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Baggersee-Carsten macht seit 16 Jahren Naturparadies bei Göttingen sauber

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In Aktion: Carsten Bromm sammelt am Rosdorfer Baggersee unter anderem Flaschen ein. Foto: Rampfel
In Aktion: Carsten Bromm sammelt am Rosdorfer Baggersee unter anderem Flaschen ein. Foto: Rampfel

Rosdorf. Der Baggersee Rosdorf ist ein Naturparadies vor den Toren Göttingens. Damit das so bleibt, sorgt Carsten Bromm dort für Sauberkeit.

Im Sommer ist er fast täglich unterwegs. Seit 16 Jahren sammelt er hier den Müll ein, den andere Badegäste achtlos liegenlassen. Der 52-Jährige ist bei den See-Besuchern bekannt und beliebt.

„Der 1. Juli 1977 war mein erster Badetag hier am See“, erzählt Carsten Bromm. Sofort hat er sich in den Baggersee verliebt und besucht ihn seitdem regelmäßig. „Ich komme mittags zu meinem Stammplatz an der Ostseite in der Nähe der großen Pappeln“. Direkt am Ufer hat er seinen Liegeplatz, ein Schirm schützt ihn vor der Sonne, sein Einkaufsdreirad steht nebenan.

Doch nicht nur zur Erholung besucht Bromm den Baggersee. Seit vielen Jahren sammelt er Müll in gelben Säcken. Dazu geht er mehrmals täglich zu den Badegästen, die ihre Abfälle direkt bei ihm abgeben können.

„Neben dem Müll freue ich mich besonders über Pfanddosen und -flaschen“, sagt Bromm, der auch als Engel vom Baggersee bezeichnet wird. „Heute habe ich schon 13 Bierflaschen, fünf 25-Cent-Dosen und eine leere Flasche Cola bekommen“. Reich wird er mit dem Sammeln der Pfandflaschen nicht, aber es ist ein kleiner Lohn für seine Mühe um die Sauberkeit.

Bromms Tag am See kann mitunter lang werden, vor allem im Hochsommer. „Abends bleibe ich schon mal bis 23 Uhr. Dann bringe ich mit meinem Fahrrad das Leergut nach Hause.“ Wenn an warmen Sommerabenden Strandpartys gefeiert werden, kommt der Rosdorfer sogar in der Nacht noch einmal wieder, um mit einer Taschenlampe den Müll von den Feiernden zu beseitigen.

In 16 Jahren hat Carsten Bromm 4500 gelbe Säcke Müll und rund dreißig leere 20-Liter-Malereimer mit Glasscherben am Ufer des Sees gesammelt. Hinzu kommen unzählige Einweg-Grills.

Manchmal seien auch volle Babywindeln dabei, erzählt Bromm fassungslos. „Die kommen von Eltern, die es nicht gelernt haben, die Windeln ihrer Babys im Plastiksack mit nach Hause zu nehmen.“

Doch nicht alle See-Besucher sind so unachtsam. „Einige See-Besucher bringen ihren Müll und ihre Pfandflaschen zu meinem Liegeplatz oder fragen nach gelben Säcken. 1977 war der See noch ganz schmal, da konnte man einen Stein von einem ans andere Ufer schmeißen“, sagt Bromm. Heute hat der See eine Breite von 250 Metern, eine Länge von 730 Metern und ist bis zu 43 Meter tief.

Baden (noch) verboten

Offiziell ist das Baden hier (noch) verboten. Derzeit bemüht sich die Göttinger Piratenpartei um eine Einstufung des Baggersees als offizielles Badegewässer - wir berichteten.

Bis zu 80 000 Badegäste kämen jährlich an den See. Das sind mehr als in zwei Göttinger Freibädern zusammen.

Strandmüll wandert in den Container

Der Baggersee befindet sich eigentlich auf dem Areal der Gemeinde Friedland, wird aber durch seine Nähe zur Göttinger Nachbargemeinde als „Rosdorfer Baggersee“ bezeichnet.

Die Klosterkammer Hannover hat das Gelände gepachtet, ein Göttinger Angelclub hat die Fischereirechte, und seit 1969 wird im Nordbereich des Sees von der Firma Oppermann hochwertiger Leinekies gewonnen. Hauptsächlich der Südbereich wird zur Erholung und zum Schwimmen genutzt.

Zurück zum Baggersee-Engel: Die vollen Gelben Säcke bringt Carsten Bromm in einen Container, der versteckt auf dem Gelände steht. Bereitgestellt habe ihn das Kiesunternehmen, so Bromm. Altglasflaschen bringt der 52-Jährige in einen Container in Rosdorf, die Pfandartikel zu einem Supermarkt.

Aus gesundheitlichen Gründen kann Bromm nicht mehr arbeiten gehen, auf einem Ohr ist er taub. „Daher ist der Baggersee für mich eine schöne Freizeitbeschäftigung. Ich mache anderen eine Freude, indem ich das Areal sauber halte.“

Besucher des Rosdorfer Baggersees können Carsten Bromm eine Freude machen, indem sie ihre leeren Bierkisten, Flaschen und Dosen einfach bei ihm abgeben oder an seinem Dreirad abstellen. „Natürlich freue ich mich auch über eine Geldspende für meine unbezahlte freiwillige Arbeit hier am See“, sagt Bromm. Geldspenden können entweder bei ihm persönlich oder im Rosdorfer REWE-Markt abgegeben werden.

Im September ist die aktuelle Saison wieder vorbei. „Im nächsten Jahr komme ich wieder, um die Natur am Baggersee für die Badegäste und die Tiere sauber zu halten“, verspricht Bromm.

Von Stefan Rampfel

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