Göttinger Wissenschaftler lösen Rätsel der Zellteilung
Göttingen. Ein internationales Team von Wissenschaftlern unter der Leitung der Universität Göttingen hat einen zentralen Mechanismus der Zellteilung entschlüsselt. Ein auffälliges Merkmal der Zellteilung ist die Kondensation oder Verdichtung von Chromosomen.
Diese wurde zwar bereits vor mehr als 130 Jahren beobachtet, deren Mechanismus galt aber bislang als nur andeutungsweise verstanden.
Wie die Georg-August-Universität in einer Pressemitteilung berichtet, ist es den Göttinger Forschern nun erstmals gelungen, in einer sich teilenden Zelle eine Kraft nachzuweisen, die diesen Prozess vorantreibt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht.
Trick verwendet
Unter der Leitung von Prof. Dr. Heinz Neumann haben die Wissenschaftler am Göttinger Zentrum für Molekulare Biowissenschaften einen Trick aus der Synthetischen Biologie verwendet, um zelluläre Proteine mit Aminosäuren – den Bausteinen der Proteine – auszustatten, die in der Natur nicht vorkommen.
Dadurch erhielten die Proteine besondere Eigenschaften. Die Forscher konnten so zum ersten Mal in einer intakten Zelle die Wechselwirkung zwischen den Grundbausteinen der Chromosomen beobachten. Damit zeigten sie, dass diese Wechselwirkung eine entscheidende Rolle bei der Kondensation der Chromosomen während der Zellteilung spielt.
„Darüber hinaus haben wir den Mechanismus ihrer Regulation identifiziert“, erläutert Prof. Neumann. Demnach löst eine Kaskade von Signalen die Wechselwirkung zu Beginn der Zellteilung aus und unterdrückt sie nach deren Abschluss wieder.
Neue Krebstherapien möglich
„Fehler in diesem Prozess können chromosomale Veränderungen hervorrufen, also eine der Hauptursachen für die Entstehung von Tumorzellen“, so Prof. Neumann. „Mit der Aufdeckung der Kräfte, die die Kondensation von Chromosomen steuern, könnten sich neue Möglichkeiten zur Entwicklung von alternativen Therapieansätzen gegen Krebs eröffnen.“ (mel)