Weiterer Vorteil ist die Höhe: Der Ballon wird das sechs Meter hohe Observatorium bis in die Stratosphäre fast an den Rad des Weltraums hieven – in etwa 35 Kilometer.
Dort oben ist die Atmosphäre so dünn, dass ungetrübt von Luftturbulenzen der glasklare Blick auf die Sonne möglich ist, zudem Zugang zur ultravioletten Strahlung der Sonne bietet, deren Großteil sonst von der Erdatmosphäre absorbiert wird. „Bessere Beobachtungsbedingungen bieten nur Raumsonden im Weltall“, sagt MPS-Projektleiter Prof. Sami Solanki.
Für den stets scharfen Sonnenblick sorgt ein ausgeklügeltes System der Bildstabilisierung. Selbst vom schwankenden Ballon aus sind so hochpräzise Aufzeichnungen möglicht.
Wollte ein Sportschütze ähnlich wackelfrei schießen, müsste er sein Gerät so ruhig halten, dass der Schuss auf sieben Kilometer Distanz um maximal Haardicke abgelenkt wird.
„Unsere Vorbereitungen laufen nach Plan. Anfang Juni sind wir startklar“, sagt Korpi-Lagg. Den Ausschlag aber geben die Wetterbedingungen. Landen wird „Sunrise III“ auf unbewohntem Gebiet in Nord-Kanada – nach fünf bis sieben Tag Flug. (Thomas Kopietz)
Das Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen hat seit Ende 2021 einen neuen Direktor. Göttinger Technik des MPS wird 2022 auch auf den Mars fliegen.
Die Chromosphäre der Sonne liegt zwischen ihrer sichtbaren Oberfläche und ihrer äußeren Atmosphäre, der Korona. In dieser Verbindungsschicht vollzieht sich ein gewaltiger Temperatursprung: von den vergleichsweise mäßigen 6000 Grad Celsius an der Oberfläche bis zu 20 000 Grad Celsius. In den darüber gelegenen Schichten steigen die Temperaturen dann sogar auf ein Million Grad Celsius an. „Selbst nach Jahrzehnten moderner Sonnenforschung ist die Chromosphäre noch immer rätselhaft“, sagt Prof. Sami Solanki. „Dort spielt sich eine Vielzahl von Prozessen ab, die die Korona mit Energie versorgen und die wir noch nicht im Einzelnen verstehen.“ Im Zusammenspiel erzeugen diese Prozesse nicht nur die unfassbar hohen Temperaturen der Korona, sondern ermöglichen auch die heftigen Eruptionen, in denen die Sonne immer wieder Teilchen und Strahlung ins All schleudert. Die Messdaten von Sunrise III werden die bisher beste Höhenauflösung aus der Chromosphäre liefern: Präziser als je zuvor wird es möglich sein, einzelne Vorgänge einer genauen Höhe über der Oberfläche zuzuordnen. „Mit Sunrise III können wir die Vorgänge in der Chromosphäre besser als je zuvor verfolgen“, sagt Sunrise III-Projektwissenschaftler Dr. Achim Gandorfer vom MPS in Göttingen. (tko)