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Die Ess-Sucht im Klassenzimmer: Theaterstück informiert über Krankheit und Hilfsangebote

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Von: Kim Henneking

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Eine Szene aus dem Theaterstück „Schöne Menschen essen nicht“.
Eine Szene aus dem Theaterstück „Schöne Menschen essen nicht“. © Fabian Gordon Hoffmann/nh

Mit einem Theaterstück macht die Therapeutische Frauenhilfe Göttingen auf das Thema Ess-Störungen aufmerksam. Anlaufstellen sind vor allem Schulen.

Landkreis Göttingen – Mit dem Theaterstück „Schöne Menschen essen nicht“ waren die Vereine Spielraum und Therapeutische Frauenberatung Göttingen 2022 in Klassenzimmern der Stadt Göttingen und des Landkreises Göttingen zu Gast.

Die Förderung des Präventionsprojekts zum Thema Essstörungen ist nun ausgelaufen. Doch die Nachfrage von Lehrkräften in der Region hält laut den Organisatorinnen weiterhin an.

Theaterstück „Schöne Menschen essen nicht“: Therapeutische Frauenhilfe klärt über Ess-Störungen auf

Ziel des Projekts ist es, auf die Warnzeichen einer Essstörung und Hilfsangebote hinzuweisen. „Es gibt oft das Bild von dünnen, jungen Mädchen im Kopf. Aber Essstörungen sind vielfältiger“, erklärt Nina Vogel von der Beratungsstelle. Je nach körperlicher Idealvorstellung seien verschiedene Personengruppen betroffen.

Setzen sich für Aufklärung zum Thema Ess-Störungen ein: (v.l.) Anja Koop, Kathrin Müller-Grüß und Nina Vogel.
Setzen sich für Auflärung zum Thema Ess-Störungen in Schulen ein: (v.l.) Anja Koop, Kathrin Müller-Grüß und Nina Vogel. © Kim Henneking

Ein Warnzeichen sei beispielsweise, wenn man geliebte Interessen vernachlässigt und zunehmend mehr Zeit mit Gedanken um Essen, Gewicht, Bewegung und Aussehen verbringt. Nach und nach entstehe bei Betroffenen ein Leidensdruck. Zugleich fehle jedoch die Kraft, mit dem gesundheitsschädlichen Verhalten aufzuhören.

Therapeutische Frauenhilfe Göttingen: Infos zu Warnzeichen bei einer möglichen Ess-Störung

Das Präventionsangebot richtet sich an Jugendliche ab 13 Jahren – laut den Beraterinnen die höchste Risikogruppe für Essstörungen. „Je früher die Behandlung einsetzt, desto höher sind die Chancen auf Besserung“, sagt die Beraterin Anja Koop.

Während der Corona-Pandemie sei die Zahl der Betroffenen leider gestiegen. Um die Schulklassen auf den Besuch vorzubereiten und das Thema im Unterricht weiter zu behandeln, werde aktuell Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte ausgearbeitet.

Aufklärung in Schulen: Theaterstück thematisiert Ess-Störungen und wie man diese erkennt

Eine von vielen Besonderheiten an dem Theaterstück ist die dahinterliegende Recherche: „Das Stück basiert auf den Erfahrungen von Betroffenen“, erklärt Anja Koop.

Frauen und Mädchen, die dort kostenlose Hilfe für ihre Essstörungen in Anspruch nehmen, haben in Interviews ihre Erfahrungen geteilt. Die sind in den Text für das Theaterstück eingeflossen. Die Vorstellung findet als Monolog einer Betroffenen in Klassenzimmern statt.

„Die Figur öffnet sich. Das öffnet den Raum für ein Gespräch“, sagt die Schauspielerin Kathrin Müller-Grüß. Die Jugendlichen seien bei ihren Besuchen oft emotional und interessiert gewesen und hätten den kleinen Veranstaltungsrahmen im Klassenraum geschätzt.

Prävention bei Ess-Störungen: Theaterstück von mehreren Institutionen gefördert

Direkte Hilfeanfragen hätte es aber keine gegeben. Oft sei das Thema bei den Betroffenen mit Scham behaftet, erklären die Organisatorinnen. Die Stückentwicklung und die ersten zehn Vorstellungen wurden durch den Landschaftsverband Südniedersachsen, der Stadt Göttingen, den Verein KUNST und der Göttinger Kulturstiftung gefördert.

Weitere sieben Vorstellungen wurden durch den Präventionsfonds 2022 des Landkreises Göttingen finanziert. Konzipiert und inszeniert wurde das Theaterstück von Kathrin Müller-Grüß (Schauspielerin) und Leila Lampe (Theaterpädagogin).

Mit Stimmen von Roman Kupisch und Norman Grüß und Fotos von Fabian Gordon Hoffmann. Nina Vogel begleitete die Vorstellungen als Fachberaterin.

Kontakt: Lehrkräfte von regionalen Schulen sind weiterhin willkommen, eine Theatervorstellung und Workshops für ihre Klassenzimmer zu buchen, per E-Mail an info@spielraum-goettingen.de und unter Tel. 0172-435 0192.

Verschiedene Formen von Ess-Störungen

Laut der Therapeutischen Frauenberatung Göttingen gibt es verschiedene Formen von Ess-Störung: Dazu gehört beispielsweise die Bulimie, auch bekannt als Ess-Brech-Sucht. Betroffene sind meist normalgewichtig bis schlank, fühlen sich aber zu dick.

Unkontrollierte Essattacken versuchen sie durch Erbrechen, Abführmittel oder exzessiven Sport auszugleichen. Margersucht, auch Anorexie genannt, beginnt oft mit einer Diät, die nicht mehr beendet werden kann. Betroffene sind aufs Abnehmen fixiert und empfinden ihren Köper als zu dick, auch wenn er lebensbedrohlich dünn ist.

Bei der Ess-Sucht ist das Hunger- und Sättigungsgefühl gestört. Manche essen ununterbrochen, andere leiden unter regelmäßigen Attacken oder fühlen Heißhunger auf bestimmte Lebensmittel. Alle Erkrankungen haben vielfältige gesundheitsschädliche bis tödliche Folgen für die körperliche Gesundheit, eine Heilung erfordert meist professionelle Hilfe.

Die Therapeutische Frauenberatung in Göttingen hilft bei Essstörungen, psychischer Belastung und anderen Konflikten. Kontakt: Groner Straße 32/33, Tel. 0551/45615. E-Mail: info@therapeutische-frauenberatung.de. (kim)

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