Stadt Göttingen ist bei der Photovoltaik kein Spitzenreiter

Beim Thema Photovoltaik schneidet die Stadt Göttingen nicht gut ab. Das ergibt sich aus einer aktuellen Rangliste im Selfmade Energy SolarAtlas.
Göttingen – Die Universitätsstadt Göttingen hinkt in einem Ranking bezüglich der Installation von Solaranlagen hinterher: Im ersten Quartal entsprach der Zuwachs bei neu installierten Solaranlagen sieben Prozent im Vergleich zum Dezember 2022. Alle deutschen Städte kommen im Durchschnitt auf ein Plus von 7,7 Prozent im Vergleich – so der Selfmade Energy SolarAtlas.
Dessen Geschäftsführer sagt aber auch: Die Bedingungen für Kauf und Installation haben sich im Vergleich zum Vorjahr wieder verbessert: Anlagen sind günstiger und die Wartezeiten kürzer.
91 Photovoltaikanlagen im ersten Quartal 2023 neu installiert
Insgesamt wurden 91 Photovoltaikanlagen im ersten Quartal 2023 in Göttingen neu installiert. Insgesamt wurden laut Daten der Bundesnetzagentur in Göttingen bislang 1428 Anlagen aufgebaut. Das entspricht ungefähr einer Fläche von 17 Fußballfeldern – rund 136 000 Quadratmetern.
Diese 1428 Anlagen können etwa 26 Megawatt Leistung produzieren. Gemessen an der Anzahl der PV-Anlagen pro 1000 Einwohner schafft Göttingen es im Ranking der Städte auf einen bescheidenen Platz 1901 – gemessen an der insgesamt installierten Leistung auf Rang 364.
Offizielle Statistik liegt vor
Das geht aus den offiziellen Photovoltaik-Ausbauzahlen der Bundesnetzagentur für 2023 hervor, die das Vergleichsportal für Solaranlagen Selfmade Energy jetzt erneut für 2050 Städte ausgewertet hat. Ein Grund für den Kauf von Photovoltaikanlagen sei das auch durch die neue EU-Richtlinie zur Gebäudesanierung und das geplante Heizungsanlagengesetz gestiegene Interesse von Hauseigentümern an Wärmepumpen.
„Da diese sehr viel Strom verbrauchen, spielen viele zusätzlich mit dem Gedanken sie mit Sonnenstrom vom eigenen Dach zu speisen - und eine PV-Anlage zu installieren“, sagt Solarexperte Dr. Tim Rosengart, Geschäftsführer des Vergleichsportals.
Interessenten sind wieder preisbewusster unterwegs
Allerdings seien die Interessenten jetzt wieder preisbewusster unterwegs, nachdem im vergangenen Jahr, nach Ausbruch des Ukraine-Krieges, das Kriterium möglichst schnelle Installation vorrangig bei den Kunden war. „Der Preis spielte keine Rolle, das haben viele Solarfirmen ausgenutzt“, sagt Rosengart.
Klar ist, dass beim Ausbau der Solarstromnutzung noch viel getan werden muss.
Mittlerweile sei das Angebot wieder deutlich größer. „Die Lieferzeiten liegen nicht mehr bei sechs bis 18 Monaten, wie noch im vergangenen Jahr, sondern nun bei etwa vier Wochen. Das ist eine gute Nachricht für alle, die jetzt ihren eigenen Strom erzeugen und sparen wollen“, sagt der „Selfmade Energy“-Geschäftsführer.
Laut Stadt-Sprecher Dominik Kimyon aber bestehen die langen Lieferzeiten seitens der Fachfirmen und Wartezeiten auf Installationsbetriebe weiterhin. Sie stünden nicht zur Verfügung, auch, weil nicht ausreichend Personal vorhanden ist. Die Stadt habe deshalb mit den Kreisen Göttingen und Northeim die „Fachkräfteininitiative für Klimaberufe“ gestartet, geleitet von der Südniedersachsen-Stiftung.
Stadt: Vergleiche sind zum Teil schwierig
„Klar ist, dass beim Ausbau der Solarstromnutzung noch viel getan werden muss“, schließt die Göttinger Stadtverwaltung aus den aktuellen Zahlen. Sprecher Kimyon sagt aber auch: „Vergleiche sind zum Teil aber schwierig zu ziehen.“ So würden in dem genannten Ranking unterschiedliche Städtekategorien vermischt. „Im Vergleich der Großstädte und Städte ähnlicher Größe liegt Göttingen deutlich besser“, so Dominik Kimyon.
Um voranzukommen, laufen einige Aktivitäten. Die Stadt nennt auch die Aktualisierung eines aussagefähigen Solardachkatasters, die Beratung und Sensibilisierung der Bürger – auch durch Klimaschutz-Tage und die Teilnahme am Wettbewerb „Besonders aktive Stadt“. Als Gebäudeeigentümer will die eigenen Dächer – und die der städtischen Gesellschaften – weitgehend mit PV-Anlagen belegen – oder Dächer dafür verpachten. In B-Plänen für Neubaugebiete wurden in Verträgen Photovoltaikanlagen mittlerweile vorgeschrieben. (Thomas Kopietz)
Solardachkataster der Energieagentur bietet Entscheidungshilfe
Eignet sich ein Dach für Solarenergie? Diese Frage lässt sich mit dem Solardachkataster der Energieagentur schnell und einfach für die Landkreise Göttingen und Northeim beantworten.
Dabei wird sowohl die Eignung für Photovoltaik als auch für Solarthermie unter die Lupe genommen. Anhand von farbigen Markierungen kann nach wenigen Mausklicks in einer Kartenansicht genau abgelesen werden, inwieweit sich die entsprechende Dachfläche nutzen lässt. Dabei hilft ein ausführlicher Ertragsrechner für Solarwärme und -strom. Die Seite, die kostenlos aufgerufen werden kann, erfreut sich seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit.
Außerdem kann dort angezeigt werden, wie viele Solaranlagen in der jeweiligen Gemeinde bereits vorhanden sind. (Bernd Schlegel)
Weitere Informationen gibt es hier.