1. Startseite
  2. Lokales
  3. Hann. Münden
  4. Hann. Münden

Kegelclub in Hann. Münden wird 70.: Kegelbahn auf dem Wohnzimmertisch

Erstellt:

Von: Jens Döll

Kommentare

Glück und eine ruhige Hand“: Willi Schluckebier zeigt sein Können am Tischkegelspiel. Sigrid Frankfurth (links) und Helga Koch schauen zu.
„Glück und eine ruhige Hand“: Willi Schluckebier zeigt sein Können am Tischkegelspiel. Sigrid Frankfurth (links) und Helga Koch schauen zu. Das Tischkegelspiel für das heimische Wohnzimmer hat sich der Kegelclub Blau-Weiß 52 aus Hann. Münden bereits Ende 2019 angeschafft. © Jens Döll

1952 von Fußballern in Hann. Münden gegründet, nun bereits 70. Jahre alt: Der Kegelclub Blau-Weiß 52. Gekegelt wird seit geraumer Zeit Zuhause, mit einem Tischkegelspiel.

Hann. Münden – Kegeln im heimischen Wohnzimmer. Das betreiben die Mitglieder, oder eher Mitkegler, des Kegelclubs Blau-Weiß 52 aus Hann. Münden im Wohnzimmer von Uschi und Ralf Bertram. Das Tischkegelspiel schafften sie bereits Ende 2019 an, bevor 2020 das Vereinsleben wegen Corona nahezu zum Erliegen kam. An dem zwei Meter langen Spielfeld feiern die Kegelbrüder und -schwestern nun das 70-jährige Bestehen ihres Clubs.

Kegler in Hann. Münden: „Für uns steht die Geselligkeit im Vordergrund“

„Für uns steht die Geselligkeit im Vordergrund“, sagt Kegler Willi Schluckebier. An Stadtmeisterschaften und Wettbewerben nehmen sie lange nicht mehr teil, dafür ist die Mannschaft zu klein. Elf Mitglieder zählt der Kegelclub. Bis vor dem Ausbruch der Pandemie waren sie alle zwei Wochen zum gemeinsamen Kegeln im Restaurant Weserblick in Gimte, davor im Freizeit Inn. Vor zehn Jahren, um die Zeit ihres 60. Geburtstages, trafen sie sich noch regelmäßig im Mündener Bergschlösschen.

„Nachwuchs ist Mangelware“, sagt Mitglied Wolfgang Frankfurth. Die Keglerinnen und Kegler sind alle schon etwas älter. Ältestes Mitglied ist Gerda Gottfried mit 88 Jahren. Sie ist mit 60 Jahren erst Clubmitglied geworden.

Früher sei der Kegelsport „ein großes Ding“ gewesen, berichten die Clubmitglieder. In den 70er Jahren seien die Keglermeisterschaften in Hann. Münden ein Ereignis mit dutzenden Vereine gewesen. Dazu sei dann immer noch ein rauschendes Fest gekommen. Seit geraumer Zeit habe der Sport aber an Bedeutung verloren, es gebe immer weniger Hobbykegelclubs und auch weniger Bahnen. „Bei den Jüngeren ist das amerikanische Bowling beliebter“, sagt Ralf Bertram.

Tischkegler im Wohnzimmer: Im Vordergrund ist die Tischkegelbahn von Blau-Weiß 52 zu sehen. Unser Bild zeigt im Hintergrund (hintere Reihe von links) Sigrid Frankfurth, Ralf Bertram, Wolfgang Frankfurth und Uschi Bertram. In der vorderen Reihe sind Elke Waldmann, Rosi Schluckebier, Gerda Gottfried, Willi Schluckebier und Helga Koch zu sehen.
Tischkegler im Wohnzimmer: Im Vordergrund ist die Tischkegelbahn von Blau-Weiß 52 zu sehen. Unser Bild zeigt im Hintergrund (hintere Reihe von links) Sigrid Frankfurth, Ralf Bertram, Wolfgang Frankfurth und Uschi Bertram. In der vorderen Reihe sind Elke Waldmann, Rosi Schluckebier, Gerda Gottfried, Willi Schluckebier und Helga Koch zu sehen. © Jens Döll

Leider kein Nachwuchs für Kegelclub

Nach langer Durststrecke wegen Corona wird nun am Wohnzimmertisch von Familie Bertram gekegelt. Die Kegel, das Holz, sind im Miniaturformat, der Ball ebenso. Mit einer kleinen, beweglichen Rampe wird dieser Ball auf Geschwindigkeit gebracht und auch gezielt. „Da ist Glück und eine ruhige Hand gefragt“, sagt Frankfurth. Alle Kegelvarianten wie Abräumen und Bilderkegeln sind auch mit der „Heimvariante“ möglich.

„Wir können damit am Spaß weiter teilhaben. Zielen und Konzentration sind gefragt, bei einem Fehlwurf ärgert man sich auch mal“, berichtet Ralf Bertram. Aber die Fehlwürfe gehören eben zu dem Sport dazu. In zwei Gruppen wird gespielt, Männer und Frauen zusammen. Damit niemand warten muss, haben sie sich noch das Geschicklichkeitsspiel Jakkolo angeschafft. So können sie immer im Wechsel spielen.

Ziel: Der Club soll 100. Jahre alt werden

Trotz aller Unwägbarkeiten, dazu gehört auch die weitere Entwicklung der Pandemie, lassen sich die Elf Blau-Weißen ihren Humor nicht nehmen. „Unser Ziel ist es, dass der Club seinen 100. Geburtstag auch noch schafft“, sagen sie. Auch auf ihren aktuellen Geburtstag sind sie stolz: „Es gehört schon viel Herzblut dazu.“ Neben dem Sport gehörten auch Ausflüge wie an den Gardasee, in den Spreewald und in die Niederlande zum Keglerleben.

„Warum kegeln wir nicht? Da haben wir mal die Chance zu gewinnen“

Der Kegelclub Blau-Weiß 52 ist aus mehreren verlorenen Fußballspielen der TSG Münden hervorgegangen. Nachdem am 14. Januar 1952 wieder einmal ein Spiel verloren wurde, ärgerten sich zwei Kicker auf dem Nachhauseweg darüber. Als sie am Keglerheim an der Kasseler Straße vorbeikamen, meinte einer der Männer: „Warum kegeln wir nicht? Da haben wir mal die Chance zu gewinnen“.

Das war die Gründung des Kegelclubs, der Blau-Weiß heißt, weil in diesen Farben Fußball gespielt wurde. Gründungsmitglieder waren Karl Pröschold, Helmut Schild, Ernst Wenzel, Herbert Henke und Willi Braun. Pröschold leitete den Club 18 Jahre lang. Gekegelt wurde im Haus Weserland und im Weserblick Gimte, bis 2008 als reine Herrengruppe. Parallel dazu gab es seit 1983 eine Damenmannschaft, die im Bergschlösschen ihr Domizil hatte. Als es in beiden Gruppen immer weniger Mitglieder wurden, schlossen sich Frauen und Männer 2008 zusammen. (Jens Döll)

Auch interessant

Kommentare