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Landkreis Göttingen: Polizei warnt vor sexueller Erpressung im Netz

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Von: Jens Döll

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Jemand hält ein Smartphone in der Hand. Auf dem Bildschirm ist ein erotisches Fotos zu sehen.
Die Polizei warnt davor, Nacktbilder an Personen zu verschicken, die man nicht persönlich, sondern nur über Chats und soziale Medien kennt. (Symbolfoto) © Julian Stratenschulte/dpa

Im Landkreis Göttingen stellt die Polizei eine Onlinebetrugsmasche immer öfter fest. Sextortion beschreibt sexuelle Erpressung. Betrüger erpressen ihre Opfer mit sensiblem Material.

Landkreis Göttingen – Sexuelle Erpressung im Internet, sogenannte Sextortion, ist im Landkreis Göttingen und in der Stadt Göttingen ein Dauerthema. Das berichtet die Polizeiinspektion in Göttingen auf Anfrage unserer Zeitung.

Landkreis Göttingen: Fälle von Onlinebetrug

Im Stadtgebiet Göttingen kommen Online-Erpressungen mit sexualisiertem Inhalt regelmäßig vor, etwa ein Fall pro Woche lande auf dem Tisch der Ermittler. Dabei überwiege der persönliche Kontakt über soziale Netzwerke vor den E-Mail-basierten Erpresserschreiben, berichtet die Polizei.

Bei Sextortion handelt es sich um eine Betrugsmasche im Netz, bei der die Täter zunächst online Kontakt zu ihren späteren Opfern aufnehmen. Dies kann beispielsweise über soziale Netzwerke via Facebook, Instagram oder dem Nachrichtendienst Whatsapp geschehen. Nach ein paar allgemeinen Informationen folgen Komplimente und nette Worte, bis eine Vertrauensbasis aufgebaut wurde. Dann werden die Nachrichten plötzlich intimer, die gutgläubigen Opfer dazu ermutigt, sich vor der Webcam auszuziehen und sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen oder Nacktbilder zu senden. Anschließend erpressen sie ihre gutgläubigen Chatpartner mit dem Material. Falls nicht gezahlt wird, drohen sie damit, das Material im Internet zu veröffentlichen.

Konkrete Zahlen liegen im Landkreis Göttingen noch nicht vor

Im Raum Hann. Münden gebe es bis jetzt noch keine Fälle. Beziehungsweise, so grenzen die Beamten ein, seien keine Fälle zur Anzeige gebracht worden. In Osterode am Harz seien hingegen bislang fünf Fälle im aktuellen Jahr angezeigt und beschäftigten die Ermittler auch in regelmäßigen Abständen in 2022. Dabei sei es unter anderem zu Geldzahlungen über ausländische Konten oder Abwicklungen über Gutscheinkarten gekommen.

Auch in Bad Lauterberg am Harz habe es in den vergangenen Wochen einen Fall gegeben, bei dem allerdings keine Zahlung an die Täter vorgenommen wurde. Dieser Fall wurde angezeigt. Sextortion löse bei den Betroffenen ein hohes Maß an Scham und Schuldgefühlen aus, heißt es weiter von der Polizei. Daher werden nicht alle Fälle zur Anzeige gebracht.

Die konkreten Zahlen solcher Fälle in Stadt und Landkreis Göttingen können allerdings für das Jahr 2022 noch nicht genannt werden, da die abschließende Statistik noch nicht vorliege. Auch könne man sich nicht zu konkreten Fallbeschreibungen äußern, um die Betroffenen zu schützen.

Das Phänomen Sextortion

Die sexuelle Erpressung im Internet wird als „Sextortion“ bezeichnet und setzt sich aus den Begriffen „Sex“ und „Extortion“, dem englischen Begriff für Erpressung, zusammen. Opfer sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Immer geht es darum, Geld zu erpressen. Meistens seien die Drahtzieher in Banden organisiert, operieren vom Ausland aus oder nutzen sogenannte Bots, um ihre Erpresserschreiben per E-Mail zu verteilen. 

Polizei: Präventionsteam gibt Tipps

Bei Sextortion handelt es sich um eine Betrugsmasche im Internet. Um sich davor zu schützen, gibt Polizistin Jacqueline Emmermann, Leiterin des Präventionsteams der Polizeiinspektion in Göttingen, einige Tipps.

Um zu verhindern, Opfer eines solchen Betrugs zu werden, solle man keine Freundschaftsanfragen auf Social Media von fremden Personen annehmen. Zudem sei ein wachsamer Blick auf die Account- und Privatsphären-Einstellungen gefordert. „Seien Sie zurückhaltend mit der Veröffentlichung persönlicher Daten wie Anschrift, Geburtsdatum oder Arbeitgeber“, so Emmermann. Zudem solle man nicht vorschnell einem Videochat zustimmen.

„Im Zweifel: Kleben Sie die Chatkamera zunächst ab, um lediglich verbal zu kommunizieren und das Geschehen zu beobachten“, heißt es von der Polizistin.

Wenn man als Nutzer die Person erst seit Kurzem kenne, solle man keinen Entblößungen oder intimen Handlungen in Videochats zustimmen. Auch werde darauf hingewiesen, Anti-Viren-Programme immer aktuell zu halten, um sich vor Schadsoftware, sogenannter Malware, zu schützen. „Es gibt Malware, die Ihre Webcam problemlos aktiviert und Sie damit jederzeit filmen kann“, heißt es weiter.

Emmermann gibt auch Hinweise, wie man sich verhalten solle, wenn man bereits erpresst werde: Da die Erpressung nach geleisteter Zahlung oft nicht aufhöre, solle man kein Geld überweisen.

Trotz Scham: Anzeige bei Polizei erstatten

Auch sollte man, trotz aller Scham, Anzeige erstatten. Dafür sei es nützlich, die Chatverläufe via Screenshot zu sichern. Auch sollte der Kontakt zur anonymen Person direkt abgebrochen werden. „Kontaktieren Sie den Betreiber der Seite und veranlassen Sie, dass das Bildmaterial gelöscht wird. Nicht angemessene Inhalte kann man dem Seitenbetreiber über eigens hierfür eingerichtete Buttons melden“, so Jacqueline Emmermann.

Es gebe, neben dem persönlichen Kontakt, auch eine zweite Variante von Sextrotion. Diese ist eher dem Phänomen „Spammail“ zuzuordnen. Via Mail behaupten die Täter, kompromittierende Sexvideos aufgenommen zu haben und fordern dann Geldbeträge, damit diese nicht veröffentlicht werden. So geben sie sich beispielsweise als russischer Hacker aus, der vollen Zugriff auf den Account hat. Der Hacker habe kompromittierendes Material gefunden, das er veröffentlichen werde, wenn innerhalb einer Frist nicht 550 US-Dollar überweisen werden. Dazu kommen Erklärungen, warum das Benachrichtigen der Polizei sinnlos sei und warum die Antiviren-Software des Computers versagt habe. Verschiedenste Arten dieser Mails sind im Umlauf, der genannte Inhalt stammt aus einer Spammail, die der Redaktion vorliegt. Diese Mails werden oft massenweise und ohne konkretes Ziel versandt. (Jens Döll)

Im Landkreis Northeim werden vermehrt Fälle von Sextrotion festgestellt. Im Landkreis Kassel gab es einen Fall im Sommer 2022. Allgemein warnt die Göttinger Polizei vor Betrug im Internet.

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