1. Startseite
  2. Lokales
  3. Göttingen
  4. Göttingen

Schockanruf bei Göttinger Seniorin: Betrüger erbeuten Münzen für mehrere Tausend Euro

Erstellt:

Von: Melanie Zimmermann

Kommentare

Betrugsversuche am Telefon nehmen zu.
Eine 85 Jahre alte Seniorin aus Göttingen ist auf einen „Schockanruf“ hereingefallen. Sie übergab den Betrügern Gold- und Silbermünzen im Wert von mehreren Tausend Euro. (Symbolbild) © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Eine Seniorin in Göttingen erhält einen „Schockanruf“. Es kommt zu einer Übergabe, der Wert der Beute: mehrere Tausend Euro. Es werden Zeugen gesucht.

Göttingen - Mit einem „Schockanruf“ haben unbekannte Betrüger am Donnerstag (23.02.23) in der Göttinger Innenstadt von einer 85 Jahre alten Seniorin mehrere Gold- und Silbermünzen in einem mittleren fünfstelligen Wert erbeutet.

Die Übergabe fand in der Reitstallstraße in der Göttinger Innenstadt statt. Die erst vor rund einem Jahr gegründete Göttinger Ermittlungsgruppe „SäM Südniedersachsen“ hat die Ermittlungen aufgenommen.

Göttinger Seniorin (85) erhält „Schockanruf“ - und übergibt Gold- und Silbermünzen an Betrüger

Ersten Informationen der Polizei Göttingen nach, erhielt die 85-Jährige Göttingerin am späten Nachmittag gegen 17 Uhr einen Anruf von einem unbekannten Mann, der sich als Polizeibeamter ausgab und von einem tödlichen Verkehrsunfall berichtete, den ihr Sohn verursacht haben soll.

Um einer bevorstehenden Haftstrafe zu entgehen, müsse für die „Freilassung“ ein Betrag von mehreren Tausend Euro gezahlt werden. Der Anrufer konnte dabei direkt die Vornamen ihres Sohnes sowie dessen Familie nennen, was der Frau die geschilderte Situation noch glaubhafter erscheinen ließ.

Durch diese Nachricht massiv unter Druck gesetzt, entgegnete sie, diesen Betrag nicht in bar aufbringen zu können. Stattdessen stellte sie in Aussicht, in einem Schließfach hinterlegte Gold- und Silbermünzen beschaffen zu können und sich zur Übergabe an einem vereinbarten Ort mit dem vermeintlichen „Polizisten“ zu treffen.

„Schockanruf“-Betrüger erbeuten Gold- und Silbermünzen in Göttingen: Polizei sucht Zeugen

Für die Dauer des Gesprächs, aber auch während des späteren Schließfachbesuchs wurde das Telefonat zwischen dem Betrüger und der Seniorin ununterbrochen gehalten. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass Betroffene keine weiteren Rücksprachen mit Angehörigen und Bekannten führen können.

Wie abgesprochen fuhr die Frau schließlich gegen 18.45 Uhr auf den Parkplatz gegenüber des Waageplatzes und hatte ihre Münzen in einer Stofftasche mit bunten Mustern bei sich.

Einige Minuten später kam eine männliche Person aus Richtung Weender Straße zu der in ihrem Auto wartenden Frau und nahm den roten Beutel mit den Gold- und Silbermünzen wortlos entgegen. Danach entfernte sich der Mann wieder in Richtung Weender Straße.

Nach Schockanruf und erfolgter Übergabe in Göttingen: Seniorin beschreibt Täter

Der „Abholer“ wurde wie folgt beschrieben:

Der Mann entfernte sich mit einem auffälligen roten Stoffbeutel mit buntem Muster vom Übergabeort. Die Polizei in Göttingen bittet in diesem Zusammenhang um Hinweise aus der Bevölkerung.

Zeugen, die die beschriebene Person oder auch verdächtige Fahrzeuge zur genannten Zeit im Bereich des Waageplatzes/Weender Straße beobachtet haben, oder die den auffälligen roten Stoffbeutel gesehen haben, werden gebeten, sich unter Telefon 0551/491-2115 bei der Polizei Göttingen zu melden.

Polizei Göttingen: Betrüger holen sich Personalien aus Traueranzeigen

Das perfide an dem Anruf war die Kenntnis der Betrüger über die Vornamen der Angehörigen des späteren Opfers, so die Polizei Göttingen. Die Ermittler vermuten, dass diese Informationen aus einer kürzlich geschalteten Traueranzeige der Familie stammen.

In Verbindung mit der mutmaßlichen Recherche nach der Seniorin im Telefonbuch, konnten die Betrüger mithilfe der echten Namen der Angehörigen das Vertrauen der gutgläubigen Seniorin noch schneller wecken. So kamen die Täter schließlich an ihr Ziel.

Göttinger Polizei stellt Welle von Betrugsanrufen in Stadt und Landkreis Göttingen fest

Die Ermittler des zuständigen Fachkommissariats verzeichnen seit einigen Tagen wieder ein erhöhtes Aufkommen der sogenannten „Schockanrufe“.

„Hier geben sich Betrüger am Telefon als Verwandte (meist Tochter/Sohn oder Enkel) oder als ein mit einem Vorgang betrauter Polizeibeamter oder Rechtsanwalt aus und täuschen eine Notsituation vor. Sie wollen die Angerufenen dazu bringen, Geld oder Wertsachen, wie teuren Schmuck, an sie zu übergeben“, erklärt Marko Otte, Präventionsbeauftragter der Göttinger Polizei.

Die Betrüger setzen bewusst auf einen Schockmoment und setzen ihre Opfer zeitlich unter Druck, um sie zu unüberlegten und schnellen Entscheidungen zu drängen. Oft bemerken Opfer den Betrug erst, wenn es zu spät ist.

Polizei Göttingen empfiehlt: Telefonbucheinträge ändern oder sogar löschen

„Lassen Sie sich deshalb am Telefon auf keinen Fall unter Druck setzen oder zu kurzfristigen Entscheidungen verleiten - egal, wie plausibel eine Situation zunächst dargestellt wird“, appelliert Otte an die Bürgerinnen und Bürger.

Die Polizei empfiehlt: Lassen Sie Ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen (aus Herta Schmidt wird beispielsweise H. Schmidt) oder ihren Eintrag gänzlich löschen.

So können die Täter Sie nicht mehr gezielt ausfindig machen und aufgrund Ihres Vornamens mögliche Rückschlüsse auf Ihr Alter ziehen. Besprechen Sie die Änderung eines Telefonbucheintrages bitte mit Ihren Angehörigen. (mzi)

Weitere Informationen sowie einen Antrag auf Löschung eines Telefonbucheintrags unter https://fcld.ly/telefonbucheintrag.

Um 60.000 Euro brachten Unbekannte kürzlich einen Senior aus dem Schwalm-Eder-Kreis mit der Masche des Schockanrufs.

Auch interessant

Kommentare