttingen: Schlecht sitzende Masken steigern Ansteckungsrisiko
Aber: Tragen sowohl die infizierte als auch die nicht-infizierte Person gut sitzende FFP2-Masken, beträgt das maximale Ansteckungsrisiko nach 20 Minuten selbst auf kürzeste Distanz kaum mehr als ein Promille. Sitzen ihre Masken aber schlecht, dann steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion auf etwa vier Prozent.
Nicht ganz so gut wegkommen OP-Masken weg. Sie bieten aber – gut angepasst – ebenfalls einen deutlichen Schutz. Mit ihnen wird das Virus innerhalb von 20 Minuten mit höchstens zehnprozentiger Wahrscheinlichkeit übertragen. Die Untersuchung bestätigt zudem die intuitive Annahme, dass für einen wirkungsvollen Infektionsschutz vor allem die infizierte Person eine möglichst gut filternde und dicht schließende Maske tragen sollte.
Die Ansteckungswahrscheinlichkeiten, die das Team ermittelt hat, geben jeweils die obere Grenze des Risikos an. „Im täglichen Leben ist die tatsächliche Infektionswahrscheinlichkeit sicherlich 10- bis 100-mal kleiner“ sagt Eberhard Bodenschatz.
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Corona in Göttingen: Gut sitzende FFP2-Masken schützen 75-mal besser
Der Schutz sei weitaus größer als bei einer Situation ganz ohne Mund-Nasen-Schutz. Die Analyse der Göttinger Forscher zeigt also, dass jeweils gut sitzende FFP2-Masken im Vergleich zu OP-Masken 75-mal besser schützen und die Trageweise einer Maske einen deutlich Unterschied macht. Der Schutz aber ist „weitaus größer als bei einer Situation ohne Mund-Nasen-Schutz“.
„Die Membranen von FFP2- oder KN95-Masken, aber auch von manchen medizinischen Masken filtern extrem effektiv“, sagt Gholamhossein Bagheri. „Das Ansteckungsrisiko wird dann von der Luft, die an den Rändern der Maske aus- und einströmt, dominiert.“ Dazu kommt es, wenn der Rand der Maske nicht dicht am Gesicht anliegt.
Grundsätzlich sei es laut Bagheri sehr wichtig, „dass die Menschen in der Pandemie eine Maske tragen.“ Und Eberhard Bodenschatz betont: „Unsere Ergebnisse zeigen erneut, dass das Maske-Tragen an Schulen und generell eine gute Idee ist.“ (Thomas Kopietz)
Mehr Schutz und kein Beschlagen von Brillen
Die MPI-Forscher haben bei den Ansteckungsrisiko-Berechnungen neue Faktoren berücksichtigt. So untersuchten sie, wie ein schlechter Sitz den Schutz schwächt und wie sich das verhindern lässt. Sie ermittelten, in welcher Größe und Menge Atempartikel an den Rändern unterschiedlich gut sitzender Masken vorbeiströmen. „Eine Maske lässt sich an die Gesichtsform hervorragend anpassen, wenn man ihren Metallbügel vor dem Aufsetzen zu einem abgerundeten W biegt“, sagt Eberhard Bodenschatz. „Dann gelangen die ansteckenden Aerosolepartikel nicht mehr an der Maske vorbei, und auch Brillen beschlagen nicht mehr.“
Das Team hat auch bedacht, dass von Menschen beim Sprechen und Atmen verbreitete Tröpfchen in der Luft trocknen und leichter werden. Dadurch bleiben sie länger in der Luft, haben aber eine erhöhte Viruskonzentration verglichen mit Tröpfchen direkt nach Austritt. Beim Einatmen passiert das Gegenteil: Die Partikel nehmen Wasser auf, wachsen wie ein Tropfen in der Wolke und bleiben so leichter in den Atemwegen hängen. (tko)