Der Jahresumsatz liegt zurzeit laut Geschäftsleitung bei etwa 80 Millionen Euro. DBW entwickelt, produziert und verarbeitet Faser- und Metallprodukte für die Automobilindustrie, darunter auch Schallschutzteile für die Elektroautos ID.3 und 4 von VW.
Mit der Mobilitätswende habe man länger geplant und sehe darin große Chancen für das Unternehmen, so Thomas Esser von der Geschäftsleitung.
Ein anderes Problem habe das Unternehmen aber nun seit Jahresbeginn kalt erwischt: Die Rede ist von den explosionsartig gestiegenen Preisen für Strom und Gas: Da die Fasern, die DBW produziert, unter anderem aus dem Ausgangsmaterial Basalt bei 1300 Grad Celsius in sogenannten Wannen geschmolzen werden müssen, ist sehr viel Energie nötig.
So liegt der Jahresverbrauch an Strom bei 9000 Megawattstunden, was dem jährlichen Verbrauch von etwa 2250 Vier-Personen-Haushalten entspreche. Vom Energieträger Erdgas werden 36 000 Megawattstunden verbraucht. Das entspricht laut DBW dem Jahresverbrauch von 15 000 Vier-Personen-Haushalten.
Von Dezember 2021 bis Januar 2022 seien die Stromrechnungen um über 300 Prozent und die Gasrechnungen um über 400 Prozent gestiegen – und das bei annähernd identischem Verbrauch. „So kann es nicht weitergehen“, sagen Thomas Esser und Thomas Bauer von DBW.
Der Staat profitiere zudem von den hohen Preisen, da er über Steuern und Abgaben eine Menge an Mehreinnahmen erziele. Der Wegfall der EEG-Umlage helfe dem Unternehmen nicht, da energieintensive Industrien ohnehin davon befreit seien. Die Politik müsse etwas tun, gab Esser Bovendes Bürgermeister Thomas Brandes und Göttingens Landrat Marcel Riethig mit auf den Weg, die sich vor Ort ein Bild von der Arbeit des Unternehmens machten.
Riethig versprach, das Thema bei der Landes- und Bundesregierung zur Sprache zu bringen. Es seien kurzfristige Lösungen gefragt, so der Landrat. „Es ist unser vitales Interesse die Unternehmen in der Region zu stützen, dafür werden wir uns einsetzen“, so Riethig weiter. Vor allem der rapide Anstieg der Preise sei ein echtes Problem, bestätigte Bovendens Bürgermeister Brandes.
Die Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu senken, nutze das Unternehmen so gut wie möglich, so CEO Esser. „Wir müssen zwar viel Energie in die Produktion stecken, dafür produzieren wir aber Produkte, die zum Gelingen der Energiewende beitragen und später die Umwelt weniger belasten“, erläuterte er.
Selbst produzierter Strom könnte den Bedarf des Unternehmens auch nicht decken: „Wir haben ausgerechnet, das wir das 95-Fache unserer Hallendachfläche mit Solarzellen bestücken müssten, um allein den Stromverbrauch zu decken“, erklärte Esser die Dimensionen.
Es sei frustrierend, dass die Auftragsbücher voll sein, die Geschäfte gut laufen, aber die hohen Energiekosten so belastend wirkten, so Esser. Ein Herunterfahren der Energielieferungen aus Russland ohne angemessene Alternativen hätte schwerwiegende Folgen für viele Industrieunternehmen, ist sich Esser sicher, insbesondere wenn Länder wie China weiter günstigere Energie nutzen könnten. „Dabei sind unsere Standorte hier wichtig für die Wirtschaft vor Ort und die Unabhängigkeit von Importen“, gab Esser zu bedenken. (Thomas Schlenz und Clara Pinto)