Hört man „Nabucco“, klingt das Lied des Gefangenenchores „Va, pensiero, sullàli dorate“ (flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen), in den Ohren. Ein Hauptmerkmal der Oper von Verdi.
Diese wurde am Samstagabend auf dem Mündener Schlossplatz von der Festspieloper Prag vor 1000 begeisterten Besuchern aufgeführt, nachdem Harald Wegener, Mündens Bürgermeister und Schirmherr der Veranstaltung, die Gäste begrüßt hatte.
Bereits vor Beginn machte sich eine eindrucksvolle Stimmung breit, bei untergehender Sonne, einem leichten Wind und dem Abendgesang der Vögel, die sich in den großen Kastanienbäumen niedergelassen hatten. Hintergrund der Opernhandlung in vier Akten sind die Eroberung Jerusalems und die Wegführung des jüdischen Volkes in babylonische Gefangenschaft.
Der Gesang in italienischer Sprache war ein Genuss
Auch, wenn den Inhalt sprachlich vermutlich nur wenige Opernfans verstanden haben, war es ein Genuss, dem Gesang in italienischer Originalsprache zu folgen, die ausdrucksstarke Mimik und Gestik der fast 100 Mitwirkenden aufzusaugen.
Mit ihren stimmgewaltigen Soli und ausdrucksstarkem Schauspiel überzeugten sie auch die Opernmuffel. Schnell merkten die Besucher, dass sie hochwertig ausgebildete Profis vor sich hatten, die ihr Bestes in der gewollt spartanischen Bühnenkulisse gaben.
Sopranistin Liana Sass bewies als Abigaille mit ihrem schauspielerischen Können, dass es sich um kein Provinztheater handelt, sondern Vollprofis agieren. Als Furie in Rot und Gold verkörperte sie Neid, Rachedurst und Machthunger.
Gänsehautmomente bei Verdis erster Freiheitsoper
Hauptperson Nabucco (Bariton Nikolai Nekrassov), König von Babylon, präsentierte sich als wunderbarer Sängerdarsteller, der die vielschichtigen Aspekte seiner Figur auch darstellerisch zu vermitteln wusste. Fenena (Sopranistin Hana Dobesova) die Tochter Nabuccos, verstand es, überzeugend zu vermitteln, dass das Leid aller Hebräer auf ihr lastet.
Voll Sehnsucht nach Freiheit und Frieden ertönte dann im dritten Akt, sehnsüchtig von den Besuchern erwartet, der Chor der hebräischen Gefangenen mit der innigen Melodie, die zum Ohrwurm wurde. Die sorgte für Gänsehautmomente in Giuseppe Verdis erster Freiheitsoper.
Stehende Ovationen und Zugabe
Jurij Kruglov erntete als Zaccharias, der dem Gefangenchor wieder Hoffnung macht, mit seinem gigantischen Bass Applaus aus Publikumsreihen. Schauspielerisch verstand er es gut, seine demütige Selbstlosigkeit zu vermitteln. Das Orchester unter der Leitung von Martin Soubravsky imponierte instrumental.
Als große Anerkennung gab es am Ende stehende Ovationen. Obwohl es für eine Oper eher untypisch ist, gab es eine Zugabe des Gefangenenchores, unter den sich auch Stimmen aus dem Publikum mischten.