Ottobock: Finaler Stein im Sartorius-Quartier in Göttingen

Das Sartorius-Quartier in Göttingen ist komplett. Ottobock eröffnet sein neues Patientenzentrum auf dem Gelände.
Göttingen – Im Sartorius-Quartier auf dem historischen Sartorius-Gelände in der Nordstadt wird der letzte Markstein gesetzt: Ottobock eröffnet dort nach 18 Monaten Bauzeit mit leichter Verzögerung sein neues Göttinger Patientenzentrum, zu neudeutsch „Patient Care Kompetenzzentrum“.
Mit in dem Gebäude ist bereits seit Januar das Rehazentrum Junge untergebracht – beide Unternehmen arbeiteten schon vor einigen Jahren unter einem Dach zusammen am Papenberg, gegenüber dem Uni-Klinikum.
Ottobock: Finaler Stein im Sartorius-Quartier in Göttingen
Laut Ottobock ist es das „bisher modernste und zukunftsorientierte Zentrum für die Versorgung von nationalen und nun auch internationalen Patienten“ mit fehlenden Gliedmaßen oder mit neuro-orthopädischen Einschränkungen.
Anbieten wird der internationale Duderstädter Medizintechnikkonzern dort „den kompletten Weg der medizinischen Versorgung für unsere Patienten“, wie es Direktor Rolf Jarasch umreißt. Die genaue Investitionssumme nennt Ottobock noch nicht: „Wir haben mehrere Millionen Euro in das Patient Care Center investiert, bitten aber um Verständnis, dass wir die genaue Investitionssumme nicht veröffentlichen“, sagte Sprecher Daniel Ernst auf Nachfrage.
Orthopädiewerkstatt und mehrere Therapieräume
Integriert sind in dem Gebäude auf 3800 Quadratmetern – das entspricht etwa einem halben Fußballfeld – eine Orthopädiewerkstatt, mehrere Therapieräume, ein Biomechanik-Forschungslabor und Büroräume – dazu kommt besagt enge, auch räumliche Kooperation mit dem Reha-Spezialisten Junge.
Der setzt an seinem neuen, vierten Standort in Göttingen, erstmalig auch auf „neuro-orthopädische Behandlungen“ – individuell passgenau für die Ottobock-Patienten.
Besonderes Konzept für Patientenversorgung
Zum besonderen Konzept des Patient Care Zentrums zählt auch der Standort, das neu entwickelte Sartorius Quartier, das zudem in der Nähe von Göttinger Universitätsmedizin (UMG) und Weender Krankenhaus liegt. Mit beiden wird ebenfalls kooperiert, bei Bedarf können dort chirurgische Vorbereitungen für Prothesenversorgungen und eingriffe vorgenommen werden.
Generell soll laut Ottobock die Zusammenarbeit mit der UMG weiter intensiviert werden, Patienten nach OP können bei Ottobock direkt technisch versorgt und sogleich in die Reha-Maßnahmen bei Junge übergehen.
Das „Quartier“ bietet zudem mit dem „Freigeist“ Hotelzimmer und Appartements an, wo die Patienten für die Dauer ihres Aufenthaltes, der bis zu sechs Monate dauern kann – wohnen. Tiefgaragenparkplätze, Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants sowie direkte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gibt es ebenfalls. Alle Bereiche auf dem Gelände sind zudem barrierefrei zugänglich.
Gesundheitscampus von HAWK und Uni-Medizin
Dazu zählt der Gesundheitscampus von HAWK-Hochschule und Uni-Medizin. Auch mit diesem soll die Zusammenarbeit gesucht werden, Schüler und Studierende, aber auch Reha-Zentrum und Ottobock-Kompetenzzentrum sowie StartUps der Life Science Factory sollen davon profitieren.
Kein Wunder, dass die Antreiber und Förderer des Quartier-Projekts voran Dr. Joachim Kreuzburg und Hans-Georg Näder (Ottobock Eigentümer und Honorarprofessor der HAWK) hochzufrieden sind: „Was hier entstanden ist, ist ein waschechtes Lighthouse-Projekt für die Region“, schwärmt Näder und fügt an: „Hier wird vorgemacht, wie die gewinnbringende Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft aussehen kann.“ Er sieht darin „einen weiteren Step zur Stärkung des Life Science Standorts Göttingen“.
Hier wird vorgemacht, wie die gewinnbringende Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft aussehen kann.
Vorangetrieben wird im Care Zentrum auch die Biomechanik-Forschung, seit jeher wichtiger Faktor bei der Entwicklung der Prothesen und der Versorgung von Patienten. Leiter ist Prof. Malte Bellmann.

Bei der Versorgung helfen wird natürlich die Digitaltechnik: So werden Computer-3D-Scans und -Drucke bei der Anpassung, Dokumentationen, aber auch der auf den Leib geschneiderten Orthesen und Prothesen eingesetzt, teils auch die bisher üblichen, zeitaufwändigen Gipsabdrucke ersetzen.
Mitarbeitende finden in dem neuen Gebäude zudem ein „Work-Café vor, es soll Knoten- und Treffpunkt sein, ein Ort für den Erfahrungsaustausch und lockere Patientengespräche.
Ganzheitliche Versorgung der Anwender
Für den noch fast neuen Ottobock-CEO Oliver Jacobi steht das Patient Care Kompetenzzentrum sogar für den „Wandel, den Ottobock in den letzten Jahren vollzogen hat: Unter dem Dach Ottobock.care zeigen wir, was schon immer zu uns gehört – die ganzheitliche Versorgung unserer Anwenderinnen und Anwender weltweit – und lösen uns vom Image des reinen Prothesenherstellers.“ (Thomas Kopietz)