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Rechter Terror: Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Mann aus Herzberg

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Von: Heidi Niemann

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Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat die vor allem online aktive Neonazi-Gruppierung „Nordadler“ verboten.
Horst Seehofer (CSU): Bundesinnenminister © Fabrizio Bensch/dpa

Im Zusammenhang mit dem Verbot der rechtsextremistischen Vereinigung „Nordadler“ haben Polizeibeamte am frühen Dienstag auch die Wohnung eines 24-Jährigen in Herzberg im Landkreis Göttingen durchsucht.

Herzberg/Göttingen - Im Zusammenhang mit dem Verbot der rechtsextremistischen Vereinigung „Nordadler“ haben Polizeibeamte am frühen Dienstag auch die Wohnung eines 24-Jährigen in Herzberg im Landkreis Göttingen durchsucht.

Der 24-jährige Wladislaw S. soll einer der Mitbegründer und Wortführer der Gruppierung sein. Die Bundesanwaltschaft ermittelt bereits seit zwei Jahren gegen ihn und mehrere andere Beschuldigte wegen des Verdachts der Gründung und Mitgliedschaft in einer rechtsterroristischen Vereinigung

Rechter Terror: Ermittlung gegen Mann aus Kreis Göttingen

Erstmals aufgefallen war der 24-Jährige im Rahmen eines Strafverfahrens gegen einen Salafisten aus Northeim. Wladislaw S. soll Anfang 2017 dem zum Islam konvertierten früheren Rechtsextremisten Sascha L. bei der Vorbereitung eines Sprengstoffanschlages geholfen haben. 

Der 24-Jährige hatte den Islamisten dabei gefilmt, wie er einen selbstgebauten Sprengsatz in einem Park in Northeim testete, und diesem anschließend das Video überlassen.

Das Landgericht Braunschweig verurteilte Wladislaw S. deshalb im Dezember 2017 wegen Beihilfe zum vorsätzlichen unerlaubten Umgang mit explosionsgefährlichen Stoffen zu 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Der niedersächsische Verfassungsschutz stufte die Region Göttingen/Südniedersachsen in seinem Bericht 2018 als einen "Schwerpunkt neonazistischer Aktivitäten" im Land ein. 

Kreis Göttingen: Polizei durchsucht Wohnung 

Sascha L. wurde damals zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt. Weil er im Gefängnis einen Justizbeamten attackiert hatte, erhielt der Islamist kürzlich eine weitere Haftstrafe von 14 Jahren wegen versuchten Mordes.

23.06.2020, Niedersachsen, Herzberg: "Willkommen in Herzberg am Harz" steht auf einem Holzschild am Ortseingang von Herzberg. Im Zuge des bundesweiten Verbots der rechtsextremistischen Vereinigung "Nordadler" hat es auch eine Razzia im südniedersächsischen Herzberg am Harz gegeben. Foto: Swen Pförtner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Herzberger © dpa

Der ursprünglich aus der Republik Moldau stammende Wladislaw S. hatte sich in dem damaligen Prozess vor dem Landgericht Braunschweig offen als überzeugter Nationalsozialist dargestellt, der die Demokratie ablehnt. Ebenso wie Sascha L. betrachtete er alle deutschen und US-amerikanischen Soldaten und Polizisten als „Judendiener“.

Nach Angaben des Bundesverfassungsschutzes sollen sich die Gruppenmitglieder von „Nordadler“ über die Beschaffung von militärischen Ausrüstungsgegenständen und Waffen sowie über die Herstellung von Sprengkörpern ausgetauscht haben.

Rechtsextremistische Vereinigung: Polizei ermittelt in Göttingen

Der 24-jährige Herzberger Wladislaw S. ist nicht zum ersten Mal aufgefallen. Die Generalstaatsanwaltschaft Celle ermittelte in einem weiteren Verfahren gegen Wladislaw S. und mehrere andere Männer wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung. 

Im Januar 2018 übernahm der Generalbundesanwalt den Fall und leitete ein Verfahren wegen des Verdachts der Gründung einer rechtsterroristischen Vereinigung ein. Drei Monate später ließ die Bundesanwaltschaft bei mehreren Razzien unter anderem die damalige Wohnung des 24-Jährigen in Katlenburg-Lindau im Landkreis Northeim durchsuchen. Dieser stehe gemeinsam mit vier weiteren Beschuldigten im Verdacht, spätestens Anfang 2017 unter dem Namen „Nordadler“ eine rechtsterroristische Vereinigung gegründet zu haben, teilte die Strafverfolgungsbehörde damals mit. 

Rechter Terror: Ermittlung gegen Mann aus Kreis Göttingen

Ziel der Beschuldigten sei ein Wiedererstarken des Nationalsozialismus in Deutschland. Dazu hätten sie auch bislang noch nicht näher konkretisierte Anschläge auf politische Gegner in Erwägung gezogen und sich bereits darum bemüht, Waffen, Munition sowie Materialien zum Bau von Brand- und Sprengvorrichtungen zu beschaffen. 

Die Ermittlungen dauerten immer noch an, teilte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft mit. Die „Nordadler“-Mitglieder werden zudem verdächtigt, Personenlisten über politisch Verantwortliche sowie politische Gegner angelegt zu haben, um diese im Falle eines Staatszusammenbruchs zur Rechenschaft zu ziehen. Wladislaw S. hatte vor zwei Jahren gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk erklärt, Listen mit Namen und persönlichen Daten von Antifaschisten aus Northeim und Göttingen angelegt zu haben.

Göttingen: Seehofer geht gegen Neonazi-Gruppierung vor

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat die vor allem online aktive Neonazi-Gruppierung „Nordadler“ verboten. In Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Brandenburg rückten am Dienstagmorgen insgesamt rund 300 Polizisten zu Razzien bei sieben führenden Vertretern der Gruppe an. Das Bundesinnenministerium rechnet der vor allem online agierenden rechtsextremistischen Gruppe mehrere Dutzend Mitglieder zu. 

Ein 25-jähriger Aktivist der rechtsextremen Szene stand in Göttingen vor Gericht. Im Berufungsprozess geht es um einen gewalttätigen Vorfall.  (pid/dpa)

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