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Fledermäuse suchen Futter und Unterschlupf im Landkreis Göttingen

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Von: Margitta Hild

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Fledermaus im Winterquartier
Fledermäuse sind nachtaktiv und machen Winterschlaf. Im aktuell milden Winter finden sie nicht zu Ruhe und suchen auch tagsüber nach Futter. © Margitta Hild

Hans-Joachim Haberstock kümmert sich um Fledermäuse im Landkreis Göttingen. Die kleinen Tiere haben es im Winter 2021/2022 besonders schwer.

Samtgemeinde Dransfeld – Lautlos schweben die kleinen fliegenden Jäger in der Dämmerung vom Frühjahr bis Herbst durch die Lüfte. Vermehrt werden sie auch tagsüber seit ein paar Jahren gesichtet: Fledermäuse. Um ihre Zufluchtsorte im Landkreis Göttingen kümmert sich seit nun 35 Jahren Hans-Joachim Haberstock aus Varlosen.

„Alte geschützte Mauern aus Sandsteinquadern, bei denen die Fugen herausgebröckelt sind, sind beliebte Quartiere für den Winterschlaf der Fledermäuse. In diesen Fugen finden sie Schutz vor der Kälte“, erzählte Haberstock, während er die Winterquartiere inspiziert.

In unserer Region sind Wasserfledermäuse, graue- und braune Langohren, Bartfledermäuse sowie Zwerg- und Fransenfledermäuse beheimatet und suchen von Ende Oktober bis März vor der Winterkälte Schutz in alten Bauwerken. Wenn die Tiere tagsüber zu sehen sind, sind sie entweder aufgeschreckt worden, oder der Hunger durch die geringe Insektendichte zwingt sie dazu, ihren Schlafplatz deutlich vor der Dämmerung zu verlassen, um auf die Jagd zu gehen.

Sie brauchen ausreichend Fettreserven, um den Winter im Schlaf gut zu überstehen. Sinken die Temperaturen ab Oktober unter fünf Grad Celsius sind sie auf der Suche nach einem geschützten Unterschlupf für ihren Winterschlaf. Haberstock setzt sich für den Fledermausschutz im Landkreis Göttingen ein, wandelt alte Liegenschaften, die keine Verwendung mehr für die Besitzer haben, in Quartiere für diese Tiere um.

Alte Unterführungen, Felsenkeller, Bunker oder Tunnel sind perfekt für diese Vorhaben. „Wir haben leider keine alten Bergstollen wie im Harz und warum soll man nicht statt einem Abriss die Liegenschaften nutzen und sie den Tieren zur Verfügung stellen?“, gibt Haberstock zu Bedenken. Über 30 Quartiere hat er im Landkreis mittlerweile geschaffen.

Die Fledermauspopulationen seien in den letzten Jahren beständig auf einem niedrigen Niveau. Immer wieder muss er feststellen, dass die Fledermäuse, die gefunden und zu ihm gebracht werden, stark unter dem Normalgewicht sind. Durch die außergewöhnlich warmen Temperaturen finden die Tiere aktuell auch nicht in den tiefen Winterschlaf, reagieren empfindlicher als sonst auf Störungen, was durch das Aufwachen zusätzliche Energie kostet.

„Es gibt auch wirklich sehr schöne Erlebnisse“, erzählt Haberstock mit strahlenden Augen. So seien ihm im letzten Jahr vier bis fünf Tage alte Jungtiere gebracht worden, die in einem Kellereingang in Hann. Münden gefunden worden waren. Es war nicht möglich, sie wieder zurück in ihr Quartier und zu ihren Müttern zu bringen.

Mit Unterstützung der ganzen Familie Haberstock wurden sie aufgezogen, haben sich stets wie Zwillinge aneinandergekuschelt und gegenseitig die Nähe zum anderen gesucht. „Es waren mühsame Wochen, um sie aufzuziehen, aber ein tolles Erlebnis. Wir haben es geschafft und konnten sie auswildern“, sagt Haberstock. „Wenn ich für den Altkreis Münden noch ein bis zwei Personen hätte, die mich unterstützen würden, wäre das natürlich toll.“

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