Mehr als nur Verkehrsweg: Hängebrücke wurde 1901 eingeweiht

Ein Mündern Wahrzeichen: Die blaue Hängebrücke am Tanzwerder. 1901 wurde sie eröffnet. Die Finanzierung für das ehrgeizige Projekt war damals schwierig.
Hann. Münden – Gesperrt ist ein blaues Mündener Wahrzeichen. Die Hängebrücke am Tanzwerder nach Altmünden. Wann sie wiedereröffnet werden kann oder ob sie überhaupt wieder begehbar gemacht wird, ist noch offen. Bereits in der Vergangenheit war sie öfters gesperrt.
Hann. Münden: Hängebrücke wurde 1901 eingeweiht
Als man über eine dauerhafte Flussüberquerung am Tanzwerder in Hann. Münden nachdachte, war die Entscheidung für den Bau einer Hängebrücke der neueste Stand der Technik. Die erste ihrer Art in Deutschland überquert noch heute das Flüsschen Argen kurz vor der Einmündung in den Bodensee und stammt aus den Jahren 1896-97.
1895 wurde in Münden die Schleuse und damit die Fuldaschifffahrt in Betrieb genommen. Der Tanzwerder wurde zuvor durch den Schleusenkanal geteilt. Das Fahrwasser wurde ausgetieft. Kies und Geröll müssen seitdem in geraumen Abständen aufgebaggert werden. Beim Bau der Brücke hatte die Wasserstraßenverwaltung ein Wort mitzureden, sollten doch die Schiffe auch bei hohen Wasserständen die Brücke unterqueren können.
Die Lösung war auf 3,50 Meter ansteigende Sandsteinpfeiler, auf denen jeweils ein 8,80 Meter hoher Pylon als Stahlkonstruktion errichtet wurde. Hier oben befinden sich die Rollenlager der 148 Meter langen Tragseile, die wiederum beidseitig ihren Halt in Bodenankern finden. Von Pylon zu Pylon gerechnet, hat die Brücke eine Spannweite von 72 Metern.
Doch bevor zum Ende des Jahres 1901 die Hängebrücke zur Nutzung freigegeben werden konnte, stellte sich neben der Planung des Baus auch die Frage der finanziellen Machbarkeit. Zur Finanzierung des Baues sollten vor allem die Nutznießer der Brücke, die Grundstückseigentümer Altmündens, einen Beitrag leisten, die, seinerzeit überwiegend per pedes unterwegs, viel Wegezeit sparten. 25 200 Mark wurden 1900 für den Bau veranschlagt und für eine jährliche Abgabe 204 Grundstückseigentümer in Altmünden ermittelt, die einen jährlichen Aufschlag auf die Grund- und Gebäudesteuer erhielten.
Brücke hat Erben in San Francisco
Den Zuschlag für den Stahlbau erhielten die Siegen-Lothringer Werke in Siegen. Trotz aller Freude über die Fertigstellung der Brücke, schlug die Begeisterung der Altmündener bald um, als die jährliche Verzinsung und Tilgung auf die Grundeigentümer umgelegt wurde. Schließlich sei die Brücke dem allgemeinen Gebrauch gewidmet worden und es seien zahlreiche Mündener und Gäste der Stadt, die die Brücke, etwa für den Besuch der Tillyschanze, nutzten. Die Stadt konnte sich dieser Argumentation nicht dauerhaft widersetzen und trägt seit dem Jahre 1913 die Kosten für den baulichen Unterhalt allein. Nicht nur der Zahn der Zeit setzte dem Bauwerk zu.

Der hölzerne Gehbelag ist regelmäßig zu erneuern und für einen guten Anstrich als Rostschutz ist zu sorgen. Größere Erneuerungsarbeiten erfolgten 1927. Besonders widersinnig war die Sprengung der Spannanker am 6. April 1945 durch die Wehrmacht. Ohne den Halt in den Widerlagern stürzte die Brücke ins Wasser. Noch im gleichen Jahr wurde die Brücke mit Flaschenzügen hochgezogen und vorübergehend auf einer Subkonstruktion aus Holz aufgebockt, bis die Stahlseile wieder verankert werden konnten. Eine umfassende Rekonstruktion durch den Mündener Bauschlosser Heinrich Hampe im Jahre 1979 erreichte in einigen Teilen Neubaucharakter.
Was wir Einheimischen und Fremden aber nicht ohne Stolz erzählen dürfen: Dass die Mündener Hängebrücke einige und größere Erben hat, wie die 1937 fertiggestellte Golden Gate Bridge in San Francisco. Dort ist sie ein Wahrzeichen eines ganzen Landes. Möge unsere Hängebrücke lange noch von Nutzen sein. (StefanSchäfer)