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Frühlingserwachen am Bienenstock: Die ersten warmen Tage sorgen für neues Leben

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Agrarwissenschaftler und Imker Sebastian Streit  berichtet über die Imkerei und informiert über deren Wechselwirkungen mit unserer Agrar- und Kulturlandschaft.
Agrarwissenschaftler und Imker Sebastian Streit berichtet über die Imkerei und informiert über deren Wechselwirkungen mit unserer Agrar- und Kulturlandschaft. © Sebastian Streit

Bienen sind extrem nützliche Lebewesen. Imker und Agrarwissenschaftler Sebastian Streit zeigt ihre Bedeutung für unser Leben auf und gibt Tipps für den Schutz der Insekten.

Altkreis Münden – „Wieder flattern durch die Lüfte, süße, wohl bekannte Düfte“ – die Worte des deutschen Lyrikers Eduard Mörike beschreiben malerisch das Erwachen der Natur nach den dunklen Wintermonaten. Die ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühling erwecken nicht nur die Vegetation, auch im Bienenstock lösen sie ein eifriges Treiben aus. Zunächst noch zaghaft strecken die ersten Arbeiterinnen ihre Fühler den warmen Strahlen der Frühlingssonne entgegen.

Eifriges Treiben: Gezogene Wabe aus einem Bienenstock im April.
Eifriges Treiben: Gezogene Wabe aus einem Bienenstock im April. © Sebastian Streit

Wenn Temperaturen steigen verlassen die Bienen ihr Zuhause

Sobald die Temperatur über zehn Grad Celsius steigt, verlassen die Bienen zum ersten Mal im neuen Jahr ihre Behausung, den Bienenstock (synonym auch Bienenbeute). Nachdem sie die entbehrungsreichen Wintermonate eng aneinander gedrängt im Bienenstock verbracht haben, begrüßt der Frühling die Bienen mit ihnen „wohl bekannten Düften“. Pflanzen wie die Hasel (Corylus avellana) oder die Salweide (Salix caprea) sind die ersten Pflanzen im Frühjahr, die den Bienen Pollen und Nektar spenden.
Vor allem das Sammeln von Pollen hat für die Arbeiterinnen hohe Priorität: Im Inneren des Stocks hat ihre Stockmutter, die Bienenkönigin, bereits wieder begonnen, Eier zu legen. Die sich aus den Eiern entwickelnde, frische Bienenbrut ist hungrig und braucht jetzt vor allem eines: frischen Pollen als Eiweißquelle.

Nur so kann das über den Winter auf 5000 bis 8000 Bienen geschrumpfte Bienenvolk wieder rasch wachsen, um ausreichend Nektar von den im April aufblühenden Pflanzen (unter anderem Obst) sammeln zu können. Als „Nebeneffekt“ des Nektarsammelns bestäuben die Bienen dabei viele unserer Obstbäume und andere Kulturpflanzen.

Bestäubungsleistung der Imkerei in Deutschland wird auf ca. 1,6 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt

Mit steigenden Temperaturen ist auch im Bienenstock mehr los.
Mit steigenden Temperaturen ist auch im Bienenstock mehr los. © Sebastian Streit

Allein die Bestäubungsleistung der Imkerei in Deutschland wird auf ca. 1,6 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Balkon- oder Gartenbesitzer können den Honig- und Wildbienen bereits durch kleine Taten etwas Gutes tun: Bei der Auswahl von Blumen, Hecken, Bäumen und Anpflanzungen kann auf deren Bienenfreundlichkeit geachtet werden. Dabei kann der sogenannte „Nektar-„ und „Pollenwert“ helfen.

Die Nummerierung erfolgt von null bis vier für beide Werte, wobei null für keinen Nektar beziehungsweise keinen Pollen steht. Die Werte lassen sich in der Regel schnell im Internet finden und erlauben eine fundierte Einschätzung, wie gut sich die jeweilige Pflanze eignet, den Bienen auch tatsächlich zu helfen. Auf Basis der Werte erweist sich beispielsweise die im zeitigen Frühjahr gelb blühende Forsythie (Forsythia spp.) als nicht besonders bienenfreundlich. Die zeitgleich blühende Kornelkirsche (Cornus mas) wäre hier die bienenfreundlichere Variante und bietet zudem im Herbst auch noch Früchte zum Verzehr. (Sebastian Streit)

Zur Person

Sebastian Streit (32) imkert seit fünf Jahren in seiner Freizeit in und um seinen Heimatort Meensen (Samtgemeinde Dransfeld). Dem 32-jährigen studierten Agrarwissenschaftler ist es dabei ein besonderes Anliegen, über die Imkerei und deren Wechselwirkungen mit unserer Agrar- und Kulturlandschaft zu informieren.

Wie kann man Bienen im Winter helfen? Eine Expertin gibt Tipps.

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