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Autofahrer sichtet Luchs zwischen Bursfelde und Löwenhagen und filmt ihn

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Von: Kira Müller

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Manuel Melnarowitsch drehte vom Auto aus ein Video von einem Luchs. Er entdeckte ihn zwischen Bursfelde und Löwenhagen – Luchsexperten äußern sich.

Hann. Münden – In der vergangenen Woche hat Leser Manuel Melnarowitsch aus Lippoldsberg einen Luchs an der Straße zwischen Bursfelde und Löwenhagen beobachtet und vom Auto aus gefilmt.

Auf dem Weg zur Arbeit nach Rosdorf habe er mit seinem Kollegen gegen 6.15 Uhr am Donnerstagmorgen den neben der Straße laufenden Luchs gesehen. Er habe ihn dabei gefilmt, wie er eine Zeit lang neben dem Auto hergelaufen und später im Wald verschwunden war.

Luchse immer wieder im Gebiet um Hann. Münden zu sehen

Für Michael Rudolph von den Niedersächsischen Landesforsten sei dies eine erfreuliche Beobachtung. „Das ist eine schöne Bestätigung, dass sich die Luchse bei uns wohlfühlen“, sagt er. Eine Überraschung, dass in diesem Gebiet ein Luchs gesehen wurde, sei es nicht gewesen.

Mit dem Handy gefilmt: Manuel Melnarowitsch sah auf dem Weg zur Arbeit einen Luchs zwischen Bursfelde und Löwenhagen.
Mit dem Handy gefilmt: Manuel Melnarowitsch sah auf dem Weg zur Arbeit einen Luchs zwischen Bursfelde und Löwenhagen. © Manuel Melnarowitsch

„Die Tiere haben ein weites Streifgebiet, da kommt es schon einmal vor, dass Luchsbeobachtungen gemacht werden“, erklärt Rudolph.

Normalerweise seien die Katzen sehr scheu und leben zurückgezogen im Wald. Doch gerade bei Jagden, wenn sie aufgescheucht werden, wenn sie auf Nahrungssuche seien oder ihre Streifgebiete wechseln, komme es vor, dass auch Waldbesucher die Luchse zu Gesicht bekommen.

Bei Begegnung mit Luchs um Hann. Münden ruhig verhalten

Doch wie andere Tiere auch passen sich die Wildkatzen an die Jahreszeit an, um sich zu tarnen: Im Winter hat das Fell eine weiß-graue Färbung und ist der dicht. Im Sommer hingegen ist das Fell des Luchses rötlich braun.

Sollte die Tarnung jedoch einmal auffliegen und Menschen auf die Wildtiere treffen, sollten sie sich laut Michael Rudolph ruhig verhalten.

Luchsnachwuchs im Reinhardswald: Die Jungtiere wurden dort mehrfach im Herbst 2019 beobachtet. Sie stammen aus dem Solling. Archi
Luchsnachwuchs im Reinhardswald: Die Jungtiere wurden dort mehrfach im Herbst 2019 beobachtet. Sie stammen aus dem Solling. © Christoph Vaderse//nh

„Es besteht kein Grund zur Panik“, sagt er. Man solle sich bemerkbar machen, seine Hunde anleinen und möglichst nicht auf das Tier zugehen. Meistens suche der Luchs von alleine das Weite.

„Luchsprojekt Harz“ erfolgreich bei Ansiedlung von Luchsen

Auch Axel Pampe, kommissarischer Leiter des Forstamtes Münden, bestätigt, dass Luchse meist ungefährlich sind. „Von einem Wildschwein angegriffen zu werden, ist wahrscheinlicher als von einem Luchs“, sagt er. Solange die Tiere nicht bedrängt werden, seien sie sehr scheu. Auch für Pampe ist es keine Neuheit von einer Luchsbeobachtung im Bereich Niemetal zu hören.

„Es ist emotional noch sehr besonders, wenn man einen Luchs zu Gesicht bekommt, aber statistisch tauchen sie überall, immer mal wieder in unseren Waldgebieten auf“, erklärt der Leiter. Immer öfter werden im Reinhardswald also Luchse gesehen.

Luchsprojekt Harz seit Anfang 2000

Die intensive Verfolgung durch den Menschen führte vor rund 200 Jahren in Mitteleuropa zum Aussterben des Eurasischen Luchses. Mit dem Luchsprojekt Harz wurde Anfang 2000 erstmals in Deutschland ein Wiederansiedlungsversuch gestartet. Inzwischen habe sich der Luchs im Harz wieder etabliert und breite sich sogar über die Grenzen des nördlichsten deutschen Mittelgebirges hinweg aus, heißt es dazu auf der Internetseite des Nationalparks Harz. Zwischen 2000 und 2006 wurden im Nationalpark Harz insgesamt 24 Luchse in die Freiheit entlassen. 2002 sei es erstmals gelungen, wildgeborene Jungtiere nachzuweisen. Seitdem gebe es jede Saison Nachwuchs, heißt es auf der Webseite weiter. Auch in Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen seien Luchse mittlerweile außerhalb des Harzes unterwegs. In Niedersachsen und Sachsen-Anhalt führt der Nationalpark Harz seit Beginn des Luchsprojektes ein wissenschaftliches Luchs-Monitoring mit verschiedenen Methoden durch, um Daten über die Entwicklung der Luchse zu erhalten. Weitere Infos zum Luchs und dem Wiedereingliederungsprojekt gibt es online unter der Adresse luchsprojekt-harz.de

Zuletzt hatte eine Autofahrerin im hessischen Teil des Waldes eine Luchsdame mit ihren Jungen beobachten können. Ob sie ihre Jungtiere in Hessen zur Welt gebracht hat, sei unklar. Vielleicht stammen sie auch aus Südniedersachsen. Diese Wildkatze sei bereits registriert gewesen und im Rahmen des „Luchsprojektes Harz“ im April 2022 bei Hann. Münden genetisch nachgewiesen worden.

Um welches Tier es sich bei der Beobachtung von Manuel Melnarowitsch handelt, sei jedoch noch unklar. (Kira Müller)

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