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Der Eritreer Zemichael Makebe aus Hann. Münden engagiert sich für seine Kirchengemeinde

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Von: Michael Caspar

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Lebt seit 2015 in Hann. Münden: Diakon Zemichael Makebe.
Lebt seit 2015 in Hann. Münden: Diakon Zemichael Makebe. © Michael Caspar

Wenn kein Priester vor Ort ist, darf der Eritreer Zemichael Makebe aus Hann. Münden Kinder taufen und Paare trauen. Der 22-Jährige ist Diakon der Eritreisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche.

Hann. Münden – Vor fünf Jahren floh der Christ aus Afrika nach Deutschland – heute arbeitet Zemichael Makebe bei DHL in Staufenberg. „Mein Großvater mütterlicherseits und mein Vater sind Priester“, erzählt er. Wenn er verheiratet ist, kann auch er Priester werden. Bereits in seiner Heimat ließ er sich zum Diakon weihen.

Er floh, weil es in Eritrea „keine Freiheit“ gibt, sagt er. Auch einer seiner Brüder ist geflohen und schlug sich bis nach Norwegen durch. Seine anderen vier Brüder, die drei Schwestern sowie die Eltern blieben in Afrika zurück – Mit ihnen telefoniert Makebe täglich. Der Vater übt sein Kirchenamt ehrenamtlich aus und mit Gemüseanbau verdient er den Lebensunterhalt für die Familie.

„Die Flucht war hart.“

„Die Flucht war hart“, erinnert sich der 22-Jährige. Zunächst schaffte er es in das Nachbarland Äthiopien, zu dem Eritrea früher gehört hatte. Nach sechs Monaten reiste der Teenager weiter in den Sudan, wo er zusammen mit 35 anderen Flüchtlingen auf einen Lkw kletterte. Drei Wochen dauerte die Durchquerung der Sahara. „Nicht alle schaffen das“, weiß Makebe. Manche verdursten, andere werden umgebracht. Der Diakon schöpfte Hoffnung aus seinen Gebeten.

Von der libyschen Küste aus, ging es auf einem Schiff, auf dem sich 140 Menschen drängten, weiter. Vier Tage waren sie auf hoher See unterwegs, bis die Flüchtlinge in Italien eintrafen, das von 1890 bis 1941 Kolonialmacht in Eritrea gewesen war. In Italien setzte sich Makebe in einen Zug. „Dass ich nach Deutschland gekommen bin, war Zufall“, sagt er. Es hätte auch jedes andere Land in Europa sein können.

Findet Halt in seiner Gemeinde

In Hann. Münden machte der junge Mann seinen Hauptschulabschluss, absolvierte ein Praktikum in einer Tischlerei und arbeitete ein halbes Jahr lang bei einer Firma. Heute ist er bei DHL tätig. „Ich will eine Ausbildung zum Metallbauer machen“, sagt er. Auch eine Tätigkeit als Maschinenführer oder Staplerfahrer könne er sich vorstellen. In der aktuellen Corona-Situation falle es ihm jedoch schwer, eine Stelle zu finden. Derzeit ist er dabei, seinen Führerschein zu machen. Gemeinsam mit einem anderen Eritreer wohnt er in einer WG an der Aegidiistraße.

In seiner Gemeinde findet Makebe Halt. Von den 150 Mitgliedern kamen die meisten 2015/16 als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Deutschland. Ihre Gottesdienste darf die Gemeinde seit 2015 in der katholischen Kirche Maria Frieden in Göttingen feiern. Währenddessen tragen die Eritreer weiße Kleidung, vor dem Betreten der Kirche ziehen sie ihre Schuhe aus. Während der Gottesdienste, die sich stundenlang ziehen, sitzen Männer und Frauen getrennt.

In Zeiten von Corona fallen die Gottesdienste allerdings kürzer aus. Diakone, Priester und ein Chor singen ununterbrochen und werden dabei von Trommeln begleitet. Feste Zeiten gibt es bei den Gottesdiensten nicht: Die Besucher können kommen und gehen, wann sie wollen. (Michael Caspar)

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