Beste Roteichen gesucht: Wissenschaftler sichern Gen-Material aus den Landesforsten

Wissenschaftler sichern Gen-Material von Rotbuchen. Dabei sind sie in Niedersachsen, Hessen und Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt unterwegs. Hann. Münden kommt dabei Bedeutung zu.
Hann. Münden – In Niedersachsen und weiteren Bundesländern sind aktuell Baumkletterteams unterwegs und ernten Roteichen-Reiser aus den Baumkronen. Reiser sind abgeschnittene Triebe, die dann als Befruchter dienen. Das berichtet Michael Rudolph von den Landesforsten.
Hann. Münden: Versuchsanstalt legt Gen-Datenbank an
Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA), die auch einen Standort in Hann. Münden unterhält, sucht in Niedersachsen, Hessen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt die besten Roteichenbäume, um deren Genmaterial zu untersuchen und langfristig Saatgut zu gewinnen. Ziel ist die Auswahl und Vermehrung von Roteichen, die für die Wiederbewaldung dringend benötigt werden.

Forstwissenschaftler halten gezielt nach solchen Eichen Ausschau, die besonders trockenresistent sind und sich im Klimawandel bewähren. In den Niedersächsischen Landesforsten waren die Teams in den Forstämtern Neuhaus, Seesen, Wolfenbüttel und Harsefeld unterwegs. Martha Töppe ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der NW-FVA in Münden und vor Ort mit dem Kletterteam im Einsatz.
Mit einer speziellen Seiltechnik klettert Lars Herzog-Hawelka von der Firma „Herzog-Seilklettertechnik“ in 35 Meter hohe und 60 Jahre alte Eichen-Baumkronen. Dort schneidet er Reiser und sichert die Zweige nebst Knospen in beschrifteten Folienbeuteln für die wissenschaftliche Untersuchung im Labor.
Im Verbund mit Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt forschen die Universität Göttingen
In der Baumschule der NW-FVA werden die Reiser wie im Obstbau auf Roteichenunterlagen gepfropft und Knospenproben für genetische Untersuchungen genommen. Die Pfropflinge werden später in ein Klonarchiv ausgepflanzt, um das genetische Material der ausgewählten Roteichen zu sichern und neue Samenplantagen aufzubauen. „Unser Ziel ist es, den Markt mit höherwertigem Forstvermehrungsgut unter sich ändernden klimatischen Bedingungen nachhaltig zu versorgen“, sagt Martha Töppe über das Verbundprojekt mit Namen RubraSelect.
Im Verbund mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt forschen auch die Universität Göttingen, das Thünen-Institut, das Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde, der Staatsbetrieb Sachsenforst und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg an dem umfangreichen Vorhaben. Martha Töppe ist in der Abteilung Waldgenressourcen der Forschungseinrichtung in Hann. Münden für das Projekt zuständig. „Hochwertiges und leistungsfähiges Forstvermehrungsgut ist enorm wichtig für die Schaffung klimastabiler und ertragreicher Wälder“, erklärt sie die Bedeutung des Projekts mit dem Ziel, den Wald auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten.
Schließlich soll er auch unter geänderten Klimabedingungen weiterhin alle Funktionen erfüllen, begründet die Wissenschaftlerin. Hierzu gehöre auch, den wachsenden Bedarf an Holz zu decken. Denn die Holznutzung diene durch die Bindung klimarelevanten Kohlenstoffdioxids (CO₂) auch dem Klimaschutz, wird Martha Töppe zitiert.
Projekt wird aus Bundesmitteln gefördert
Das Projekt wird aus Mitteln der Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) durch die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) im Rahmen der Förderrichtlinie des Waldklimafonds gefördert. (Jens Döll)
Das Projekt „Naturwälder Niedersachsen“ besteht seit 50 Jahren. Forschung dazu wird in Hann. Münden betrieben. Eine kleine Jubiläumsfeier fand in Hessisch Oldendorf (Landkreis Hameln-Pyrmont) statt. Die Wälder sollen ohne den Eingriff des Menschen gedeihen. Der Riesen-Bärenklau kann schädlich für Mensch und Natur sein. Gerade im Sommer stellt die Pflanze eine Gefahr dar. Die Landesforsten gingen gegen die Pflanze in der Region vor.