Gelbe Pflanze für blaue Farbe: In einem Gimter Garten wächst ein besonderer Strauch

In Reinhard Hahns Garten zieht ein gelber Busch die Blicke auf sich. Dabei handelt es sich um eine historisch bedeutsames Gewächs.
Gimte – Geht man in Gimte die Eichenstraße entlang, fällt eine gelbblühende Fläche an einem Wohnhaus besonders auf. Dort, im Garten von Reinhard Hahn, blüht Färberwaid. Der Färberwaid ist eine alte Kulturpflanze, die im mittelalterlichen Europa zur Gewinnung des blauen Farbstoffs Indigo angebaut wurde.
Der Rohstoff wurde zum Färben von Stoffen, insbesondere Leinen, verwendet. In Deutschland hat der Anbau von Färberwaid vor allem in Thüringen eine lange Tradition und verhalf der Region so zu Reichtum. Die Pflanze wuchs in dem warmen und trocknen Klima des Thüringer Beckens besonders gut. Auch die kalkhaltigen Böden waren beste Bedingungen für den Wuchs. Färberwaid aus Thüringen wies eine besonders hohe Qualität auf und war deshalb bei den Färbern besonders beliebt.
Aber auch Münden verhalf der Färberwaid zu Reichtum. Im 16. Jahrhundert war Münden durch den Weserhandel die wichtigste Handelsstadt bis Bremen. Nach dort gelangte vor allem der begehrte Färberwaid aus Thüringen. Laut Stapelrecht mussten durchreisende Kaufleute auf den drei Flüssen ihre Waren den Mündener Bürgern drei Tage lang zum Kauf anbieten. Das Stapelrecht in Münden gehört zu den ältesten urkundlich bezeugten Stapelrechten. Es verhalf dem Ort zu wirtschaftlicher Blüte, der nach der Aufhebung des Rechts 1823 seine Bedeutung als Warenumschlagsplatz allmählich verlor.
Es gab aber auch Geschäftsleute, die das Stapelrecht umgingen. So beispielsweise der Waidhändler Johannes Otto Kellner aus Hemeln. Er lebte im 18. Jahrhundert in dem heutigen Forstamt. Der inzwischen verstorbene Hemelner Ortsheimatpfleger Walter Henckel erzählte in Vorträgen, dass der Kaufmann die Färberpflanzen per Wagen aus Erfurt nach Hemeln bringen und die Ware auf eigene Schiffe verladen ließ. Von Hemeln ging das Material auf der Weser nach Bremen. „Seit 35 Jahren habe ich den Färberwaid im Garten und jedes Jahr leuchtet er aufs Neue und zieht viele Insekten an“, berichtet Reinhard Hahn. Er hat sich die ersten Pflanzen aus Thüringen besorgt.