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Als Janko Heimweh bekam: Hunderennen auf dem Tanzwerder in Hann. Münden

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Von: Sarah Schnieder

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Tanzwerder Hann. Münden
Man bedauerte schon 1889, dass keine vom Hunderennen gemacht wurden. Der Tanzwerder war damals noch nicht vom Schleusenkanal geteilt. Als Festwiese nutzte man den Bereich des heutigen Campingplatzes. Die alte Fuldabrücke wirkte da wie eine Tribüne. Foto entstand um 1900. © Repro: Stefan Schäfer

Für besondere Veranstaltungen war oft der Tanzwerder in Hann. Münden die richtige Adresse. So auch bei einem Hunderennen, bei dem ein Hund plötzlich Heimweh bekam.

Hann. Münden – Ob Ostern, Maifeierlichkeiten, Pfingsten und alles dazwischen – im Frühling ist viel los. In Münden ist für derlei Veranstaltungen oft der Tanzwerder die richtige Adresse. So war es auch schon in früheren Zeiten. Von Kirmes über Zirkus bis Schüttenhoff gab es einiges – auch die ein oder andere Besonderheit.

So etwa Ende des 19. Jahrhunderts, genauer: 1882 und 1889. Denn da fanden auf dem Tanzwerder Hunderennen statt. In der zeitgenössischen Presse ist die Rede von einem enormen Besucherandrang. Schon am Nachmittag ab 15 Uhr war die Besuchermenge so groß, dass sich das Publikum nicht nur an den Kassen auf der Löwenbrücke staute, sondern auch auf der Fuldabrücke, der Veckerhäger Straße und am Waldrand des Rabanenkopfs.

Neufundländer Janko rennt beim Hunderennen vom Tanzwerder nach Bonaforth

Von dort aus hatten die Besucher einen guten Blick auf das Spektakel. Und zu sehen gab es viel. Es gab Flachrennen und Hindernisrennen für verschiedene Hunderassen – beispielsweise Hühnerhunde, Neufundländer und Dackel. Bei einem dieser Rennen kam es zu einer lustigen Szene, als der Neufundländer Janko sich kurz nach dem Startschuss nach Hause verabschiedete.

In der Presse heißt es dazu: „Wie dies bei einem solchen eigentümlichen Sport nicht ausbleiben konnte, traten bei den einzelnen Rennen mancherlei heitere Szenen ein, so war der schwarze Neufundländer Janko Nr. 31 nach dem Rennsignal, vom Heimweh ergriffen, statt nach der Zielstelle, schnurstracks in entgegengesetzter Richtung kein Hindernis scheuend und die Fulda durchschwimmend nach seiner Wohnstätte, dem „Neuen Hause“ bei Bonaforth geeilt, um dieselbe nicht unbewacht zu lassen.“

Lob an Komitee bei Hunderennen in Hann. Münden

Für Aufsehen sorgte aber auch das Römische Triumphwettfahren für Hundefuhrwerke aller Art. Die Hunde zogen mittels Ledergeschirren mit Girlanden, Blumen und Fähnchen geschmückte Fuhrwerke, besetzt von mit Helm und Harnisch bekleideten Fuhrwerkführern. Besonders hervorgetan haben sich – nicht nur in Sachen Schnelligkeit der Fuhrwerke, sondern auch in Bezug auf die Verzierung derselben – die Schlachtermeister Sauer, Fulle, Bühre und Sommerfeld.

Ferner kann natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass eine weitere Berufsgruppe in großer Zahl vertreten war: die Forstakademiker. Viele von ihnen nahmen mit ihren Hunden an den Rennen teil, einige stellten aber auch das Komitee. Dazu gehörten neben Forstassessor Schumacher, Forstakademiker Brandes, Stadtoberförster Dörr und den Forstreferendaren Göbels, Lutter, Roth und Willach auch stadtbekannte Namen wie beispielsweise Georg Fischer, Louis Heede, Zuckerfabrikant Georg Wüstenfeld und natürlich auch Natermann.

Ebenfalls im Komitee war Schriftführer Fränkel. Über ihn schreibt die Presse: „Der 72-jährige junge Greis versteht es noch immer wie wir dies schon länger als 50 Jahre [...] von ihm gehört haben, den angeborenen Humor mit dem nötigen Ernst zu verbinden und dadurch der guten Sache die besten Dienste zu leisten.“ Und weiter: „Auch diesmal gebührt demselben wegen seiner besonderen Mühen und Arbeiten, gleich wie den anderen Herren Vorstandsmitgliedern Forstassessor Schumacher und Kaufmann Kosahl ganz besondere Anerkennung.“ Unterm Strich bleibt festzuhalten: Ein voller Erfolg. (Sarah Schnieder)

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