Damals wie heute galt der symbolische Grundsatz, dass der Realgemeindeanteil an ein Herdfeuer im Ort gebunden ist: Wer aus dem Ort wegzieht, kann seinen Anteil nicht mitnehmen, er verbleibt im Dorf und so ist der Wald immer in den Händen der Dorfgemeinschaft.
Diese alten Markgenossenschaften, die über mehrere Hundert Jahre das organisierte, gemeindliche Miteinander von Grundstücksnutzungen wie Wald, Wege, Gewässer, Weideflächen organisierten, waren selten niedergeschrieben worden, die Regeln also mündlich und von Generation zu Generation weitergegeben. Das änderte sich 1888, als die damalige Provinz Hannover ein Gesetz auf den Weg brachte, nach dem sich die alten Markgenossenschaften einen eigenen Status geben konnten: Die Geburtsstunde der Realgemeinden, wie wir sie heute kennen mit Vorstand, Mitgliederversammlung und gemeinsamen Grundvermögen. In Lippoldshausen war diese Geburtsstunde der 16. Oktober 1896.
Seit dem Niedersächsischen Realverbandsgesetz von 1969 ist die Realgemeinde Lippoldshausen eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die über 60 Mitglieder teilen sich heute 34,5 Berechtigungen. Der Wald ist in 25 Abteilungen aufgeteilt, also räumlich zusammenhängenden Forstorten mit ähnlichen Voraussetzungen oder Bewirtschaftungen. Früher war die Arbeit in der Realgemeinde – vor allem der Holzeinschlag und die Durchforstung – eine typische Winterarbeit der Landwirte. Durch die Veränderungen in der Landwirtschaft, aber auch den gestiegenen Anforderungen an die Waldarbeit, vor allem bei der Sicherheit, wurden zunehmend professionelle Forstunternehmer eingesetzt.
Durchforstungen von dünneren Waldbeständen oder anderweitig nicht als hochwertiges Sägeholz verwertbare Bäume werden bevorzugt an sogenannte Brennholzselbstwerber abgegeben, die einen Motorsägenführerschein nachweisen müssen und sich dann die angezeichneten Bäume als Brennholz fällen können. Früher wie heute wird ein Teil der anfallenden Pflanzarbeiten von Vorstandsmitgliedern und Helfern erledigt.
Die Realgemeinde hatte lange Zeit aus ihren Reihen einen Forstaufseher, der den Förster bei der Arbeit unterstützte und kleine anfallende Arbeiten erledigte. In der Vergangenheit waren dies Dieter Bürmann, Helfried Lindner, Willi Weitemeyer, Georg Göbel und Hermann Linne. Als langjährige Förster wirkten vor dem aktuell betreuenden Förster Raimund Weber seine Vorgänger Uwe Wilke, Gerhardt Mundt, Günther Kaerger und Rudolf Lange. (Christian Mühlhausen)