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Erste Projektphase: Bald 300 Hektar blühende Wegränder im Landkreis Göttingen

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Von: Linett Hanert

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Haben das Projekt „Blühende Ackerstreifen“ imitiert: Naturschutz- und Regionalbeauftragte Dr. Sabine Ammer (rechts) und Sinja Zieger vom Landschaftspflegeverband.
Haben das Projekt „Blühende Wegränder“ initiiert: Naturschutz- und Regionalbeauftragte Dr. Sabine Ammer (rechts) und Sinja Zieger vom Landschaftspflegeverband. © Linett Hanert

Göttingen/Wibbecke. Gelingt das Projekt, das Dr. Sabine Ammer und Sinja Zieger ins Rollen brachten, dann könnte es bald 300 Hektar blühende Wegränder im Landkreis Göttingen geben.

Das entspreche einer Fläche von 400 Fußballfeldern – eine riesige Fläche mit noch ungenutztem ökologischen Potenzial.

„In unserer Region gibt es so viele Wegränder, die befahren, mitgespritzt, überdüngt oder gemulcht werden – das wollen wir ändern“, sagt Dr. Sabine Ammer. Sie lehrt an der Universität Göttingen, zusätzlich ist die die Regionalbeauftragte für Naturschutz des Fleckens Adelebsen.

Erste Projektphase

Vor zwei Jahren begann sie damit, auf ihrem eigenen Grund in Wibbecke Wegränder und Wiesen von Überdüngung zu befreien. „Schauen wir uns die Wegraine an, sehen wir kaum noch Blütenreichtum“, sagt sie.

Sorge man wieder für eine gewisse Blütenpracht, locke man Insekten und Insektenfresser. „Damit bringen wir die Nahrungskette wieder in Schwung.“

In Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Göttingen (LPV) starteten sie nun die erste Projektphase. Das Projekt läuft unter dem Leader-Projekt „Blühende Wegränder und Feldraine“, erklärt Sinja Zieger vom LPV.

In der ersten Phase wurde anhand von vier Varianten der Nährstoffentzug aus den Wegrändern vorangetrieben. Die Ergebnisse wurden nun bei einem öffentlichen Rundgang begutachtet.

Begutachten die Ackerrandstreifen: Dr. Sabine Ammer zeigt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern beim Rundgang die Ergebnisse.
Begutachten die Wegränder: Dr. Sabine Ammer zeigt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern beim Rundgang die Ergebnisse. © Linett Hanert

Große Bereitschaft zum Mitmachen

Weniger Nährstoffe bedeuten mehr Artenvielfalt und langfristig weniger Arbeit. Doch zuvor heißt es: Viel Arbeit – besonders für die Landwirte, denn die müssen bei dem Projekt auf ihre Maschinen verzichten. „Wir sind glücklich, dass sich zahlreiche Landwirte und Feldmarkgenossenschaften gemeldet haben, um beim Projekt mitzumachen.“

Bei den ersten beiden Varianten müssen Landwirte ihre Wegränder einmal jährlich Mähen und den Grünschnitt abtransportieren, damit die sonst entstehende Mulchmatte die Blüten nicht erstickt.

Geeignete Lösung

„Wir versuchen noch eine geeignete Lösung zu finden, für die Verwertung des Mahdguts“, sagt Zieger. Noch gibt es einige Landwirte, die das Gras verfüttern. Die beiden anderen Varianten zielen darauf ab, den Oberboden abzuziehen womit die Samenbanken der Pflanzen im Boden aktiviert werden sollen.

An den verschieden Ackerstreifen weisen Schilder auf das Projekt hin.
An den verschieden Wegrändern weisen Schilder auf das Projekt hin. © Linett Hanert

Sechs Gemeinden machen mit

In den Ortschaften Erbsen und Eberhausen werden die beiden ersten Varianten ausprobiert. In Lödingsen und Wibbecke ist die erste Projektphase mit allen vier Varianten durchgestartet. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen, auch wenn die Trockenheit das Blütenwachstum hemmt“, sagt Ammer.

In Adelebsen geht das Projekt ab Herbst an den Start. Und in Güntersen arbeite man noch mit der „Zweit-Besten-Lösung“: Das Gras auf eine Höhe von 10 Zentimetern abschneidet.

Kosten des Projekts

Und nicht nur die Natur profitiere davon, auch die Gemeindekasse. Denn: „Gepflegte Wegränder halten die Straßen zusammen und verhindern Brüche.“

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren, so Sinja Zieger. Wir hoffen aber, dass wir das Projekt auf den gesamten Landkreis Göttingen ausbreiten können. 

Tipps: So können Interessierte ihre eigenen Wegränder zum Blühen bringen

Zu häufiges Mähen und die Anreicherung von Nährstoffen haben zu einer Verarmung der Pflanzenarten auf den Wegrändern geführt.

Deshalb gilt: „Weniger ist mehr!“, erklärt Dr. Ammer. Insbesondere auf mageren und mittleren Standorten reiche einmaliges Mähen pro Jahr aus.

Wo es geht, sollten Bereiche auch zwei bis drei Jahre einfach stehen bleiben, damit Insekten überwintern und samenfressende Vögel Nahrung finden können. Wichtig ist, dass die Wegränder nicht gleichzeitig mit den umliegenden Grünlandflächen oder zur Getreideernte gemäht werden. 

Dadurch könne sich die Tierwelt ungestört entwickeln und Blütenpflanzen haben Zeit, Samen zu bilden, erklärt Ammer. Generell sollte die Mahd möglichst spät im Jahr, etwa September beziehungweise Oktober, stattfinden. Die Schnitthöhe sollte möglichst auf eine Höhe von 10 bis 15 Zentimetern eingestellt werden.

Weiter Informationen finden Sie hier.

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