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Science Slam in Göttingen: Chemie ist wie Partnertausch

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Von: Ute Lawrenz

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Science Slam in der Sheddachhalle: Die Besucher des Abends erlebten zum Auftakt der Frühjahrslese zweieinhalb kurzweilige Stunden.
Science Slam in der Sheddachhalle: Die Besucher des Abends erlebten zum Auftakt der Frühjahrslese zweieinhalb kurzweilige Stunden. © Ute Lawrenz

Gelungener Auftakt mit einem Science Slam: Die Veranstaltungen der Göttinger Frühjahrslese sind bei Besuchern gefragt.

Göttingen – Ausverkauft war der Science Slam als Auftakt zur Göttinger Frühjahrslese in der Sheddachhalle. In dem bekannten und bewährten Format ist es Aufgabe für ForscherInnen, ihre Projekte unterhaltsam und verständlich zu präsentieren.

Sechs KandidatInnen aus ganz Deutschland traten an und boten gute Unterhaltung. Der Sieg ging an eine Physikerin.

Wie bei einer großen Fernsehshow

Wie in einer großen Fernsehshow sorgte Moderator Manuel Maidorn in der Sheddachhalle für Stimmung. Er übte mit dem Publikum den Applaus ein, loste die Auftrittsabfolge aus und benannte einen Zeitnehmer aus dem Publikum – Malte –, dem er eine leicht quietschige Hupe für das Schlusssignal nach zehn Minuten Vortragszeit für alle SlammerInnen durchgab.

Mit einem eigens dafür eingeübten „Weiter“ konnte das Publikum – wie bei solchen Veranstaltungen üblich. den KandidatInnen noch etwas zusätzliche Zeit gewähren. Ausschlaggebend für den Sieg war die Publikumsabstimmung mit dem Handy. In einer Videobotschaft sandte der Universitätspräsident Prof. Metin Tolan seine Grüße. Ein wenig Hip-Hop mit und ohne Ukulele hatte der Göttinger Tscharällo mitgebracht.

Geschlechtersensible Medizin

Beim Vortrag „Gendern rettet Leben“ von Sarah Hiltner ging es um geschlechtersensible Medizin. Wenn Frauen einen Herzinfarkt erlitten, müssten sie 15 Minuten länger als Männer auf lebensrettende Hilfe warten. Ein Grund: Die Symptome seien anders, so werde der Infarkt später erkannt. „Ich habe den Horizont der Wissenschaftler um BH-res-Breite erweitert“, brachte sie ihre aufrüttelnde Forschung mit vielen fast schon makabren Zitaten aus der Literatur klar auf den Punkt.

Wie kann man eigentlich schneller laufen?: Dieser Frage hat sich Sportwissenschaftler Oliver Quittmann aus Köln gestellt und das Pacing, also die Tempoeinteilung, sowie die Laktatbildung beim Laufen untersucht. Dabei ist vielen vielleicht nicht viel mehr als die Seepferdchenstrategie im Kopf geblieben. „Chemie ist wie Partnertausch.“ Das sagte die Geowissenschaftlerin Marie-Elena Vorrath und beschrieb, dass es mit dem Mineral Olivin zwar möglich sei klimagünstige Verbindungen zu schaffen, doch um nur eine Tonne CO2 damit zu binden, brauche es 2283 Jahre.

Flasche Wasser und Kopfsalat

Mit einer Flasche Wasser und Kopfsalat demonstrierte der Biophysiker Lars Hansen im Heimspiel, wie man die Zellteilung nachbildet. Über die Existenz von Dingen philosophierte Matthias Warkus aus Jena. Allein, dass man über etwas reden könne, beweise nicht die Existenz, konstatierte der Philosoph und belegte das am Beispiel des Einhorns.

Das Bild eines Parkhauses mit Prominenten hatte die Physikerin Nina Miller gewählt, um die Wasserspaltung zur Gewinnung von grünem Wasserstoff anschaulich verständlich zu machen und konnte mit ihrem sehr witzigen Vergleich beim Publikum den Spitzenwert von 8,5 von 10 Punkten erzielen. Auf den zweiten Platz wählte das Publikum Marie-Elena Vorrath mit einem Abstand von nur 0,2 Punkten.

Zweieinhalb kurzweilige Stunden

Den dritten Platz erreichte Matthias Warkus mit 8,2 Punkten für seinen charmanten philosophischen Vortrag. Mit der Platzierung nach Publikumsvotum ging die gemeinsame Veranstaltung von Literaturherbst, Literarischem Zentrum und Universität nach zweieinhalb kurzweiligen Stunden zu Ende. (Ute Lawrenz)

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