Luftbildauswertung gibt Hinweise
Der Kampfmittelbeseitigungsdienst Niedersachsen, der beim Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung (LGLN) angesiedelt ist, kann vor Baumaßnahmen Kriegsluftbilder auswerten, die Aussagen treffen können, inwieweit Kriegseinwirkungen durch Luftangriffe erfolgt sind. Das LGLN geht davon aus, dass im Land 77 Jahre nach dem Ende des Krieges noch große Mengen von nicht erkannten Kampfmitteln im Erdreich liegen, heißt es auf der Webseite.
Sollte es sich bei den Verdachtspunkten aber tatsächlich um Blindgänger handeln, so lägen diese schon seit vielen Jahren im Boden. Solange sie nicht bewegt würden, gehe daher keine unmittelbare Gefahr von ihnen aus, erklärte der Fachdienstleiter Sicherheit und Ordnung, Jörg Golde, im Gespräch mit unserer Zeitung. Trotzdem habe die Stadt, ohne zu zögern, entschieden, die Verdachtspunkte untersuchen zu lassen. Sollte sich bei den Untersuchungen durch die Fachfirma Ende Juli der Verdacht auf einen Bombenblindgänger erhärten, müsste mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst Niedersachsen über das weitere Vorgehen entschieden werden.
In Hann. Münden werden nach einer Luftbildauswertung bis zu vier Bombenblindgänger vermutet: einer unter einem Parkplatz des Verwaltungsgebäudes in der Böttcherstraße, ein weiterer im Bereich des Bahnhofs, einer zwischen Bahnanlagen und Philosophenweg und schließlich einer unter dem Doktorwerder.
Nach Aussage der Verwaltung ist noch nicht klar, ob es sich bei den Verdachtspunkten tatsächlich um Blindgänger handelt. Was aber würde passieren, wenn dem so wäre?
Die Stadt Hann. Münden besitze Räumungs- und Evakuierungspläne für verschiedene Schadenereignisse, erklärte die Stadt auf die Frage, ob es Vorkehrungen für eine eventuell erforderliche Evakuierung gebe. Im Ernstfall würde unter der Federführung des Bürgermeisters ein Krisenstab einberufen, an dem Polizei, Feuerwehr und andere Rettungsdienste beteiligt seien. Im Anschluss würde man das weitere Vorgehen festlegen, teilte die Verwaltung mit. Sollte eine Evakuierung erforderlich sein, würden laut Verwaltung Turnhallen, Dorfgemeinschaftshäuser und Schulen außerhalb eines dann nötigen Sperrkreises belegt.
Dass für Baumaßnahmen Luftbilder ausgewertet werden, um Bombenblindgänger zu finden, sei ein normales Vorgehen. Es sei allerdings das erste Mal, dass der Stadt Hann. Münden tatsächlich Bombenverdachtsfälle durch das Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen genannt wurden.
Die auf das Aufspüren von Kampfmitteln spezialisierte Firma Tauber hat sich laut Stadt zunächst ein Bild von den Zugangsmöglichkeiten zu den Verdachtspunkten für ihre Geräte gemacht.
Eine größere Suche nach Bomben, Minen und Granaten hatte es im Raum Hann. Münden zuletzt im Juni 2019 in der Weser gegeben. Mitarbeiter einer Kampfmittelräumfirma suchten damals im Auftrag des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) den Fluss an der früheren Fährstelle am Klostergut Hilwartshausen nach Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg ab. Auslöser der Aktion war ein früherer Munitionsfund in dem Bereich, teilte das WSA damals mit. Danach habe dort eine Flächensondierung stattgefunden, bei der 32 verdächtige Gegenstände aus Metall im Wasser erkannt worden seien.
Bei der Suche fanden die Experten tatsächlich auch Kampfmittel im Fluss: eine Granate, die vom niedersächsischen Kampfmittelbeseitigungsdienst abtransportiert wurde, und eine Panzermine, die gesprengt werden musste. Für die Sprengung mussten die Bewohner des Gutes Hilwartshausen und des auf der anderen Flussseite gelegenen Gehöftes Eichhof sowie Angestellte einer Biogasanlage die eingerichtete Sicherheitszone verlassen. Zudem wurden bei Hilwartshausen zusätzlich mehrere Straßen gesperrt, darunter die Bundesstraße 80 zwischen Hann. Münden und Vaake sowie die Landesstraße 561 zwischen Gimte und Hemeln. (Thomas Schlenz/Ekkehard Maaß)
Auch in Göttingen, der Kreis- und Unistadt, wird fleißig nach Bombenblindgängern gesucht.