Projekt alte JVA in Göttingen: Stadt will mehr Tempo

Ein Investor springt ab und nun rollt die Stadt das Verfahren um die alte JVA neu auf
Göttingen – Zu den momentan heiß diskutierten Gebäude-Projekten in Göttingen gehört die ehemalige JVA am Waageplatz unbedingt dazu. Die Vergabe des Umbaus mit Nutzung durch die Stadt an einen Investor aus Braunschweig, der dann zurückzog, war heftig umstritten.
Die Kritik, vor allem jener, die die JVA zu seinem sozialen und kommunikativen Zentrum im Stadtteil machen wollten, entzündete sich auch daran, dass der Verwaltungsausschuss einst beschlossen hatte, nur mit besagtem Investor zu verhandeln. Das ist ja hinfällig geworden. Nun empfiehlt die Verwaltung eine Konzeptvergabe, die auch ein Thema im Bauausschuss am Donnerstag, 23. März, sein wird.
Menschen aus dem Viertel in Göttingen wünschen sich Soziales Zentrum
Innenstadtbesuchern, die das Parkhaus Carré ansteuern, ist die alte JVA bekannt. Sie liegt zentral in der Innenstadt, wurde 2008 von der Stadt gekauft und steht leer. Sie grenzt unmittelbar an das Gebäude der Staatsanwaltschaft. Mehr Leben, eine Anlaufstelle, das wünscht sich auch die Bürgerinitiative, die sich im Viertel gebildet hat – aber auch die Grünen im Rat der Stadt fordern vehement ein aus ihrer Sicht dort dringend benötigtes Soziales Zentrum.
Stadt Göttingen will weiter die JVA nicht selbst sanieren
Weiter kein Thema, wie vielfach gefordert, ist, dass die Stadt die „neue“ Einrichtung in der alten JVA plant und gestaltet. Dazu passt eine Äußerung von Stadtbaurat Frithjof Look: „Die Stadt hat nach wie vor weder die personellen noch die zeitlichen Ressourcen, die ehemalige JVA selbst zu sanieren.“
Wenn die Stadt selbst sanieren würde, müsste dieses Projekt aufgrund anderer Prioritäten wie etwa der Schulsanierungen im Zukunftsinvestitionsprogramm nach hinten verschoben werden. „Die JVA könnte dadurch erst zeitlich stark verzögert angegangen werden“, sagt Look. Die Folge wäre für diese Projekte auf der Warteliste ein langer Zeitverlust.
Stadtbaurat: Ziel ist eine Nutzung, die das Quartier aufwertet
Wenig eindeutig ist Look in Bezug auf das, was einmal in der JVA passieren soll: „Unser Ziel ist eine Nutzung, die das Quartier in naher Zukunft aufwertet.“ Deshalb sei die Konzeptvergabe ein geeignetes Mittel.
Die Stadt setzt im Ergebnis darauf, dass über die Konzeptvergabe mehrere verschiedene, konkrete Nutzungspläne angeboten werden. Gleichzeitig bestünde die Chance, „auch unkonventionelle Konzepte für die nicht alltägliche Immobilie zu erhalten“, wie es heißt.
Stadt hofft auf mehr Tempo und neue Impulse durch Konzeptvergabe
Zudem erhoffe man sich auch mehr Tempo in der Projektentwicklung und am Ende die Nachnutzung, „indem Menschen, die sich finanziell einbringen möchten, gezielt gesucht und gefunden werden können“. Der zeitliche Aspekt spreche nach Aussage von Look zudem gegen eine Machbarkeitsstudie: „Durch ein sich anschließendes Vergabeverfahren ist die Verfahrensdauer gegenüber der Konzeptvergabe entsprechend länger.
Zudem bringt die Machbarkeitsstudie selbst noch keine Investoren hervor. Auch müsste das Planungsrecht noch geändert werden, so Christoph Look. Nach Zustimmung durch die politischen Gremien wird die Stadt weitere Schritte und Vorgehensweisen erarbeiten und dann wieder zum Beschluss vorlegen. Dazu zählen insbesondere der Kriterienkatalog und die Zusammensetzung des Vergabeauswahlgremiums. (Thomas Kopietz)