1. Startseite
  2. Lokales
  3. Göttingen
  4. Göttingen

„Uns Uwe“ – auch in Göttingen unvergessen

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Thomas Kopietz

Kommentare

Fußballlegende Uwe Seeler stirbt am 21. Juli 2022 im Alter von 85 Jahren. Auch in Göttingen hinterlässt der ehemalige HSV- und DFB-Star tiefe Spuren.

Göttingen – Er spielte in Kriegszeiten mit Bällen, die eher an „Ostereier“ erinnerten. Er dribbelte auf Kopfsteinpflaster, hechtete bei Flugkopfbällen bäuchlings und landete nach Fallrückziehern rücklings auf Betonboden.

Und Uwe Seeler wollte Zeit seines Leben, das am 21. Juli nach 85 Jahren zu Ende ging, nur ganz „normal sein“, wie er in der NDR-Doku „Einer von uns“ von Reinhold Beckmann ehrlich bekannte. Normal sein, das ist Seeler in beinahe unnachahmlicher Weise. Deshalb wurde er zu dem, was nie ein Fußballer in Deutschland wurde: „Uns“ Uwe.

Fußballlegende Uwe Seeler gestorben – Spuren auch in Göttingen hinterlassen

„Uns Uwe“ in Göttingen: Der HSV-Stürmer umdribbelt mit enger Ballführung zwei Spieler von Göttingen 05 bei dem Spiel der Göttinger gegen den Hamburger SV im Februar 1972. Der HSV gewann 4:0. Seeler traf ein Mal zum Endstand.
„Uns Uwe“ in Göttingen: Der HSV-Stürmer umdribbelt mit enger Ballführung zwei Spieler von Göttingen 05 bei dem Spiel der Göttinger gegen den Hamburger SV im Februar 1972. Der HSV gewann 4:0. Seeler traf ein Mal zum Endstand. © Karlheinz Otto

Armin Krumrey aus Göttingen lernte Uwe Seeler kennen: Eine Woche trainierte Uwe den damals 16 Jahre jungen Nachwuchskeeper Armin 1980 bei einem Fußballcamp. Das hat Eindruck bei Krumrey hinterlassen: „Uwe Seeler ist der außergewöhnlichste Mensch, den ich kennengelernt habe“, sagt Krumrey (55) noch heute.

Warum? Nun, Armin Krumrey, der in Göttingen auch für den FC Grone, SC Weende, die SVG und den SC Hainberg spielte, sagt das, was auch die engen Freunde Seelers über Uwe erzählten: Er war stets offen und freundlich zu jedem – ganz normal gewesen.

Uwe Seeler in Göttingen: Die Krumreys und Uwe

„Und so ist er geblieben“, sagt Krumrey, dessen Onkel „Budde“ Krumrey sogar gegen Uwe Seeler und den HSV spielte, ja sogar die Wimpel vor dem Anpfiff tauschte: „Budde“ lief als Kapitän für Olympia Wilhelmshaven auf – und war nicht minder beeindruckt als sein Neffe Armin viele Jahr später.

Der Göttinger Armin Krumrey als 16-Jähriger im Pepsi-Cola-Fußballcamp 1980: Uwe Seeler war mit dabei. Ein gemeinsames
Der Göttinger Armin Krumrey als 16-Jähriger im Pepsi-Cola-Fußballcamp 1980: Uwe Seeler war mit dabei. Ein gemeinsames Foto hat Krumrey aber nicht, dafür eines mit dem TV-Reporter/Fußballtrainer Holger Obermann (links) und Wolfgang Weber, WM-Teilnehmer 1966 und 1970. © privat/nh

„Buddes“ Sohn Sven berichtet, dass sein Vater über Seeler sagte, der sei „ein Sportsmann vom Scheitel bis zur Sohle und sah sich immer als Vorbild für die Kinder, die Fußball spielen“.

