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Chaostage bei Ottobock: CEO und Finanzchefin müssen gehen

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Von: Thomas Kopietz

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Otto Bock HealthCare
Personalbeben bei Ottobock: Der weltgrößte Prothesenhersteller aus Duderstadt hat die Entlassung von CEO und Finanzchefin bekanntgegeben. (Symbolbild) © dpa

Der weltgrößte Orthopädietechnik-Hersteller Ottobock aus Duderstadt entlässt CEO und Finanzchefin. Der geplante Börsengang des Unternehmens wird vorerst auf Eis gelegt.

Duderstadt – Die Presseabteilung von Ottobock war in den vergangenen Tagen höchst aktiv: Der Tenor der vier Meldungen war – beim genauen Hinlesen – Tonschwankungen unterworfen: Ein finalisierter Zukauf, recht gute Geschäfstzahlen und dann ein für Außenstehende überraschend kommender Personalwechsel.

Die erst im September verpflichtete Finanzchefin Kathrin Dahnke (61) wird durch Arne Kreitz (42) ersetzt. Und dann kam noch eine weitere – auch für Mitarbeiter – Hammermeldung: CEO Philipp Schulte-Noelle musste gehen. Als Interimslösung wurde am Donnerstag Oliver Jakobi vom Verwaltungsrat berufen.

Personalbeben bei Ottobock: Der weltgrößte Prothesenhersteller entlässt CEO und Finanzchefin

Der Börsengang jedenfalls wird aus dem Startblock in den Aufwärmraum geschoben. Die Neuen sollen laut 80-Prozent-Eigentümer und Verwaltungsratsvorsitzenden Hans Georg Näder (61) zunächst und vor allem das „Wachstum in einem sich stark verändernden Umfeld“ bringen.

Ottobock-CEO: Philipp Schulte-Noelle.
Philipp Schulte-Noelle sollte als CEO den Börsengang von Ottobock vorantreiben. © Ottobock

Schulte-Noelle und Dahnke hatten kürzlich noch davon gesprochen, grundsätzlich am Ziel eines Börsengangs festzuhalten, was auch Näder sagte. Faktisch aber beendete er nun mit den Personalentscheidungen und der Neuausrichtung diese Überlegungen – vorerst. „Aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage und des davon beeinflussten Kapitalmarktumfeldes ist ein Börsengang für uns bis auf Weiteres nicht erstrebenswert“, gibt Näder vor, der weiter und verstärkt auf Wachstum im operativen Geschäft setzt, gemeinsam mit 20-Prozent-Eigentümer EQT.

Aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage ist ein Börsengang für uns bis auf Weiteres nicht erstrebenswert.

Hans Georg Näder

Dabei deuteten die gemeldeten Geschäftszahlen 2021 mit einem Konzernumsatzplus gegenüber 2020 von rund 13 Prozent auf 1,19 Milliarden Euro nicht auf ein Verlassen des Kurses Börsengang hin. Der bereinigte Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) stieg von 216 auf 234 Millionen Euro.

Chaostage bei Ottobock: Börsengang weiterhin erklärtes Ziel

Schulte-Noelle, der 2018 von Fresenius gekommen war, hatte deshalb bilanziert: „Das zweistellige Umsatzwachstum in einem angesichts der Corona-Pandemie sehr herausfordernden Umfeld bestätigt unsere starke Aufstellung und erfolgreiche Strategie als europäischer HealthTech-Champion in der tragbaren menschlichen Bionik.“

Zudem investierten die Duderstädter 7,4 Prozent des Umsatzes (2020: 6,9 Prozent) in die Zukunft, in Forschung und Entwicklung. Ottobock hält 1950 erteilte Patente und hat 770 Patente angemeldet. Darunter sind viele technische Innovationen für den paralympischen Sport. Allein 2021 wurden Ottobock 170 Patente neu erteilt.

Kathrin Dahnke
Die ehemalige Finanzchefin bei Ottobock: Kathrin Dahnke © Ottobock

Gleichwohl gab es vorsichtige Töne: Wie viele Unternehmen schaut die Ottobock-Spitze verunsichert auf das, was 2022 kommen könnte. Grund sind die Folgen des Ukraine-Krieges, die Inflation und gestörte Lieferketten. Schulte-Noelle aber bemühte sich stets um Zuversicht „Dennoch sind wir aus heutiger Sicht zuversichtlich, dass wir 2022 den Wachstumskurs fortsetzen können.“

Angestrebt werde weiter eine „Kapitalmarktfähigkeit“, sagte vor Tagen die Noch-Finanzchefin Kathrin Dahnke, die im September 2021 die Position nach dem gesundheitlich bedingten Ausscheiden von Jörg Wahlers übernommen hatte. Gegenüber dem „Handelsblatt“ hatte Dahnke aber angemerkt: „Die Entscheidung darüber liege letztlich bei den Eigentümern – der Familie Näder und dem Finanzinvestor EQT.“ Diese haben nun entschieden. (Thomas Kopietz)

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