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Wein, Bier und viel Fleisch: Historische Wirtshäuser in Hann. Münden

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Von: Sarah Schnieder

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Alfred Hesse (18-1955) lässt uns in einem Gemälde am Prunk eines Renaissance-Mahls teilhaben. Herzog Erich II. ehelichte 1575 Dorothea von Lothringen. Die Feierlichkeiten ließ er im Römergemach des Schlosses stattfinden, welches in den 1880er-Jahren von den Restauratoren wiederentdeckt wurde.
Alfred Hesse (18-1955) lässt uns in einem Gemälde am Prunk eines Renaissance-Mahls teilhaben. Herzog Erich II. ehelichte 1575 Dorothea von Lothringen. Die Feierlichkeiten ließ er im Römergemach des Schlosses stattfinden, welches in den 1880er-Jahren von den Restauratoren wiederentdeckt wurde. © Repro: Stefan Schäfer

Zahlreiche Wirtshäuser versorgten die Bewohner in Hann. Münden. Es galten aber auch strenge Reglen, selbst in der Frühen Neuzeit. Dem Ratskeller kam eine besondere Rolle zu.

Hann. Münden – Schon seit jeher wissen die Mündener, wie man es sich gut gehen lässt. Dieser Eindruck drängt sich einem förmlich auf, wirft man einen Blick auf das, was in vergangenen Jahrhunderten in der Dreiflüssestadt so schnabuliert wurde.

Hann. Münden: zahlreiche Wirtshäuser im 16. Jahrhundert

Ob Jagdwild, Aal, Zwieback oder Schmandbrot – Mündens Kulinarik genoss einen guten Ruf, weiß Erwin May zu berichten. Und das bereits zu Herzog Erichs Zeiten. Doch was brauchte so ein ausgewachsener Herrscherhof im 16. Jahrhundert wie der Herzog Erichs eigentlich? Glaubt man einer Rechnung von Albert Brauch und seines anhand von Kämmereiregistern errechneten Durchschnitt, so beläuft sich der Lebensmittelverbrauch jährlich auf rund 5300 Malter (uneinheitliches Volumenmaß; in Preußen laut May 6,9 hl) Getreide. Dazu kamen unter anderem noch 93 Ochsen, 180 Hammel, 126 Lämmer und 1400 Hühner sowie 25 Tonnen Käse und 41 Tonnen Butter nebst Eiern, Obst und Fisch, so May. Damit sollte der Hunger gestillt gewesen sein.

Doch hatte so ein Herzog sicherlich auch Durst. Auch da soll Erich einen besonderen Hang zu einem Regionalprodukt gehabt haben: den sogenannten Questenberger – Wein, hergestellt aus am Questenberg gewachsenen Weinstöcken. Aber auch das Mündener Bier war offenbar nicht zu verachten. Aber nicht nur der Herzog verstand etwas davon, es sich gut gehen zu lassen. Die Bürger fanden auch ihren Gefallen daran. Bier und Wein wurden zu Lieblingsgetränken der Stadtbevölkerung und auf dem Rathausplatz soll es sogar einen Imbissstand gegeben haben, der Hammelfleisch vertrieb. Wer aber nun denkt, das sei ein Leben in Saus und Braus gewesen, der irrt.

Strenge Regeln und Kontrollen musste der Rat durchsetzen

Zumindest ein wenig, denn: Auch damals lief nichts ohne Kontrollen. Bereits am 18. Juli 1558 soll Herzog Erich die Stadträte darauf hingewiesen haben, dass der Rat für „Ordnung in den Mündener Schenken zu sorgen“ habe und „außerdem sei jeder ankommende Gast sofort zu erfassen und zu melden“. Das setzte der Rat auch rigoros durch. Wer sich nicht daran hielt, musste mit Lizenzentzug rechnen.

1621 soll es in Münden sieben oder acht Wirtshäuser gegeben haben, laut May mit Namen wie „Auf der hohen Leuchte“, „In der Feile, „Zur Nunnen“, „Zur stumpfen Nadel“, „Zum faulen Esel“ oder auch „Zum blauen Wunder“. Dort trank man hauptsächlich Bier – und dann selbstverständlich auch nur das originale Mündener –, für das seitens der Wirte pro Liter ein Pfennig an die Stadtkasse zu zahlen war. Wein und Branntwein für den Ausschank galt es von der Stadt zu kaufen. Hier kommt dann auch der Ratskeller ins Spiel. Erstmals 1437 urkundlich erwähnt, ließ er schon damals Mündener Genießerherzen höherschlagen.

Der Weinausschank lag lange Zeit in den Händen der Stadtverwaltung – daher auch der Name Ratskeller, denn dort war das Weindepot des Rates, da auch der Ausschank anfänglich direkt im Rathaus erfolgte. Der Ratskeller, der lange traditionell Verwaltung und Bürger auf heute unkonventionelle Art verband, hielt sich bis 1857. Dann wurde das Wirtshaus verlegt. Es sollte mehr als ein Jahrhundert dauern, bis der Keller des Rathauses wieder Lokal werden durfte, aber so ist er uns als solches doch bis heute erhalten und als Brauhaus stadtbekannt. (Sarah Schnieder)

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