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Angriff im Gericht: 29-Jähriger rastet in Göttingen völlig aus

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Von: Heidi Niemann

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Der Eingang zum Landgericht Göttingen.
Der Eingang zum Landgericht Göttingen: Im Gebäude ereignete sich der gewalttätige Vorfal. (Symbolbild) © Bernd Schlegel

Ein gewalttätiger Vorfall im Flur des Göttinger Landgerichts wird jetzt untersucht. Ein Angeklagte ging auf einen Sachverständigen los.

Göttingen – Normalerweise ist ein Gericht ein Ort, an dem über zurückliegende Straftaten verhandelt wird. Umso ungewöhnlicher ist der Vorfall, der sich bei einem Strafprozess im Landgericht Göttingen ereignet hat: Als sich das Gericht zu einer Beratung zurückgezogen hatte, ging der Angeklagte während der Sitzungspause plötzlich im Gerichtsflur auf einen Sachverständigen los.

Der 29-Jährige habe den Gutachter geohrfeigt, gewürgt und zu Boden gerissen, teilte eine Gerichtssprecherin auf Anfrage mit. Anschließend soll der Angeklagte gegen dessen Kopf getreten haben.

Vorfall in Göttinger Gericht: Dolmetscher griff in das Geschehen ein

Nach Angaben von Augenzeugen soll zunächst ein Dolmetscher eingegriffen und versucht haben, den Angeklagten wegzuziehen. Kurz darauf seien die alarmierten Wachtmeister herbeigeeilt. Da der 29-Jährige sich weiterhin völlig außer Rand und Band gerierte, brachten die Justizbediensteten ihn in eine Zelle im Untergeschoss des Landgerichts.

Dort soll der Angeklagte dann noch mehrere Stunden lang herumgeschrien haben. Das Gericht beschloss nach diesem Vorfall, dass der Angeklagte vorläufig in der Psychiatrie untergebracht wird. Als der Vorsitzende Richter dem Angeklagten im Zellentrakt den Unterbringungsbeschluss verkündete, soll der 29-Jährige gegen die Gitterstäbe getreten haben.

„Der Vorfall hat gezeigt, dass es auch im Gericht zu gefährlichen Situationen für Verfahrensbeteiligte kommen kann“, sagte der Göttinger Rechtsanwalt Henner Garth, der in dem Verfahren als Verteidiger fungiert. Sein Mandant muss sich in dem Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung verantworten.

Laut Anklage soll er im März 2019 in einer Asylbewerberunterkunft in Göttingen mehrere Stühle und einen Couchtisch zertrümmert haben. Im März 2020 soll er in einem Bürogebäude in der Leinestraße in Göttingen die Glasscheibe einer Eingangstür eingetreten und damit einen Sachschaden von 500 Euro verursacht haben.

29-Jähriger regte sich auf und schrie in Göttinger Gericht herum

Einen Monat später soll es in dem gleichen Gebäude zu einem weiteren Vorfall gekommen sein. Laut Anklage wollte der 29-Jährige an diesem Tag dort seine gesetzliche Betreuerin aufsuchen, um etwas wegen einer noch ausstehenden Geldüberweisung zu klären. Diese war allerdings zwischenzeitlich mit ihrer Kanzlei umgezogen, so dass er sie dort nicht antreffen konnte.

Der Angeklagte habe sich daraufhin aufgeregt und herumgeschrien, heißt es in der Anklage. Als ein Zeuge ihn deshalb ansprach, habe er diesen am Schal gepackt und zugezogen, so dass dieser keine Luft bekommen habe. Er habe zudem auf dessen linken Arm eingeschlagen und geschrien, dass alles Geld auf sein Konto überwiesen werden müsse. Sonst werde er alles kaputt machen und wiederkommen.

In der Regel werden derartige Delikte vor dem Amtsgericht verhandelt. Nach Angaben einer Gerichtssprecherin findet in diesem Fall der Prozess vor dem Landgericht statt, da auch darüber zu entscheiden sei, ob die Voraussetzungen für eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus vorliegen. Auch die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt könnte gegebenenfalls in Frage kommen. Deshalb nehmen an dem Prozess auch zwei psychiatrische Sachverständige teil.

Gewalttätiger Angriff in Göttinger Gericht: Besondere psychische Verfassung

Da sich der Angeklagte bislang auf freien Fuß befand und weder in Untersuchungshaft noch in der Psychiatrie untergebracht war, waren in der Verhandlung keine Wachtmeister zugegen gewesen. Bereits am ersten Prozesstag in der vergangenen Woche erweckte der 29-Jährige den Eindruck, dass er sich offenbar in einer besonderen psychischen Verfassung befand.

Der Vorsitzende Richter versuchte, beruhigend auf den ohne Unterlass redenden Angeklagten einzuwirken, und bat ihn immer wieder, auf seine konkreten Fragen zu antworten. Der Angeklagte ging darauf allerdings nicht ein, sondern zeterte nahezu ununterbrochen weiter. (Heidi Niemann)

Bei einem brutalen Raubüberfall kommt ein Rentner in Göttingen ums Leben. Mehr als vier Jahre nach der Tat nun das Urteil des Göttinger Landgerichts: Neun Jahre Haft für den Täter.

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