Prozess um Korruption in Osteroder Firma vor dem Landgericht Göttingen

Gab es in einer Firma in Osterode einen Korruptionsfall? Jedenfalls steht ein früherer leitender Angestellter wegen einer Vielzahl von Bestechlichkeitsvorwürfen vor Gericht. Es geht um einen Millionenbetrag.
Göttingen/Osterode – Wegen einer Vielzahl von Bestechlichkeitsvorwürfen muss sich ein früherer leitender Mitarbeiter eines Industrieunternehmens in Osterode vor dem Landgericht Göttingen verantworten.
Der 36-jährige Angeklagte aus dem Kreis Göttingen soll mit einem mitangeklagten Inhaber eines im Exportgewerbe tätigen Unternehmens aus der Nähe von Hamburg zwischen November 2017 und September 2021 eine korruptive Beziehung gepflegt haben. In dieser Zeit soll er sein eigenes Unternehmen um mehr als 1,4 Millionen Euro geschädigt haben.
Zentralstelle für Korruptionsbekämpfung bearbeitet den Fall
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig – dort sitzt die Zentralstelle für Korruptionsbekämpfung und schwere Wirtschaftskriminalität – wirft den Angeklagten auch gewerbsmäßige Bestechung sowie gewerbsmäßige Hehlerei vor. Laut Anklage war der 36-jährige in dem Osteroder Unternehmen als Vertriebsleiter tätig. In der Funktion sei er auch für die Aushandlung von Kaufpreisen und den Abschluss von Kaufverträgen zuständig gewesen.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, in 59 Fällen E-Mails mit Kundenanfragen an den Inhaber einer Handelsfirma in Norderstedt weitergeleitet und dann gelöscht zu haben. Der 61-jährige Chef der Norderstedter Firma habe den potenziellen Kunden Angebote unterbreitet, die er zuvor mit dem Vertriebsleiter des Osteroder Unternehmens abgesprochen habe.
Es geht um Gewinne
Der 61-Jährige habe die entsprechenden Waren bei dem Unternehmen in Osterode bestellt, wobei der 36-Jährige dafür gesorgt habe, dass der Kaufpreis so niedrig wie möglich war. Dann habe der 61-Jährige die günstig erworbenen Waren zu einem höheren Kaufpreis an die Kunden geliefert. Auf diese Weise sollen die beiden Angeklagten einen Gewinn von über einer Million Euro erzielt haben,
Später soll die Praxis der „Umleitung“ von Kundenanfragen dazu geführt haben, dass sich Kunden auch direkt an die Firma in Norderstedt wandten. Der 36-jährige Angeklagte soll dann in 42 weiteren Fällen in seiner Funktion als Vertriebsleiter des Osteroder Unternehmens dafür gesorgt haben, dass der Inhaber der Exportfirma in Norderstedt die Waren zu einem besonders niedrigen Preis erhielt. Auf diese Weise hätten die beiden Angeklagten einen Gewinn von mehr als 300 000 Euro erlangt.
Mitangeklagter sitzt in Haft
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 36-jährigen Angeklagten vor, dass er in all diesen Fällen die Möglichkeit vereitelt habe, ein für sein eigenes Unternehmen in Osterode vorteilhaftes Geschäft abzuschließen. Der 61-jährige Mitangeklagte aus Norderstedt sitzt bereits seit einiger Zeit in Haft. Er war in Hamburg verurteilt worden, weil er ohne Genehmigung des Bundesamtes Laborausrüstung an iranische Stahlwerke geliefert haben soll. (Heidi Niemann)