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Historisches Grotefend-Haus in Hann. Münden durch Spende gerettet

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Von: Thomas Schlenz

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Soll vor dem Verfall gerettet werden: das Grotefend-Haus in der Ziegelstraße in Hann. Münden.
Soll vor dem Verfall gerettet werden: das Grotefend-Haus in der Ziegelstraße in Hann. Münden. © Hannah Köllen

Die Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt kauft das Grotefend-Haus. Möglich wurde dies durch eine großzügige Spende. Was genau mit der historischen Immobilie geschehen soll, stehe aber noch nicht ganz fest.

Hann. Münden – Dank einer großzügigen Spende in Höhe von 50 000 Euro kann die Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt das Grotefend-Haus erwerben, um dieses sanieren zu können. Die Spende wurde von Dr. Wolfgang und Helga Fehrensen der Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt zur Verfügung gestellt. Das teilte die Bürgergenossenschaft mit.

Hann. Münden: Ehepaar spendet 50 000 Euro

Das Mitte des 17. Jahrhunderts erbaute Fachwerkhaus, welches seit vielen Jahren unter dem Verfall leidet und dringend saniert werden muss, gehört seit Kurzem mit offizieller Übertragung des Eigentums durch das Amtsgericht Hann. Münden der Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt e.G. Die Bauverwaltung Hann. Münden sowie die Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt habe sich seit vielen Jahren um das leer stehende und verfallene Haus bemüht und immer wieder mit der ehemaligen Eigentümerin, einer älteren in Kanada lebenden Dame Kontakt aufgenommen, heißt es von der Bürgergenossenschaft. Dabei habe der geforderte Kaufpreis eine nicht überbrückbare Hürde für die Genossenschaft dargestellt, die jetzt, mit der Spende von Dr. Fehrensen habe genommen werden können.

Die Spende habe nicht nur den Kauf des Grotefend-Hauses gesichert, sondern mache es auch möglich, dass wichtige bestandserhaltende Reparaturmaßnahmen durchgeführt werden können. „Wir wollen die Leistung der Bürgergenossenschaft unterstützen, die mit ihrem Wirken zum Erhalt des Kulturerbes unserer Stadt im erheblichen Maße beiträgt“ erklärt Dr. Wolfgang Fehrensen. Er selbst könne aus Altersgründen nicht auf der Baustelle mitarbeiten, und hoffe, dass er mit seiner Spende auch Vorbild für andere sein könne, die wie er und seine Frau die ehrenamtliche Arbeit der Bürgergenossenschaft wertschätzen und den Erhalt ihrer Heimatstadt unterstützen wollen.

„Das Haus ist nicht bewohnbar, es muss vollständig saniert werden“

Sabine Momm, Vorstandsmitglied der Bürgergenossenschaft, äußerte sich hochzufrieden über den Erwerb des Grotefend-Hauses: „Ich war sehr überrascht darüber, dass es mit dem Erwerb endlich geklappt hat“, so Momm. Für die Zukunft des historischen Gebäudes würden derzeit verschiedene Ideen diskutiert

„Das Haus ist nicht bewohnbar, es muss vollständig saniert werden, aber ich habe einen noch schlimmeren Zustand befürchtet“, sagt Sabine Momm, Vorstandsmitglied der Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt über das Grotefend-Haus.

Was genau nach dem Kauf mit dem historischen Fachwerkhaus geschehen soll, ist noch nicht klar: Eine erste Befragung habe aber ergeben, dass eine Vermietung als Wohnhaus nicht unbedingt im Sinne der Genossen sei. Eine Nutzung als kultureller Ort sei denkbar. Man befinde sich aber noch in einer Ideenfindungsphase. Ziel sei, die Substanz in jedem Fall zu sichern, auch, weil die Bürgergenossenschaft derzeit noch ein weiteres Sanierungsprojekt am Start hat. „Wir müssen zweigleisig fahren“, sagt Momm.

Hann. Mündens Stadtarchivar, Stefan Schäfer, betont, das Haus und seine Geschichte seien für das Profil der Stadt enorm wichtig: „Wir sollten die Chance nutzen, an öffentliche Gelder zu kommen“, sagt er. In diesem Zusammenhang halte er die Zusammenarbeit mit der Altorientalistik der Universität und mit dem neuen Forum Wissen in Göttingen für sinnvoll: Mit dem Grotefend-Haus könne Münden zeigen, dass auch kleinere Städte einen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte geleistet hätten, so Schäfer. Schließlich basiere die gesamte Altorientalistik auf den Erkenntnissen Grotefends, da dieser die Keilschrift entziffert habe.

Hann. Münden: „Wir sollten die Chance nutzen, an öffentliche Gelder zu kommen“

Hann. Mündens Bürgermeister Tobias Dannenberg zeigte sich ebenfalls erfreut über die Rettung des historischen Fachwerkhauses: „Für die Stadt bedeutet der Verkauf des Hauses an die Bürgergenossenschaft etwas ganz Besonderes und unterstreicht die Wertschätzung für den einstigen Bürger und anerkannten Wissenschaftler unserer Stadt“, so Dannenberg. Damit hätten die Bemühungen der Verwaltung, mit der in Kanada wohnenden Besitzerin in Kontakt zu treten und sie zum Handeln zu bewegen, endlich Früchte getragen. „Die Immobilie ist bei der Bürgergenossenschaft in besten Händen. Wir werden die Sanierung nach Kräften unterstützen“, versprach Dannenberg. (Thomas Schlenz)

Berühmter Mündener wurde dort geboren

Der Namensgeber des Grotefend Gymnasiums, Georg Friedrich Grotefend, wurde 1775 in der Ziegelstraße 39 in Münden, als Sohn eines Schuhmachermeisters geboren. Eher untypisch für die Zeit als Handwerkssohn, ließen ihm die Eltern eine ordentliche Ausbildung angedeihen, die ihm im Laufe seines Lebens dazu verhalf, als Sprachwissenschaftler und Altertumsforscher die 37 Zeichen der altpersischen Keilschrift als erster zu entziffern, was die Forschung danach voranbrachte. 

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