1. Startseite
  2. Lokales
  3. Hann. Münden
  4. Hann. Münden

Roman über Mobbing soll an Schulen im Landkreis Göttingen vorgestellt werden

Erstellt:

Von: Kim Henneking

Kommentare

Ella Friedrichs veröffentlicht ihr erstes Buch: den gesellschaftskritischen Kriminalroman „Niemandsschmerz“.
Ella Friedrichs veröffentlicht ihr erstes Buch: den gesellschaftskritischen Kriminalroman „Niemandsschmerz“. © Kim Henneking

Ella Friedrichs Roman soll an Schulen vorgestellt werden. Das Buch, ein Krimi, handelt vom Thema Mobbing. Eine Thematik, die ihrer Meinung nach, zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.

Göttingen/Hann. Münden – Die Göttingerin Ella Friedrichs hat mit „Niemandsschmerz“ ihr erstes Buch veröffentlicht. Der gesellschaftskritische Kriminalroman dreht sich um den Tod mehrerer Jugendlicher in einem Internat.

Den Ermittlern stellt sich die Frage: Wurden sie ermordet oder haben sie sich das Leben genommen, um Hass und Mobbing zu entkommen? Das Interview führte Kim Henneking.

Frau Friedrichs, in Ihrem Buch geht es um schwierige Themen wie Mobbing und Selbstmord. Wie sind Sie darauf gekommen?

Mein Papa hat mal zu mir gesagt, ich wäre auf der Welt, um sie ein Stück besser zu machen. Natürlich habe ich nicht die Macht dazu, aber ich kann den Anstoß geben, etwas zu verändern. Als Kind und als Mutter von drei Kindern ist mir das Thema Mobbing nicht fremd. Mit diesem Buch will ich zeigen, wie schlimm das für die Betroffenen ist. Mobbing gibt es überall, aber es wird oft unterschätzt und totgeschwiegen. Man muss mit Opfern, aber auch mit den Tätern darüber sprechen.

Die Geschichte spielt im Landkreis Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Warum haben Sie diese Region als Schauplatz gewählt?

Ich habe einen Ort für meine Geschichte gesucht, wo es einen mystischen Wald, Wasser und Moor gibt. Mein Mann, welcher das Buch verlegt, hat sofort an die Region gedacht und wir sind dahingefahren, um ein Gespür für die Umgebung zu bekommen.   Ich war sofort verliebt in das Nebeltal. Früher hat dort mal ein Schloss gestanden und einige Statuen sind heute noch da.  Gerade wenn die Abenddämmerung kommt, möchte man am liebsten ganz schnell aus dem Wald laufen, weil es wirklich sehr gruselig wirkt.

Sie schreiben als Erwachsene über jugendliches Verhalten. Ist Ihnen das schwer gefallen?

Ich habe ein halbes Jahr versucht, mich in diese Welt einzufühlen. Wie sprechen Jugendliche? Welche materiellen Werte sind ihnen wichtig? Wie kleiden sie sich? Ich habe sehr viel Deutsch-Rap gehört und aktuelle Serien auf Netflix gesehen. Das hat mir alles geholfen. Ich habe meinem damals 14-jährigen Sohn einzelne Szenen vorgelesen. Er war geschockt, hat aber gesagt, dass es tatsächlich so ist. Und er hat auch eine Figur für das Buch mitentwickelt.

Es gibt auch schwierige erwachsene Charaktere im Buch. Wie haben Sie die entwickelt?

Ich habe viele Leute mit Fachkenntnis im Boot. Ein Polizeichef hat das Buch gelesen und die Ermittlungsarbeit auf Richtigkeit überprüft. Eine Psychiaterin und ein Drogenberater haben mich zum Charakter des Mörders beraten.   Ich habe wochenlang im Internet recherchiert und Fachliteratur gelesen. Mir ist es wichtig, die Welt des Charakters darzustellen, damit man versteht, wie dieser Mensch fühlt und warum er so handelt. Meine Figuren haben alle ein Bild in meinem Arbeitszimmer. Und jede Szene geht tagelang durch meinen Kopf, bevor ich sie aufschreibe, bis ich weiß, wie jede Figur denkt und fühlt.

Es gibt einige schockierende Szenen von empathielosem und gewaltsamem Verhalten in der Geschichte. Wie haben Ihre Leser darauf reagiert?

Ich kann das verstehen und respektiere es, wenn Menschen sagen, dass die Geschichte ihre Grenzen überschreitet. Aber es gibt leider Jugendliche, so wie in meinem Buch, die keine Grenzen mehr kennen. Ich will bewusst schockieren und provozieren.

Haben Sie auch jugendliche Leser?

Bisher sind die meisten Leser wohl Erwachsene, vor allem Krimiliebhaber und Menschen aus der Region des Spielorts. Ich habe durchweg positive Rezensionen und Zuschriften bekommen. Und viele sagen, dass es Pflichtlektüre an Schulen werden sollte.
Sobald die Zweitauflage da ist, werden wir das Buch den Schulen vorstellen. Wir würden uns wünschen, dass es im Deutschunterricht oder Werte und Normen behandelt wird.

Ist eine Fortsetzung geplant?

Ich habe drei Teile geplant. Im zweiten Buch soll es um den psychischen und sexuellen Missbrauch von Kindern gehen.   Da arbeite ich mit einer Sozialarbeiterin zusammen und darf auf ihre Erfahrungen zurückgreifen.

Wie gehen Sie als Autorin mit diesen schwierigen Themen um?

Ich versuche immer, mich selbst zu schützen. Wenn ich merke, es geht nicht mehr, setze ich mich draußen in den Garten, spiele etwas auf meinem Tablet oder gehe mit unserem Hund und meiner Familie spazieren.   Es gab Momente beim Schreiben, an denen ich kaum ansprechbar gewesen bin und geweint habe. Ich finde, dass es wichtig ist, genau dann weiterzuschreiben, denn nur so kann es für den Leser authentisch werden. Ich muss gestehen, dass ich gelegentlich an meine Schmerzgrenze komme. Manchmal dauert es eine Weile, aber ich schaffe es immer wieder, mich da raus zu holen und positive Dinge zu sehen.

Zur Person

Ella Friedrichs (50 Jahre alt) wurde in Nordrhein-Westfalen geboren und lebt heute in Göttingen. Auch in Hann. Münden war sie einige Jahre zuhause. Die studierte Autorin hat drei Söhne und arbeitet heute in der Medienagentur You & MeDia ihres Mannes.

Auch interessant

Kommentare