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„Letzte Generation“: Wartende Polizisten können Aktivisten in Göttingen nicht stoppen

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Von: Stefan Rampfel

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Aktivisten der „Letzten Generation“ blockieren Kreuzung Weender Tor in Göttingen.
Aktivisten der „Letzten Generation“ blockierten wieder die Kreuzung „Weender Tor“ in Göttingen. © Stefan Rampfel

Protestler der „Letzten Generation“ blockieren erneut eine Kreuzung in Göttingen. Polizeibeamte vor Ort können nicht rechtzeitig eingreifen.

Göttingen – Am Donnerstagmittag war es mal wieder soweit: Acht Unterstützer der „Letzten Generation“ haben zum wiederholten Male eine zentrale Kreuzung in Göttingen blockiert. Ein Großteil von ihnen nutzte dazu Sekundenkleber, um ihre Handflächen auf die Fahrbahn zu kleben. Aber dieses Mal wartete die Polizei sogar schon auf sie.

Nachdem vor genau zwei Wochen die Bürgerstraße am Groner Tor von den Klimaaktivisten blockiert wurde, war am Donnerstag, 23. Februar, mal wieder das Weender Tor an der Reihe. Eines war dieses Mal allerdings anders: Wenige Minuten vor der „geheimen“ Aktion fuhr die Göttinger Polizei mit zwei Streifenwagen vor, augenscheinlich, um das Festkleben zu verhindern.

„Letzten Generation“: Polizeibeamte vor Ort können Aktion in Göttingen nicht verhindern

Doch nur rund zehn Meter entfernt von den Beamten blockierten um 12.16 Uhr trotzdem acht Klimaaktivisten erfolgreich die Berliner Straße direkt an der Ampelkreuzung am Weender Tor. Als die Beamten die Aktivisten bemerkten, war es bereits zu spät.

Polizeibeamte stehen vor Klimaaktivisten in Göttingen.
Ansprache der Polizei: Ein Beamter forderte die Aktivisten auf, die Straße freiwillig zu räumen. Anschließend wurden Maßnahmen eingeleitet. © Stefan Rampfel

Der Stau beschränkte sich dieses Mal nur auf den kleinen Abschnitt zwischen Weender Tor und der Kreuzung zur Godehardstraße. Viele Autofahrer hupten und waren wütend.

Eine Mutter mit einem Neugeborenen wurde von ihrem Mann im Stau aus dem Auto gelassen. Sie hatte einen dringenden Arzttermin und musste zu Fuß weiter gehen, wie sie den Aktivisten im Vorbeigehen wütend mitteilte. „Das tut uns leid“, war die Antwort.

Klimaaktivisten blockierten Kreuzung in Göttingen: Betroffene reagieren unterschiedlich

Eine andere im Stau stehende Autofahrerin dachte zunächst, dass ein Film gedreht werde. Sie verstehe nicht, wieso die Polizei die Blockade nicht verhindert hat, obwohl sie doch schon vor Ort war. Generell habe sie aber Verständnis für diese Art von Protest.

Eine vorbeigehende Passantin hingegen schrie den Umweltaktivisten zu: „Wasserschlauch holen, damit es richtig schön gemütlich wird.“ Später leitete die Polizei die wartenden Autos über den Mittelstreifen ab.

Auch ein Linienbus der Göttinger Verkehrsbetriebe (GöVB) stand im Stau. Busfahrer Markus Effler hatte diesen zu spät bemerkt, blieb aber gelassen: „Mich regt das nicht auf, es ist meine Arbeitszeit.“ Die Fahrgäste waren alle ausgestiegen.

Friedlicher Protest der „Letzten Generation“ in Göttingen

Effler stand am Donnerstag bereits das dritte Mal bei einer Klebeaktion der Klimaaktivisten im Stau. „Generell finde ich gut, wenn sich jemand für das Klima einsetzt, aber ob das nun in dieser Form sein muss, ist fraglich“, so Effler.

Rosa Reinisch ist eine der acht Aktivistinnen, die sich am Weender Tor auf die Straße geklebt haben. „Meine Chefin hat großes Verständnis für unsere Aktionen, und ich bekomme dafür Anerkennung“, so Reinisch, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaften der Uni Göttingen arbeitet.

Die Aktionen finden in ihrer Freizeit statt. „Wir haben unser Ziel erreicht und den Alltag unterbrochen“, sagt Reinisch. „Umso besser findet sie es, dass die Polizei schon vor Ort war und die Autos schnell umgeleitet hat. Denn: „Wir stören nicht gerne“, so Reinisch.

Göttingen: Feuerwehr löst Handflächen mit Speiseöl von Fahrbahn

Die Berufsfeuerwehr rückte mit Speiseöl an und löste so die Handflächen von der Fahrbahn. Einige Aktivisten ließen sich von der Polizei auf den Gehweg tragen, wo die Personalien aufgenommen wurden.

Nachdem die Feuerwehr noch das Speiseöl von der Straße entfernte, lief der Verkehr nach rund einer Stunde wieder. Mit ihrer Protestaktion fordern die Aktivisten die Abgeordneten des Bundestags auf, einen Gesellschaftsrat einzuberufen.

Unter dem Titel „Ziviler Widerstand in der Klimakatastrophe. Eine Krisensitzung“ informiert die „Letzte Generation“ am 26. Februar um 16 Uhr im KAZ, Bürgerstr. 15, Göttingen, über die Hintergründe der Proteste und weitere Pläne zivilen und friedlichen Widerstands. (Stefan Rampfel)

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