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Ein Forscher und Poet: Adelbert von Chamisso lebte zeitweise in Münden

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Von: Sarah Schnieder

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Am Ortsausgang nach Lippoldshausen wurde der Eulenbach aufgestaut und betrieb die Schüttenmühle, die 1805 Chamissos Quartier war. Ansichtskarte um 1905.
Am Ortsausgang nach Lippoldshausen wurde der Eulenbach aufgestaut und betrieb die Schüttenmühle, die 1805 Chamissos Quartier war. Ansichtskarte um 1905. © Repro Stefan Schäfer

Adelbert von Chamisso lebte in der Dreiflüssestadt. Genauer: in Wiershausen. Es ist Teil seiner Geschichte, was er in Hann. Münden erlebt hat und und warum er in dort zeitweise Zuhause war.

Hann. Münden – Dass in der Dreiflüssestadt über die Jahrhunderte hinweg schon manche Berühmtheit zugegen war, ist dem ein oder anderen sicherlich bekannt. Ob Goethe, die Gebrüder Grimm oder Bismarck, sogar bis hin zu Willy Brandt – Münden wurde oft besucht. Einer, der den Charme der Region ebenfalls kennenlernte, war Adelbert von Chamisso.

Aber wer war das? Geboren wurde er 1781 in der Champagne, als viertes von sieben Kindern von Grad Louis Marie de Chamissot auf Schloss Boncourt. Obwohl als Grafensohn geboren, änderte sich Chamissos Lebenssituation relativ schnell. Denn: Auch diese adelige Familie spürte die Konsequenzen der Französischen Revolution – Enteignung, Verarmung, Flucht. 1796 kamen sie nach Berlin. Noch im selben Jahr erhielt Adelbert eine Anstellung bei Königin Friederike Luise von Preußen.

Chamisso lebte in der Schüttenmühle in Wiershausen

Aber was hat das denn nun mit Münden zu tun? 1798 ging Chamisso zur preußischen Armee. Als Leutnant erlebte er den Vierten Koalitionskrieg zwischen dem Napoleonischen Frankreich und unter anderem Preußen mit. Die Zeit kurz vor Ausbruch des Vierten Koalitionskrieges verbrachte er in Münden. Genauer: in Wiershausen.

Dort einquartiert lebte er in der Schüttenmühle, bei Müller Bentrot. Eine Gedenktafel erinnert an Chamissos Aufenthalt. Chamisso tat zu dieser Zeit auch seinem Hang zur Poesie genüge, als er sich mit befreundeten Dichtern wie unter anderem Julius Eduard Hitzig und Karl August Varnhagen von Ense zum Nordsternbund zusammenschloss.

„Ich schreibe aus den herrlichen Gebirgen an der Weser und Werra“, schwärmte Chamisso

Von Ense schwärmte er damals auch von Münden vor: „[…] ich schreibe Euch aus den herrlichen Gebirgen an den Ufern der Weser und Werra, aus dem Dorfe Wiershausen, wo wir einige Tage bleiben werden, während sich die verschiedenen Chorps der Armee ordnen. Nicht oft wirkt solch prachtvolles Schauspiel mit solcher Macht auf mich. […] Die hohen Bergwälder schimmern purpurn und golden, die ferneren, auf den schön geschwungenen abstufenden Linien des Gebirges, überziehet ein dunkles Blau. […] Diese Gegend durchschweifen wir und lagern uns in den rauschenden, dürren Blättern und lauschen tief zu unseren Füßen dem Erbrausen der Werra.“

Nicht viel später wurde Chamissos Regiment nach Hameln verlegt. Dort war er dabei, als die Stadt sich Napoleons Truppen ergab. 1807 hatte sein Militärdienst ein Ende und seine naturwissenschaftliche Karriere begann. Zwischen 1815 und 1818 nahm er an einer Schiffsexpedition teil und erforschte unter anderem Polynesien, Hawaii und Alaska. Außerdem verfasste er sein Werk „Reise um die Welt“.

Beisetzung Chamissos war „ohne Prunk und in der Stille“

Die Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg kaufte später seine Reisenotizen und die auf der Expedition entstandene Pflanzensammlung auf. 1819 heiratete er Antonie Piaste, die er durch Julius Hitzig kennengelernt hatte. Das Ehepaar bekam sieben Kinder. Weitere naturwissenschaftliche Erfolge – unter anderem die Erstbeschreibung der Gefleckten Wurmseegurke – und literarische Werke (beispielsweise „Das Riesenspielzeug“) folgten. 1835 schlug Alexander von Humboldt Chamisso der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin vor, der er daraufhin ab dem 28. Juni desselben Jahres als ordentliches Mitglied angehörte.

1838 starb Adelbert von Chamisso an Lungenkrebs - ein Jahr nach seiner Frau.

Ganz „ohne Prunk und in der Stille“, wie Chamisso es wollte, wurde im Kreise der engsten Freunde beigesetzt – „Soll die Stelle bezeichnet werden, mag ein Baum es thun, höchstens eine kleine Steinplatte. Ich verbiete auf jeden Fall jegliche andere Grabinschrift als meinen Namen, nebst Datum der Geburt und des Hinscheidens“, veranlasste er es. Freund Hitzig sorgte für exakt diese Umsetzung. 1952 wurde Chamissos Grab Ehrengrab des Landes Berlin. (Sarah Schnieder)

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