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Neuer Hochleistungsrechner in Göttingen: „Superhirn“ für Flugzeug-Forschung

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Von: Heidi Niemann

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Die Bedeutung des Superrechners für die Forschung am Standort Göttingen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR): Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) lobt Projekt und Zuschuss des Landes.
Die Bedeutung des Superrechners für die Forschung am Standort Göttingen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR): Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) lobt Projekt und Zuschuss des Landes. © Swen Pförtner/dpa

Ein neuer Supercomputer ist in Göttingen in Betrieb gegangen. Das mehr als zehn Millionen Euro teure Gerät dient der Flugerforschung.

Göttingen – Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Göttingen hat einen neuen, 10,5 Millionen Euro teuren Super-Rechner für die Flugzeugforschung und andere Anwendungsgebiete in Betrieb genommen. Mit dem Hochleistungs-Rechencluster CARO (Computer for Advanced Research in Aerospace) können die Forscher numerische Simulationen vornehmen, die für die Flugzeugentwicklung benötigt werden.

Neuer Supercomputer in Göttingen: Moderne Aerodynamik

Der DLR-Standort in Göttingen, der als die Wiege der modernen Aerodynamik gilt, habe damit einen der weltweit leistungsstärksten Supercomputer für die Luft- und Raumfahrt, sagte die DLR-Vorstandsvorsitzende Anke Kaysser-Pyzalla. Als 1907 die weltweit erste staatliche Luftfahrtforschungseinrichtung dort gegründet wurde, hätten die Forscher „noch mit handgeschriebenen Tabellen gearbeitet“, sagte Kaysser-Pyzalla.

115 Jahre später spielt sich die Forschung dank Computertechnologie in anderen Dimensionen ab. CARO erreicht eine Rechenleistung von 3460 TeraFLOPS, dies sind 3460 Billionen Berechnungen in einer Sekunde. Ein durchschnittlicher PC erreicht etwa 300 Milliarden Berechnungen pro Sekunde, ist etwa 10 000mal langsamer.

Neuer Supercomputer in Göttingen: Land beteiligte sich an den Kosten

Göttingen ist einer von zwei DLR-Standorten, wo ein solcher Hochleistungs-Rechencluster aufgebaut wurde. Bereits seit 2020 ist die Schwester-Anlage CARA in Dresden in Betrieb. CARO in Göttingen zählt laut DLR zu den 150 leistungsstärksten Rechnern weltweit. Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) betonte, dass sich das Land mit 2,3 Millionen Euro an den Investitionskosten beteiligt habe. Außerdem finanziere man zwei Mitarbeiterstellen.

Für die Forscher bieten sich damit neue Möglichkeiten: Je mehr Rechenleistung vorhanden ist, desto detailreicher können sie die physikalischen Vorgänge und Wechselwirkungen simulieren, die beim Fliegen auftreten. Diese Simulationen beinhalten alle Eigenschaften und Komponenten eines Flugzeugs auf Basis hochgenauer physikalischer und mathematischer Modelle.

Neuer Supercomputer in Göttingen: Ungelöste Probleme

Die Göttinger DLR-Forscher wollen mit CARO auch die Einführung neuer Technologien für wirtschaftlicheres, umweltfreundlicheres und sichereres Fliegen beschleunigen. Dass es noch viele ungelöste hochkomplexe Probleme und Fragen gibt, machte Axel Probst vom Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik deutlich: Bei der Entwicklung von Flugzeugen werden die so genannten Navier-Stokes-Gleichungen angewendet, diese stellen zugleich aber immer noch eines der großen ungelösten mathematischen Probleme dar.

CARO soll zudem für die Raumfahrt- und Verkehrsforschung sowie für die Verbesserung von Windkraftanlagen genutzt werden. Forscher wollen mit ihm die Luftströmung an Windkraftanlagen simulieren, um sie effizienter und leiser zu machen – wir berichteten. (Heidi Niemann)

Hochleistungsrechner steht auf dem Nordcampus 

Hochleistungsrechner CARO wird bei der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen (GWDG) in deren neuem Großrechenzentrum auf dem Nordcampus betrieben. Das hat eine bundesweite Bedeutung, so GWDG-Geschäftsführer Ramin Yahyapour: Göttingen beherbergt mit dem Supercomputer „Emmy“ nicht nur Norddeutschlands schnellsten Rechner, sondern ist auch Teil des Verbunds Nationales Hochleistungsrechnen (NHR). Das Rechenzentrum ist zudem energieeffizient: So wird die anfallende Abwärme genutzt, um die nahen Gewächshäuser der Fakultät für Agrarwissenschaften zu heizen.

Auch Uni-Präsident Metin Tolan freut sich über den neuen Hochleistungs-Rechencluster, da der Standort Göttingen damit noch attraktiver für Studierende und Forschende werde. „Data Science ist ein Megathema in der Wissenschaft.“ (Heidi Niemann)

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