Erster Mündener mit Ehrenbrief: Henner Kowalczyk erzählt über die Liebe zu Hann. Münden

Als erster Mündener hat Henryk Kowalczyk den Ehrenbrief der Stadt erhalten. Jahrzentelang arbeitete er ehrenamtlich in der Stadt und erzählt nun über sein Ehrenamt und die Liebe zu Hann. Münden.
Hann. Münden – Henryk Kowalczyk, in Hann. Münden wohl eher unter seinem Spitznamen Henner bekannt, hat Anfang dieses Jahres als erster Mündener den Ehrenbrief der Stadt erhalten. „Ich fühle mich geehrt. Ich könnte aber 50 andere Ehrenamtliche nennen, die es auch verdient hätten“, sagt der 74-Jährige über die Auszeichnung.
Die hat er für jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit in Hann. Münden erhalten. Angefangen habe es laut Kowalczyk damit, dass er als Jugendlicher beim Kinderturnen in der Schule ausgeholfen habe. Im Gegenzug hätten seine Freunde und er auch sonntags in die Turnhalle gekonnt. Später war er als Fußballtrainer in der Jugendabteilung tätig.
Ehrenamt: Internationalen Jugendaustausch aufrechterhalten
Nachdem die Stadt Hann. Münden 1988 eine Partnerschaft mit Holon in Israel eingegangen war, sei er mit seiner A-Jugend-Mannschaft die erste geschlossene Gruppe aus Hann. Münden gewesen, die Holon besucht hat. Mittlerweile sei er mehr als zehn Mal dort gewesen. Über seine Arbeit im Vorstand des Partnerschaftsvereins versuche der 74-Jährige auch weiterhin, den internationalen Jugendaustausch aufrecht zu erhalten.
Ende der 1980er-Jahre fing Henner Kowalczyk hauptberuflich als Hausmeister bei der Stadt an. „Da hatte ich das große Glück, die Jugend im Keller des Stadtjugendrings bei den musikalischen Anfängen zu sehen und eine Stunde später hörte ich Chopin am Flügel im Rittersaal des Schlosses“, erzählt der geborene Mündener.

Arbeit im Gebrauchtwarenladen der Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt
In seiner Rente ist der Vater von zwei Töchtern meist im Gebrauchtwarenladen der Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt zu finden. Die Idee zum Laden entstand ursprünglich über eine Aktion im Geschwister-Scholl-Haus: „Eine Gruppe Jugendlicher wurde nach der Schule abgeholt, bekam ein Mittagessen und Hilfe bei den Hausaufgaben.
Irgendwann kam ich dann auf die Idee, samstags im Cafeteria-Bereich zu grillen und mit dem Erlös die Essen der Kinder zu bezahlen.“ Später habe er diese Essensaktion auch für den Denkmal-Kunst-Verein und die Altstadt-Sanierungsaktion der Bürgergenossenschaft gestartet.
Vor einigen Jahren entstand schließlich der Einfall, einen Flohmarkt zu veranstalten und den Erlös für das Material des Altbau-Sanierungsprojekts zu verwenden. Dessen Projektleiter Bernd Demandt rief dazu auf, dass Mündener gebrauchte „Schätzchen“ für eine Versteigerung mit Flohmarkt spenden sollten. Die Aktion war so erfolgreich, dass daraus der Gebrauchtwaren-Laden in der Burgstraße wurde. „Die kurioseste Spende war ein Opferaltar. Wir konnten nicht zuordnen, woher er kam oder was er wert war“, erzählt Kowalczyk.
Kowalczyk: „Stadtbild so gut wie möglich erhalten“
Hauptsächlich gibt es im Laden Bücher, Deko und Elektrogeräte. Dabei sei für den Mündener auch die Ressourcenverwertung ein wichtiger Aspekt. „Wir überprüfen alles auf Funktionalität. Die Leute müssen nicht immer etwas Neues kaufen. Sie können es hier gebraucht bekommen und weiternutzen.“ Der gesamte Erlös des Ladens gehe in den Erhalt alter Gebäude.
Darin stecke das Herz des 74-Jährigen besonders: „Als gebürtiger Mündener möchte ich, dass wir das Stadtbild so gut wie möglich erhalten.“ Mit dem Haus des Ladens sei Kowalczyk seit seiner Kindheit verbunden. „Wenn ich als Junge hier reinkam, bekam ich eine Scheibe Jagdwurst. In dem Haus war ein Schlachter und dahinter der letzte Bauer, den wir in der Innenstadt hatten.“
Schönste Seite des Ehrenamtes sei Dankeschön der Menschen
Die schönste Seite am Ehrenamt sei laut Kowalczyk das Dankeschön der Menschen, mit denen er zusammenarbeite. „Wenn auf der Straße nach 30 Jahren ehemalige Jugendliche aus dem Jugendring Henner schreien, weiß man, wofür man das gemacht hat“, meint der 74-Jährige.
Beim Ehrenamt könne jeder finden, was er oder sie am besten kann. „Jede Hand, die hilft, ist wertvoll“, sagt Kowalczyk. Man solle sich vorher im Klaren sein, wo man helfen und was man machen möchte. Das könne die Jugendarbeit, die Altbausanierung oder die Arbeit in einem Verein sein. „Wir versuchen immer zu sagen ,Wenn ihr kommt, habt keine Angst. Ihr könnt hier nichts verkehrt machen.’“ (Fabian Diekmann)