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In Wiershausen hat sich eine Spinngruppe gegründet

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Von: Petra Siebert

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Spinnen ist gar nicht so einfach: Helga Kauffeld (rechts) zeigt Claudia Bornscheuer die einzelnen Schritte des Spinnens.
Spinnen ist gar nicht so einfach: Helga Kauffeld (rechts) zeigt Claudia Bornscheuer die einzelnen Schritte des Spinnens. © Petra Siebert

Eine Gruppe von Frauen in Wiershausen hat die Kunst des Spinnens wiederbelebt, indem sie sich zusammengetan haben, um alte Spinnräder zu restaurieren.

Wiershausen – Es begann beim Leineweberfest in Wiershausen (Hann. Münden), das der örtliche Heimatverein voriges Jahr organisiert hatte. In einer Scheune waren Helga Kauffeld und Rita Wenzel von der Spinnstuben-Gemeinschaft Reinhardshagen und zeigten das Handwerk an Spinnrädern.

Hann. Münden: Spinngruppe in Wiershausen

Während es früher in jedem ländlichen Haushalt ein Spinnrad für die Winterzeit gab, schwand mit der Zeit der Bedarf an selbst hergestellten Kleidungsstücken. Doch das Interesse am Spinnen ist geblieben. Auch einige Frauen aus Wiershausen waren sehr interessiert, zum einen, weil sie selber sehr alte Spinnräder, teilweise Erbstücke aus der Familie, zu Hause haben, zum anderen, weil sie von dieser Tradition fasziniert sind. So hatten Marianne Finger und Cordula Tempel die Idee, eine Spinngruppe in Wiershausen zusammen zu rufen.

Sie alle setzen sich für die Tradition des Spinnens ein: Werner Grimme, Christine Fuchs, Rita Wenzel, Claudia Bornscheuer, Christine Kaiser, Cordula Tempel, Helga Kauffeld und Marianne Finger. Zur Spinngruppe gehören außerdem Petra Fette, Sabine Kappei und Sylvia Rinke (nicht auf dem
Sie alle setzen sich für die Tradition des Spinnens ein: Werner Grimme, Christine Fuchs, Rita Wenzel, Claudia Bornscheuer, Christine Kaiser, Cordula Tempel, Helga Kauffeld und Marianne Finger. Zur Spinngruppe gehören außerdem Petra Fette, Sabine Kappei und Sylvia Rinke (nicht auf dem © Petra Siebert

Mit dabei Werner Grimme, der stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins, zu dem auch die Heimatstube in der Alten Schule gehört. Er ist bei der Beschaffung von Spinnrädern behilflich, denn nicht jede Frau hat ein eigenes Spinnrad. „Da sind wir Henner Kowalczyk von der Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt sehr dankbar“, sagt Werner Grimme. „Er hat uns vier Spinnräder aus dem Flohmarktladen der Bürgergenossenschaft gespendet“. Hinzu kommen die Spinnräder aus der Heimatstube, so dass insgesamt zehn zur Verfügung stehen. Grimme sorgt außerdem dafür, dass alle Spinnräder gut funktionieren, repariert sie gegebenenfalls und besorgt die Wolle. Zehn Spinnräder, eins für Linkshänder, stehen zur Verfügung.

Alte Spinnräder bekommen neues Leben

Ein Spinnrad besteht aus einem Rad mit Fußantrieb, Flügel und einer Spule, auf der der Faden aufgewickelt wird. Auch können die Frauen zum Üben die Spinnräder mit nach Hause nehmen, da führt Grimme genau Buch. Er ist der „Kümmerer“ der Gruppe.

Die beiden Spinnstuben-Frauen aus Reinhardshagen erklärten sich bereit, die Wiershäuserinnen beim Erlernen des Spinnens an den Spinnrädern anzuleiten und sie zu unterstützen. Denn sie üben dieses Hobby seit Jahrzehnten aus. Zum ersten Treffen sind vier, zum zweiten sechs und zum dritten Treffen neun Frauen gekommen.

Technik und Fuktionen fodert heraus

Für diejenigen, die noch nie gesponnen haben, sind die Begriffe und die unterschiedlichen Aufbauten von Spinnrädern zunächst ganz schön verwirrend. „Ich bin jetzt zwei Mal dabei, muss mich mit dem Spinnrad und der Technik erst einmal auseinander setzen“, sagt Claudia Bornscheuer. Auch das Spinnen an sich ist neu für die meisten Frauen. Dabei zieht eine Hand die rohe und gereinigte Wolle zu einem dünnen Strang aus und die andere gibt diesen Strang an das Spinnrad. Sind drei Spulen vollgesponnen, steht das Drallen an. Dazu werden die drei Fäden auf eine vierte Spule zu einem Garn verzwirnt. Dadurch wird das Garn stabiler. Während das Spinnrad sich beim Spinnen im Uhrzeigersinn dreht, läuft es beim Drallen entgegengesetzt.

Das Drallen geht viel schneller als das Spinnen, auch wenn es nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert. „Neben etwas Fingerspitzengefühl erfordert das Spinnen vor allem Übung“, erläutert Helga Kauffeld. Man müsse das Spinnrad verstehen, jedes sei ein wenig anders.

„Rad gleichmäßig zu treten, damit es wie am Schnürchen läuft“

„Es ist gar nicht so einfach, das Rad gleichmäßig zu treten, damit es wie am Schnürchen läuft“, stellt Marianne Finger fest. „Für Spinnanfänger ist es am schwierigsten, gleichzeitig das Fußpedal zu bedienen und mit den Händen zu arbeiten“, ergänzt Rita Wenzel. Auch die stellvertretende Ortsbürgermeisterin Christine Fuchs ist dabei. „Ich interessiere mich für Traditionen und bringe sie gerne für unser Dorf ein“, meint sie. Neben dem Spinnen gibt es einen regen Austausch untereinander. Es ist ein Rahmen, in dem einem Hobby nachgegangen werden kann, für das man im Alltag keine Zeit findet. Die Wiershäuser Spinngruppe trifft sich montags, von 19 bis 21 Uhr in der Alten Schule. Interessierte aus Wiershausen sind willkommen. (Petra Siebert)

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