Wie für den 16-jährigen Armin 1980 beim Pepsi-Fußballcamp. Den Platz dafür ergatterte er in einem Preisausschreiben der „Bravo“. „Ich wollte unbedingt dabei sein.“ Er schaffte es und lernte dort weitere deutsche Fußball-Größen kennen: Wolfgang Overath, Holger Obermann (TV-Reporter/Int. Fußballtrainer), Max Lorenz und Wolfgang Weber. Der gab dem Torwart-Talent sogar seine Telefonnummer.

Uwe Seeler in Göttingen: Acht Tore gegen 05

Auch andere Göttinger haben Erinnerungen an den großen Uwe Seeler: menschlich fast ausnahmslos gute, sportlich eher schlechte. Denn Seeler traf mit seinem HSV zu Zeiten der Oberliga Nord – damals vor Gründung der Bundesliga die höchste Spielklasse – von 1954 bis 1958 auch auf Göttingen 05.

Uwe Seeler als Spieler in Göttingen: Im Februar 1972 kam es vor 3500 Zuschauern im Maschpark zu einem Spiel von Göttingen 05 gegen den Hamburger SV (HSV). Nach dem Spiel signiert Seeler einen Ball für „Keks“ Müller.
Uwe Seeler als Spieler in Göttingen: Im Februar 1972 kam es vor 3500 Zuschauern im Maschpark zu einem Spiel von Göttingen 05 gegen den Hamburger SV (HSV). Nach dem Spiel signiert Seeler einen Ball für „Keks“ Müller. © Karlheinz Otto

Acht Spiele gab es, sechs Mal stand Uwe Seeler auf dem Platz. Nun das Schmerzliche für die Schwarz-Gelben aus Göttingen: Sechs Mal gewann der HSV, ein Mal 05 – und „Uwe“ machte acht Tore, der insgesamt 28 des HSV in besagten acht Begegnungen mit 05.

Und es gab weitere Seeler-Gastspiele in Göttingen: Am 13. Februar 1972 gastierte der HSV im Maschpark. 3500 Zuschauer sahen die Partie, die der Bundesligist gegen den damaligen Regionalligisten (3.Liga) mit 4:0 gewann. Torschützen: Horst Hönig (2), Peter Nogly und – natürlich – Uwe Seeler, der in der 78. Minute das vierte Tor für die Hamburger machte.

Uwe Seeler in Göttingen: Gemeinsames Essen im 05-Heim

Danach gab es ein gemeinsames Essen im 05-Heim. Und Uwe Seeler war so nahbar wie immer. Er soll sich, so wird erzählt, danach von jedem 05-Spieler per Handschlag verabschiedet haben.

Begrüßung: „Budde“ Krumrey tauscht mit Uwe Seeler den Wimpel. Krumrey spielte für Olympia Wilhelmshaven. Neffe Armin Krumrey ist Göttinger und trainierte 1980 eine Woche unter Uwe Seeler im Pepsi-Cola-Fußballcamp.
Begrüßung: „Budde“ Krumrey tauscht mit Uwe Seeler den Wimpel. Krumrey spielte für Olympia Wilhelmshaven. Neffe Armin Krumrey ist Göttinger und trainierte 1980 eine Woche unter Uwe Seeler im Pepsi-Cola-Fußballcamp. © Nilsson/Privat/nh

Bilder geschossen davon hat damals der Göttinger Fotograf Karlheinz Otto, der sein Archiv weiterhin pflegt und sich natürlich sofort an Fotos von Uwe Seeler erinnert hat – sowohl zu dessen 85. Geburtstag 2021 als auch jetzt zu seinem Todestag.

Vergessen werden viele in Göttingen – auch Armin Krumrey – Uwe Seeler ohnehin nie: als großartigen Fußballer und Menschen, der ja immer nur „ganz normal bleiben und leben wollte“. Er tat es. (Thomas Kopietz)

2019 ist der ehemalige Göttingen 05-Trainer Karl-Heinz „Charly“ Mrosko gestorben, die Uni-Stadt trauerte.

Auch interessant

Kommentare