Heuschnupfenzeit beginnt: Göttinger Krankenhausdach ist Standort einer „Pollenfalle“

Die Heuschnupfenzeit beginnt: In Göttingen steht eine sogenannte Pollenfalle auf dem Dach eines Krankenhauses und liefert wichtige Ergebnisse.
Göttingen – Mit dem Umzug des Krankenhausstandortes Lenglern ist auch die Pollenfalle nach Weende gezogen. Sie steht ab sofort auf dem Dach des Ev. Krankenhauses Göttingen-Weende (EKW) und fängt alle umherfliegenden Pollen auf. Bundesweit gibt es 51 solcher sogenannten Pollenfallen.
Die ersten Haselpollen sind in diesem Jahr bereits im Januar geflogen, doch die schwere Zeit für Allergiker steht erst noch bevor. Wenn die ersten frühlingshaften Temperaturen kommen, beginnt auch die Pollensaison so richtig. Und diese scheint kurz bevorzustehen, denn für das kommende Wochenende sind erstmals Temperaturen von bis zu 20 Grad in der Region angekündigt.
Auf dem Dach des Krankenhauses Göttingen-Weende - 51 Pollenfallen in Deutschland
Weil die Abteilung Pneumologie, Beatmungsmedizin und Schlaflabor des EKW kürzlich von Lenglern an den Krankenhausstandort Weende gezogen ist (wir berichteten), werden seit diesem Jahr alle umherfliegenden Pollen nun in Weende gemessen. Die knallgrüne Pollenfalle steht auf dem Dach des Neubaus von Haus 3 und ist eine von bundesweit 51 solcher Geräte, die zur aktuellen Pollenvorhersage beitragen.
Mit Hilfe einer Vakuumpumpe saugt die Pollenfalle durch eine Einsaug-Öffnung zehn Liter Luft pro Minute an. Unmittelbar hinter dem Ansaugschlitz befindet sich eine Trommel, die über ein Uhrwerk angetrieben wird. Auf diese Trommel ist ein mit Vaseline beschichteter Plastikstreifen gespannt. Die in der angesaugten Luft enthaltenen Pollen werden direkt auf diesen Plastikstreifen geschossen und dort fixiert.
Analyse der Pollen unter dem Mikroskop
Die Trommel dreht sich kontinuierlich mit einer Geschwindigkeit von 2 mm pro Stunde und in 24 Stunden einmal um ihre eigene Achse. Später können die Pollen unter dem Mikroskop analysiert werden. Dreimal pro Woche (Montag, Mittwoch und Freitag) wird die Pollenfalle von den Mitarbeitern der Betriebstechnik geleert.
Übermittlung der Pollendaten an den Deutschen Wetterdienst (DWD)
Die Pollenarten zu unterscheiden, das ist allerdings gar nicht so einfach. In speziellen Lehrgängen werden die Weender „Pollenzähler“ des geschult, wie man die vielen Pollen unterscheiden kann. Die Mitarbeiter des Krankenhauses übermitteln die gezählten Pollen an den Deutschen Wetterdienst (DWD), der die Daten der Bevölkerung im Rahmen der Pollenflugvorhersage zur Verfügung stellt.
Allergien: Die ersten Pollen von Haselnuss und Erlen sind unterwegs
„In den vergangen drei Wochen wurden täglich maximal 36 Hasel- und vier Erlenpollen gezählt“, sagt Nancy Hoffmann, Medizinische Fachangestellte im Weender Krankenhaus. „In der Pollen-Hochsaison können es schon einmal weit über 1.000 Pollen je Art sein.“
Dr. Wolfgang Körber, Chefarzt der Abteilung Pneumologie, Beatmungsmedizin/Schlaflabor des EKW am Standort Lenglern, gibt einige Tipps, wie sich Allergiker vor den Pollen schützen können: „Im Haus bieten geschlossene Fenster und Türen den besten Schutz. Lüften sollte man in den frühen Morgenstunden, spät abends oder nach einem Regenguss, weil dann die Pollenbelastung in der Luft am geringsten ist“, sagt der Mediziner.
Zudem gebe es die Möglichkeit, Pollenschutzgitter vor den Fenstern anzubringen und – sofern vorhanden – die Lüftungsanlage mit einem Pollenfilter auszustatten. Auch mobile Luftreiniger filtern Pollen heraus.
Tipps vom Experten für Allergiker
Häufiges Saugen und Wischen mit einem nassen oder elektrostatischen Tuch lässt die Pollenkonzentration sinken. Bettwäsche sollte öfter gewechselt werden, Wäsche nicht im Freien trocknen. Wer vor dem Schlafengehen duscht, wäscht sich die Pollen gründlich von der Haut und aus den Haaren.
Zudem sollte Straßenkleidung nicht in den Räumen ausgezogen werden, in denen man sich meistens aufhält. Es gibt diverse Internet-Seiten oder Wetter-Apps, die detaillierte Pollenprognosen veröffentlichen. Aber, so Körber, den totalen Schutz vor Pollen in den eigenen vier Wänden gibt es nicht.
Allergiker können sogenannte Antiallergika einnehmen oder auf Nasen- und Augentropfen zurückgreifen. Bei starkem Heuschnupfen kann es angeraten sein, eine Hyposensibilisierung durchführen zu lassen. Bei dieser „Allergie-Impfung“ werden Überreaktionen des Immunsystems therapiert. (Melanie Zimmermann)
