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„Unser Lied für Liverpool“: Mann aus Kreis Göttingen im Finale des Eurovision Song Contest

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Von: Thomas Kopietz

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Die Band „Lord of the Lost“ bei ihrem ESC-Finaleinzug in Hamburg.
Triumph-Schreie und Posen: Die Hamburger Band „Lord Of The Lost“ feiern beim Vorentscheid „Eurovision Song Contest 2023 - Unser Lied für Liverpool“ in Köln auf der Bühne ihren Sieg. Sie fahren für Deutschland am 13. Mai zum ESC-Finale nach Liverpool. Mit dabei ist Niklas Kahl: der Schlagzeuger der Band stammt aus Osterode am Harz (Zweiter von links). © Rolf Vennenbernd/dpa

Niklas Kahl aus Osterode (Kreis Göttingen) ist Schlagzeuger bei der Band „Lord of the Lost“. Nun fährt er zum Finale des Eurovision Song Contest.

Osterode/Köln – Die heimische Musikszene lässt wieder einmal aufhorchen: Der Schlagzeuger Niklas Kahl (34) aus Osterode (Kreis Göttingen) ist mit seiner Band „Lord of the Lost“ beim Eurovision Song Contest (ESC) dabei.

Die Hamburger Gruppe gewann am Wochenende – vor allem dank der vielen Publikumsstimmen – den nationalen Vorentscheid „Unser Lied für Liverpool“ in Köln und vertritt Deutschland beim „Eurovision Song Contest“ am Samstag, 13. Mai, in der nordenglischen Beatles- und Klopp-Metropole Liverpool.

Eurovision Song Contest 2023: Schlagzeuger aus dem Kreis Göttingen beim ESC-Finale in Liverpool dabei

Völlig überraschend kam der Sieg nicht, denn auch Komponist und ESC-Legende Ralph Siegel hatte der Band, die übersetzt „Herr der Verlorenen“ heißt, eine gute Platzierung zugetraut, wie er der Deutschen Presse Agentur sagte: „Ich glaube, es ist eine sehr gute Band, die sich auch gut schlagen wird.“

Einschränkend meinte Siegel vor dem Entscheid, dass der Musikstil Metal bereits in den vergangenen Jahren durch einige Bands besetzt wurde. So triumphierten die Finnen „Lordi“ bereits 2006 mit ihrem harten Sound.

„Lord of the Lost“ spielen laut Wikipedia eine Mischung aus „Härte und Melodie“ zwischen Rock und Metal, derweil die Zielgruppe der Band primär im Dark-Metal zu finden ist.

„M’era-Luna“ in Hildesheim ist eines der Mega-Dark-Metal-Festivals. Als musikalische Einflüsse nannte Sänger Chris Harms in einem Interview im Szenemagazin Orkus einmal Gruppen wie Rammstein, Marilyn Manson, Nine Inch Nails sowie – man höre und staune – die frühen Roxette.

Dark-Metal-Band „Lord of the Lost“ beim ESC: Schlagzeuger kommt aus dem Landkreis Göttingen

In der deutschen ESC-Szene jedenfalls stoßen „Lord of the Lost“ und ihr Song „Blood & Glitter“ auf Wohlwollen. Nach zuletzt schlechten Platzierungen der deutschen Starter beim ESC glaubt Eurovision-Kommentatoren-Legende Peter Urban, dass „Lord of the Lost“ beim Finale in Liverpool gut abscheiden wird.

Urban hegt große Sympathien für die Jungs samt Niklas Kahl: „Das ist die netteste Metal-Band, die ich je gesehen habe, eine gute Wahl, denn der ESC hat sich gewandelt.“ Urban, der seit 1997 den ESC fürs deutsche Fernsehen kommentiert wird von der DPA wie folgt zitiert: „Dieser Glam-Auftritt sollte Deutschland in Liverpool einen soliden Platz sichern.“

Bei den Buchmachern schlug die Band mit ihrem Song „Blood & Glitter“ nicht so richtig ein: Sonntag lag die Band im ESC-Sieg-Ranking (Quelle: Eurovisionworld.com) auf Platz 24 von 30 Startern. Das kann sich aber schnell ändern, denn schon quantitativ wenige Wetteinsätze könnten die eng beieinanderliegende Liste durcheinanderwirbeln.

Es ist irgendwie noch gar nicht in meinem Kopf angekommen.

„Lord of the Lost“-Schlagzeuger Niklas Kahl (34), aus Osterode

Der Freude von Niklas Kahl, der 2017 zur Band stieß, tut das jedenfalls keinen Abbruch. Er reagierte euphorisch via Facebook: „Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll. Es ist irgendwie noch gar nicht in meinem Kopf angekommen, dass wir die große Ehre haben (das meine ich Ernst!), der deutsche Act beim diesjährigen ESC sein zu dürfen.“ Kahl weiß auch, wem er das zu verdanken hat, den Fans: „Und das alles nur euretwegen! Danke für die mega Unterstützung!“

Ein Kompliment hat der Metaller auch für die Mitstreiter bei der deutschen Vorauswahl übrig: „Es liegt eine anstrengende, aber unglaublich schöne Woche mit wahnsinnig talentierten Musikern und zugleich großartigen Menschen hinter uns, die ich niemals vergessen werde!“

„Lord Of The Lost“ wurde bereits 2009 gegründet und steht für Elemente aus Industrial-Rock, Gothic-Metal, Glam, Wave und Pop. Die Band ist auf deutschen und internationalen Festivals aufgetreten, darunter das berühmte Wacken Open Air, M’era Luna und das Summer Breeze. Bisher ist die Gruppe laut NDR durch mehr als 30 Länder getourt. Die Band erreichte mehrere Chart-Platzierungen.

„Lord of the Lost“-Schlagzeuger Niklas Kahl aus Osterode: Mit fünf Jahren saß er schon an den Drums

Für internationale Beachtung sorgte die Band als Vorgruppe bei der Tour der Metal-Heroes Iron Maiden – „Lord of the Lost“ kamen dabei beim Publikum großartig an, und die Bandmitglieder knüpften wichtige Kontakte.

Der Schlagzeuger mit hartem Punch, Niklas Kahl, stammt aus einer Musikerfamilie und seine Karriere begann im Alter von fünf Jahren. Er spielte in Akkordeonorchester-Formationen seines Vaters. Mit 14 ging es dann ab in Richtung Pop/Rock/Metal.

Er gründete eine Band, spielte mit 19 bereits eine Europa-Tour. Es folgten weitere Konzerte, Festivals und Tourneen mit unterschiedlichen Künstlern, überwiegend als Vorgruppen für Bands wie Unheilig oder die großen Scorpions. Kahl agierte auch als Aushilfsschlagzeuger für Bands und Studiomusiker. (Thomas Kopietz)

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